Aus: Buchstabe Te
56.
Des Festes Eintritt sei gesegnet dir, o Schenke;
Doch des gegeb'nen Wort's erinn're du dich auch!
Grüss' mir der Rebe Kind und sprich zu ihm: »Erscheine!
Denn es entband vom Gram dich meines Strebens Hauch.1
Dass du das Herz gehabt - dies setzt mich in Erstaunen -
Das Herz so lange Zeit den Freunden zu entzieh'n.
Gottlob, der Herbstwind that nicht Schaden deinem Garten,
Wo Buchs und Rose blüh'n, Zipressen und Jasmin.
Fern sei der böse Blick! Vor jenem Sturm bewahrte
Dich dein gerühmter Stern, dein angebornes Glück.
Mit deiner Ankunft kömmt der Frohsinn in die Kreise:
Will dir ein Herz nicht wohl, so treff' es Missgeschick!«
Hafis, lass aus der Hand dies Noëschiff2 nicht
gleiten,
Sonst schwemmt dein Haus dir weg die Sündfluth böser Zeiten.
1 Wie der Hauch des
Ostwindes die Rose aus den Banden befreit, in denen sie als Knospe
gefesselt war, eben so ist es jetzt, sagt Hafis, scherzweise, gleichsam
meinem Streben, meiner Grossmuth zu danken, dass der Wein die Tochter
der Rebe, deren Genuss während des Fastenmondes verboten war, nun, wo
das Bairamsfest eintrat, wieder erlaubt wurde; wie dieses zur Zeit Schah
Schedscha's der Fall war, der den Wein sehr liebte.
2 D.i.: Das Weingefäss, so genannt, weil Noë
für den Erfinder des Weines gilt und manche Trinkgefässe die Form eines
Nachens haben.
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