Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Mim

77.

Welche Verwirrung wohl ist's die im Laufe des Mondes ich sehe?1

Voll ist von Tücke - ich seh's - so auch von Bosheit die Welt.

Mit den Müttern im Krieg und im Streite sind immer die Töchter,

Und den Vätern - ich seh's - wollen die Söhne nicht wohl.

Dumme nur trinken sich voll mit Sorbet aus Rosen und Zucker

Und die Weisen - ich seh's - nähren mit Herzblut sich nur.

Der arabische Zelter ward unter dem Sattel verwundet,

Und der Esel - ich seh's - trägt einen Halsring aus Gold.

Meister! Vernimm nun den Rath Hafisen's: »Geh' hin und thu' Gutes!«

Ist dieser Rath doch - ich seh's - mehr als ein Perlenschatz werth.
 

1 D.h. Welche Verwirrung der Welt ist's, die ich am Himmel lese? - Dies Ghasel dichtete Hafis bei Gelegenheit des Einbruchs Timur's in Persien.

 

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