Aus: Buchstabe Te
78.
Deiner Wange Bild begleitet
Freundlich mich in jedes Land;
Deines Haares Düfte bilden
Meiner wachen Seele Band.
Gegen jeden Widersacher,
Der da nichts von Liebe weiss,
Ist die Schönheit deiner Züge
Wohl der sprechendste Beweis.
Sieh, der Apfel deines Kinnes
Warnet, also sprechend, dich:
»Tausende, wie Joseph1, stürzten
Schon in meinen Brunnen sich.«
Wenn zu deinem langen Haare
Meine Hand den Weg nicht fand,
Ist's die Schuld des wirren Looses
Und der Kürze meiner Hand.
Zu dem Pförtner, der das Inn're
Des Palast's bewachet, sprich:
»In den Thürstaub meines Thronsaal's
Setzet stets ein Armer sich;
Tief verhüllt vor meinem Blicke
Ist dem Scheine nach er zwar,
Doch dem Blicke des Gemüthes
Stellt er sich erfreulich dar.
Klopft Hafis einst, um zu betteln,
An ein Thor, so schliess' ihm auf;
Denn mein Mond2 weckt sein Verlangen
Schon durch vieler Jahre Lauf.«
1 Joseph, der Sohn Jakobs
und der Rahel, ist den Orientalen das Ideal männlicher Schönheit.
2 D.h.: Mein schönes Antlitz.
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