Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Schin

17.

Erprobt hab' ich mein Schicksal
In dieser Stadt1, mithin

Muss fort ich aus dem Wirbel
Mit meinem Bündel zieh'n.

Weil ich so häufig seufze
Und nage an der Hand,

Setzt' ich den Leib, wie Rosen,
Mir Stück für Stück in Brand.

Wie schön hat nicht der Sprosser
Gesungen gestern Nacht,

Als auf dem Zweig die Rose
Ihr Ohr weit aufgemacht:

»O Herz, sei frohen Muthes!
Den Freund mit rauhem Sinn

Setzt das Geschick, zur Strafe,
Auch nur auf Rauhes hin.

Willst du, die Welt behandle
Dich weder weich noch hart,

So meide weiche Bande,
Und Worte harter Art.

Stieg auch die Unglückswoge
Empor zum Himmel schon,

Des Weisen Glück und Bündel
Wird doch nicht nass davon;

Und wären die Genüsse
Von Dauer, o Hafis,

Auf seinem Throne sässe
Dschemschid noch ganz gewiss.«
 

1 In Schiras nämlich.

 

zurück