Aus: Buchstabe Te
2.
Meines Auges Halle will ich
Dir zum Neste weih'n:
Lass' in ihr dich gnädig nieder.
Denn das Haus ist dein.
Deines Maals und Flaumes Anmuth
Stahl der Weisen Herz:
Unter'm Korn und Netze birgst du
Wunderbaren Scherz.
Werde glücklich durch die Rose,
Morgen-Nachtigall!
Denn die ganze Wiese füllet
Dein verliebter Schall.
Weise meines Herzens Heilung
Deiner Lippe zu:
Den Rubin, der fröhlich machet,1
Birgst im Schatze du.
Ist's als Körper dir zu nahen
Auch unmöglich mir,
Liegt als Thürstaub meine Seele
Bündig doch vor dir.
Meines Herzens Baarschaft leg' ich
Jedem Schelm nicht vor:
Nur dein Siegel und dein Zeichen
Wahrt des Schatzes Thor.
Süsser Reiter! Welcher holden
Puppe bist du gleich!
Selbst des Himmels Pferd2 gehorchet
Deiner Peitsche Streich.
Strauchelt schon des Himmels Gaukler,3
Was soll ich erst thun
Bei den Listen, die dir Schlauem
In der Tasche ruh'n?
Selbst der Himmel eilt zum Tanze,
Wenn dein Lied erklang:
Denn Hafisens süsse Verse
Tönet dein Gesang.
1 Jakuti muferrich, der
fröhlich machende Rubin, ist der Name eines aus Rubin bereiteten
Arzneimittels.
2 Der Vergleich des Himmels mit einem Pferde kommt bei orientalischen
Dichtern sehr häufig vor; er wird gewöhnlich: das blaue Pferd
genannt.
3 Auch ein Gaukler, ein Taschenspieler wird der Himmel, d.i. das den
Menschen so häufig täuschende Schicksal genannt.
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