Aus: Buchstabe Dal
4.
Komm! schon stürzt des Himmels Türke
Auf der Faste Speisen1
Und des Festes Neumond deutet
Auf des Bechers Kreisen.
Fast' und Wallfahrt sind Verdienste,
Die nur Jenen frommen,
Die den Staub der Liebesschenke
Zu besuchen kommen;
War's doch in der Schenke Winkel
Mir bestimmt zu wohnen.
Jenen, der dies Haus erbaute,
Möge Gott belohnen!
Schön ist das Gebet des Mannes
Dem, von Schmerz durchdrungen,
Nur das Herzblut und die Thräne
Dient zu Reinigungen.2
Für des Freundes Anblick halte
Dich dem Aug' verpflichtet,
Weil das Auge nur mit Einsicht
Alle Dinge schlichtet.
Was der Weinrubin wohl koste?
Des Verstandes Gemme.
Komm, denn dieser Handel bringet
Niemand in die Klemme.
Weh, dass heut des Scheïches Augen,
Die so lüstern blinken,
Stolz auf Jene niederschauten,
Die da Hefe trinken!
Am Altar der krummen Brauen
Betet unverdrossen
Wer sich mit dem Blut gewaschen,
Das sein Herz vergossen.
Sollte heut nach dem Imame
Die Gemeinde fragen,
Wein nur reinige den Ssofi,
Möget dann Ihr sagen.
Lass Hafis und nicht den Prediger
Dir von Liebe schwätzen,
Sollt' auch dieser noch so künstlich
Seine Worte setzen.
1 D.h.: Die Fastenzeit
geht zu Ende; der Türke des Himmels, d.i. die räuberische Zeit, nimmt
auch die Faste mit sich fort.
2 Anspielung auf die gesetzmässige Reinigung mit Wasser vor dem täglich
fünfmaligen Gebete.
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