Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Mim

74.

Wo weilt die frohe Kunde deiner Liebe,
Dass ich beseligt ihr entgegen ziehe

Und, als ein Vogel heiliger Gefilde,
Dem Netze dieser Erdenwelt entfliehe?

Bei deiner Liebe sei es hier geschworen!
Willst du als deinen Diener mich erkennen,

So will ich freudig dem Gelüst entsagen
Gebieter mich von Zeit und Raum zu nennen.

Dass du den Regen deiner Leitungswolke
Herab mir sendest, Herr, ist meine Bitte,

Eh der Moment erscheint wo ich, als Stäubchen
Empor mich schwinge aus der Menschen Mitte.

Nie ohne Wein und nie auch ohne Sänger
Verfüge auf mein Grab dich zum Besuche,

Auf dass ich mich, bei deinem süssen Dufte,
Zum Tanz erhebe aus dem Leichentuche.

Bin ich gleich alt, so magst du doch nicht minder
Mich einmal Nachts mit Innigkeit umfangen,

Auf dass ich jung mich deinem Arm entwinde
Wenn in der Früh die Sonne aufgegangen.

Erhebe dich, lass deinen Wuchs mich schauen,
O Götze du von lieblicher Geberde,

Auf dass, Hafisen ähnlich, ich entsage
Der eig'nen Seele und der Lust der Erde!
 

 

 

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