Richard Dehmel
(1863-1920)
Lobgesang
Wie das Meer
ist die Liebe:
unerschöpflich,
unergründlich,
unermeßlich:
Woge zu Woge
stürzend gehoben,
Woge um Woge
wachsend verschlungen,
sturm- und wetter-geberdig nun,
sonneselig nun,
willig nun dem Mond
die unaufhaltsame Fläche -
doch in der Tiefe
stetes Walten ewiger Ruhe,
ungestört,
undurchdringbar dem irdischen Blick,
starr verdämmernd in gläsernes Dunkel -
und in der Weite
stetes Wirken ewiger Regung,
ungestillt,
unentwirrbar dem irdischen Blick,
wild verschwimmend im Licht der Lüfte:
Aufrausch der Unendlichkeit
ist das Meer
ist die Liebe.
Aus: Richard Dehmel
Gesammelte Werke
in drei Bänden. Band 1 S. Fischer Verlag Berlin 1920 (S. 71-72)
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