Mohammed
Schemsed-din Hafis
(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)
1 Der Freund, durch den
das Haupt des Galgens erhöht ward, d.h. der den Galgen zu hohen Ehre
brachte, war Hussein Manssur Halladsch, d.i. der Wollkrämpler, dessen
Biographie Tholuck in seiner Blüthensammlung aus der morgenländischen
Mystik, Berlin 1825, in deutscher Übersetzung aus Ferideddin Attar's
Teskeretulewlia, d.i. die Biographie der Heiligen, mitgetheilt hat. Er
war aus Beidha, einem Flecken in Fars, gebürtig und zu Wassith erzogen.
Seine mystischen Schriften, seine Beredsamkeit und der Glaube, dass er
die Wundergabe besitze, das Geheimste was in den Häusern vorging, nicht
minder als die geheimsten Gedanken zu errathen, zogen ihm zwar viele
Freunde, doch noch mehr Feinde und Neider zu. Er soll zuerst die Lehren
von der Einheit des Wissenden mit dem Gewussten verbreitet haben, welche
er in die Worte: Ena'l-hakku, d.i. Ich bin die Wahrheit, kleidete. Er
wurde, nachdem er von einer Reise nach Indien, Transoxana und China
zurückgekehrt war, wohin er sich, wie er behauptete, begeben hatte, um
jene abgöttischen Länder zu dem Einen wahren Gotte zu bekehren, der
Irrlehre und vorgeblicher Wunder beschuldigt und von den Imamen Bagdad's
einstimmig zum Tode verurtheilt. Nach den furchtbarsten Martern, zu
deren Erleidung der Rausch der Schwärmerei ihm übermenschliche Kräfte
gegeben hatte und unter denen er unaufhörlich seinen obigen Satz
wiederholte, wurde er im J. der Hidschra 309 (921 n. Chr.) unter dem
Chalifate Muktedir Billah's als Ketzer gehangen.
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