Aus: Buchstabe Mim
23.
Auf! Lasst uns der Ssofis Kutte
Tragen in der Schenke Haus,
Tragen frommer Bräuche Mantel
Auf den Trödelmarkt hinaus!
Wir verstopften uns die Ohren
Vor des Pred'gers Fabelwort!
Tragen wir die Schmach der Possen,
Thoren gleich, noch länger fort?
Dass die Siedler alle greifen
Nach dem Glas voll Morgenwein,
Tragen wir die Morgenharfe
Zu des Wirthes Thor hinein.
Als Geschenk der Reise tragen
Für den trunk'nen Calender
Wir den Teppich frommer Bräuche
Und den woll'nen Mantel her.
Pflanzt' auf uns'ren Weg ein Frömmler
Desshalb Tadelsdorne hin,
Tragen wir aus Rosengärten
In der Strafe Kerker ihn.
Unser Wollkleid, das befleckte,
Bringe uns nur Spott und Hohn,
Tragen wir, bei solcher Tugend,
Noch der Wunder Ruhm davon.1
Wenn das Herz, die Zeit nicht schätzend,
Sich enthält der Thätigkeit,
Tragen wir nur Scham von hinnen,
Als die einz'ge Frucht der Zeit.
Immer regnet es nur Tücken
Von dem hohen Himmelsdach:
Auf! Dem Weinhaus übertragen
Wir den Schutz vor Ungemach.
Werden wir im Feld der Lüste
Lang noch irren, und bis wann?
Lasst uns um die Strasse fragen,
Die zum Ziel uns führen kann.
Jenen Bund den wir geschlossen
In dem sicher'n Thal mit dir,
- Sprichst du: »Zeige dich:« wie Moses -
Tragen zur Erfüllung wir;2
Schlagen deines Ruhmes Pauke
Auf des Himmelsthrones Knauf,
Tragen deiner Liebe Fahne
Auf das Himmelsdach hinauf,
Und die Erde deines Gaues,
Uns zum Ruhme allzumal,
Tragen morgen auf dem Scheitel
Wir in's Auferstehungsthal.
Giess' Hafis, dein Wangenwassser
Nicht vor jedes Nied'ren Thor:3
Tragen wir dem Herrn der Nöthen
Lieber uns're Nöthen vor!
1 D.h. Bei der Tugend des Zechens
bedürfen wir des Ruhmes der Wunder nicht.
2 Das sichere Thal, Wadii ejmen, heisst jenes Thal, wo Moses das
Prophetenkleid und seine Wunderruthe fand und Gott der Herr ihm
erschien. Hier wird darunter der Wohnort des Geliebten verstanden. Jenen
Bund, meint der Dichter, den ich mit dir in deinem Wohnorte geschlossen,
werde ich treu in Erfüllung bringen, wenn du, wie Moses: "Zeige dich!"
zu mir sprichst, d.i. mich zu dir bescheidest. Eine Anspielung auf eine
Koranstelle, wo es heisst, dass Moses zu Gott gesagt: "Zeige dich mir!"
3 D.h. Gib deine Ehre nicht jedem Niedrigen Preis, würdige dich nicht
herab.
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