Ernst Christoph
Homburg
(1607-1681)
Proceflus Amoris
Die Liebe schlieret sich zu erst den Augen ein/
Alsdann so kreucht sie fort gar in das Hertz hinein;
Sie bleibet nicht vergnügt/ sie immer förder lencket/
Biß sie sich vollens gar wo anders hin gesencket.
Aus: E. C. Homburgs
Schimpff-
und Ernsthaffte Clio Erster und Ander Theil
1642 [ohne Seitennumerierung] (pdf S. 339)
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Auff eine Liebes-Ungedult
Kom Todt! kom süsser Todt! Enbinde mich der Schmertzen/
Entzeuch mich Amors Grimm/ stich/ stoß mir nach dem Hertzen;
Wie aber? Wann er mich gebracht ins Grab hinein/
Wird auch die Seele dann der Flammen ledig seyn?
Aus: E. C. Homburgs
Schimpff-
und Ernsthaffte Clio Erster und Ander Theil
1642 [ohne Seitennumerierung] (pdf S. 370)
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De suo incendio
Die Glut/ die Liebes-Glut/ darvon mein Hertz entklimmet/
Wie dort Vesuvius; die Glut/ die Liebes-Glut/
Die meinen Geist verzehrt/ wie iedes Fewer thut/
Geht Troja weit vorbey/ und alle Macht benimmet;
Weil Troja nur ein Mensch gestecket in den Brand/
Mich aber selbst ein Gott in aller Welt bekandt.
Aus: E. C. Homburgs
Schimpff-
und Ernsthaffte Clio Erster und Ander Theil
1642 [ohne Seitennumerierung] (pdf S. 372)
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An seine Julia
Weil Lufft/ Glufft/ Glut und Flut/ das grosse Haus der Erden
Vor ihrem Untergang und Fall erhalten werden;
So lange bleib' ich dir mit Gunsten beygethan/
Weil weder Grab noch Tod uns beyde trennen kan.
Dann ob mich gleich der Todt/ das dürre Grab/ umbgibt/
Bleibt meine Seele doch allzeit in dir verliebt.
Aus: E. C. Homburgs
Schimpff-
und Ernsthaffte Clio Erster und Ander Theil
1642 [ohne Seitennumerierung] (pdf S. 378)
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An seine Chloris
Das Küssen liebest du/ wilt doch nicht wieder küssen;
Wilt du geküsset seyn/ so wirst du selber müssen
Gewehnen dich zum Kuß: kömpt dir es nicht zu Sinn/
Gib was du von mir hast/ und nim/ was dein ist/ hin.
Aus: E. C. Homburgs
Schimpff-
und Ernsthaffte Clio Erster und Ander Theil
1642 [ohne Seitennumerierung] (pdf S. 428)
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Mann und Weib ist ein Leib
Man saget zwar/ daß Mann/ und Weib/
Und Weib/ und Mann nur sey ein Leib;
Doch wann ein Knüttel noch darbey/
Wie? Werden nicht der Leiber drey?
Aus: E. C. Homburgs
Schimpff-
und Ernsthaffte Clio Erster und Ander Theil
1642 [ohne Seitennumerierung] (pdf S. 439)
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