Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Je

29.

Am Tage, wo um Recht du strittest,
Half dir der Himmel wunderbar:1

Wie wirst du nun dafür ihm danken?
Was bring'st du ihm zum Danke dar?

Im Gau der Liebe kauft man nimmer
Das was der Prunk der Fürsten heisst:

Erkenne, dass du Gottes Diener,
Gestehe dass sein Knecht du sei'st.

Sprich zu dem Manne der gefallen,
Und dem Gott selbst gereicht die Hand:

»Dir sei es Pflicht den Gram zu lindern
Der die Gefall'nen übermannt.«

O Schenke, tritt mit froher Kunde
Der Lust, zu meiner Thür herein,

Um aus dem Herzen mir zu bannen
Ein Weilchen nur die Erdenpein!

Wer auf der Würden Strasse wandelt
Hat viel Gefahren zu besteh'n:

D'rum frommt es dir an solchen Hügeln
Nur leichtgeschürzt vorbei zu geh'n.

Auf Kriegerheere sinnt der Herrscher,
Und Schatz und Kron' ist sein Begehr;

Doch Seelenruh g'nügt dem Derwische,
Im Winkel eines Kalender.

Nur nach dem Maass des Muth's und Strebens
Wird das was man gewünscht erreicht,

Und was ein König fromm gelobte,
Dazu verhilft die Gnade2 leicht.

Ein weises Wort will ich dir sagen,
Gibst du Erlaubniss mir dazu:

»Weit besser ist als Krieg und Händel,
O Augenlicht! die Friedensruh'.«

Den Staub zufried'ner Armuth wische,
Hafis, dir nimmer vom Gesicht,

 Denn Besseres als diese Erde3
Erzeugt die Alchimie wohl nicht!
 

1 Dieses Ghasel dichtete Hafis zur Zeit, als König Manssur die Turkomanen aus seinem Lande vertrieben hatte.

2 Die Gnade Gottes nämlich.

3 D.i. Als dieser Staub zufried'ner Armuth.

 

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