Aus: Buchstabe Dal
154.
Auf dem Markt der Seelenspieler1
Ruft man eine Kunde aus;
Hört sie, hört Ihr, die Ihr wohnet
Im Bereich des Liebchengau's:
»Schon so manchen Tag vermissen
Wir der Rebe Töchterlein:
Sie entfloh, um frei zu handeln:
Holt, o holt die Flücht'ge ein!2
Von Rubin sind ihre Kleider,
Bläschen krönen ihr das Haupt;
Wahret Euch vor ihren Ränken,
Da sie Geist und Klugheit raubt.
Wer die Bittre3 bringt, dem geb' ich,
Statt Halwa4, die Seele hin;
Bärge sie der Schlund der Hölle,
Nun so dringet selbst in ihn.
Bitter ist sie, scharf und rosig,
Zecht, bleibt ganze Nächte aus;
Bringt sie, wenn Ihr sie gefunden.
Alsbald in Hafisens Haus!«
1 D.i.: Auf dem Markte der Liebe, wo man
seine Seele auf's Spiel setzt.
2 Dieses Ghasel dichtete Hafis bei Gelegenheit eines verschärften
Weinverbotes.
3 Dem Wein pflegen orientalische Dichter die Eigenschaft des
bitteren beizulegen.
4 Die Perser pflegen den Finder oder Zurücksteller einer verlorenen
Sache mit einer Art Zuckerwerk zu bewirthen, das Halwa, d.i. die
Süsse heisst.
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