Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Te

75.

Seit der Gram um Ihn mein Herz bewohnet,

Ist Sein Haar nicht schwärzer als mein Sinn;

Seine Feuerlipp' ist Lebenswasser,

Feuer sprüht sein Wasser auf mich hin.1

Eifrig sucht der Huma meines Strebens

Lebenslang schon jenes Hohen Spur;

Seine Hochgestalt ist's, die ich liebe:

Denn Verliebte suchen Hohes nur.

In dem Schatten2 Seiner Huld nur lebend.

Ward ich dessen nun beraubt. Warum?

Ambradüfte haucht der Morgen heute:

Treibt mein Freund sich auf dem Feld herum?

 Meines Augenmeeres Thränen fassen

Eine Welt in Perlen hell und reich.

Hoch, Zipresse, stieg der Ruf Hafisens,

Der Beschreibung deines Wuchses gleich.
 

1 D.h.: Seine glänzende Erscheinung entflammt mich zur Liebe.

2 Schatten, Saje, und Schutz sind dem Orientalen gleichbedeutende Begriffe.

 

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