Aus: Der Buchstabe Dal
VII. (7)
Der Frömmling hat gespannt sein Netz,
Und seinen Becher aufgemacht,
Er hat mit dem Gebäu des Trugs
Dem Himmel Gaukelei gemacht,
Der Himmel aber schlägt sofort
Ihm Eier auf dem Kopf entzwei, 1
Weil er aus seiner Gaukelei
Uns hat Geheimniße gemacht.
Komm Schenke, komm, und gieb mir Wein,
Das schöne Kind des frommen Manns
Hat sich in seinem Glanz gezeigt,
Und mir Liebkosungen gemacht.
Was für ein Spieler ist denn dies,
Der aus dem Ton Irak sein Lied
Begonnen hat, und dann zum Ton
Hedschas den Uebergang gemacht. 2
O komm mein Herz, wir flüchten uns
Zum Zufluchtsort, zu unsrem Gott,
Vor jenem, der die Aermel kurz,
Die Hände aber lang gemacht.
Verleg dich nicht auf Künstelei,
Denn Jedem, der in seinem Thun
Nicht frey und offen handelt, wird
Die Thür der Liebe zugemacht.
Am Tage des Gerichts, an dem
Die Wahrheit aufgedecket liegt.
Wird Jeder, der verborgene
Bedeutung glaubt, beschämt gemacht.
Wohin so lieblich schwankest du?
Du schönes Reh: wohin? bleib' stehn!
Verlaß dich nicht auf das Gebet,
Das der Scheinheilige gemacht.
O schmäh' die Trunknen nicht,
Hafis! du bist von Ewigkeit
Durch Gott zu einem Menschen, der
Die Gleißnerei entbehrt, gemacht.
1 Die Frömmlinge, Priester,
Sofis, Scheihe sind nichts als Gaukler und
Taschenspieler, die es dem großen Gaukler und
Taschenspieler der Welt in dem Loos gleich thun wollten.
Dieses aber betrügt sie, wie Taschenspieler öfter einen
dummen Menschen dem Gelächter ihrer Zuschauer
preisgeben, indem sie ihm weis machen, sie würden ein
paar Eier unter seinem Haar verstecken, sie legen ihm
dieselben auf den Kopf und zerschlagen sie dann.
2 Irak
und Hedschas, zwey verschiedene Tonarten der
persischen Musik.
|