Max Dauthendey
(1867-1918)
Wenn wir lieben
Wenn wir lieben, sind wir zeitlos,
Liegen bei den tiefsten Feuern,
Sehen dann von Ferne bloß,
Daß die Lebensstunden sich erneuern.
Werden wie die Gottheit groß,
Fühlend in die Höhen, Tiefen, Breiten,
Wissend alles, was vorüberfloß
An den Quellen der Unendlichkeiten.
Wissend, liebend jed' Geschehen,
Mitgenießend alles, was die Welt genoß,
Sehend, ohne mit dem Aug' zu sehen,
Untergehend und bestehend Schoß im Schoß.
Aus: Max Dauthendey
Gesammelte Werke. In sechs Bänden.
Vierter Band: Lyrik und kleinere Versdichtungen.
Albert Langen München 1925 (S. 406)
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