Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Dal

53.

Es hat der Ost, ein froher Bote,
Die Kunde gestern mir gebracht,

Der Tag der Leiden und des Grames
Sei bald zu Ende hier gebracht.

Ich habe die zerriss'nen Kleider
Den Frühwein-Sängern zugedacht

Zum Lohne für die frohe Kunde,
Die mir der Morgenwind gebracht.

Komm, komm, o Paradieses-Huri!
Riswan,1 der dort am Thore wacht,

Hat bloss aus Liebe zu den Herzen
Herab dich auf die Welt gebracht.

Ich will mich nach Schiras begeben,
Nun mir die Huld des Freundes lacht;

O des so schönen Weggefährten,
Den mir mein gutes Glück gebracht!

 Mein Herz hat zu dem Zelt des Mondes
Gelangen manches Ach gemacht,

Als jenes Mondgesicht im Zelte
Es in Erinn'rung sich gebracht.

Versöhne mich! Denn diese Mütze,
Aus weicher Decke nur gemacht,

Hat schon so manche harte Schläge
Der Königskrone beigebracht.2

Es schwang Hafis empor zum Himmel
Des Sieges Fahne und der Macht,

Als an des hohen Königs Throne
In Sicherheit er sich gebracht.3

1 Riswan, der bereits erwähnte Name des paradiesischen Pförtners.

2 D.h. nach Sudi's Commentare: dieses mein weiches Gemüth hat schon manchem Könige Widerstand geleistet.

3 Durch den Ausdruck: Rajeti Manssur, d.i. die siegreiche Fahne, die Fahne des Sieges, spielt Hafis auf den Namen Königs Manssur des Musafferiden an, zu dessen Thronbesteigung er dieses Ghasel dichtete.

 

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