Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Dal

149.

Ich und Heil und fromme Werke!
Niemand glaubt doch wohl daran:

Denn bei'm Trunkenbold der Schenke
Hält dies Jeder nur für Wahn.

Diese alten Kleiderlappen
Werf' ich desshalb nur auf mich,

Dass ich Wein darunter berge,
Und es Niemand denke sich.

Sei auf's Wissen und auf's Handeln
Nimmer stolz, gelehrter Mann!

Weil doch Niemand seine Seele
Dem Geschick' entziehen kann.

Unbethört von Duft und Farbe1
Leere du das Glas getrost:

Denn der Wirthe Wein nur reinigt
Dir das Herz vom Gramesrost.

 Zwar, o Herz, ist es das Auge,
Das bei dir den Wächter macht:

Doch, dass dich der Wächter selber
Nicht bestehle, habe Acht!

Mühe dich mit regem Fleisse,
Hoffest du, o Herz, auf Lohn:

Denn es trägt, wer nichts vollbrachte,
Unverdient ihn nicht davon.

Rednern Worte vorzutragen,
Nimm, Hafis, dich wohl in Acht!

Perlen schenkt man keinem Meere
Und Juwelen keinem Schacht.
 

1 D.h.: Nicht zerstreut durch den Duft oder die Farbe irgend eines anderen Gegenstandes.

 

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