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Emil Rittershaus
(1834-1897)
Die Sonne meines Lebens
Du bist die Sonne meines Lebens
Und lieben hast Du mich gelehrt,
Ich aber bin die Sonnenblume,
Die sich nach Dir, o Sonne, kehrt!
Mein Lebensglück, es kann ersprießen
Bei Dir, du Holde, nur allein!
Die Sonnenblume kann nur blühen
Im lichten, lieben Sonnenschein.
(S. 377)
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Ich sprach zur Sonne
Ich sprach zur Sonne: "Sprich, was ist die Liebe?"
Sie gab nicht Antwort, gab nur goldnes Licht.
Ich sprach zur Blume: "Sprich, was ist die Liebe?"
Sie gab mir Düfte, doch die Antwort nicht.
Ich sprach zum Ew'gen: "Sprich, was ist die Liebe?"
Ist's heil'ger Ernst? Ist's süße Tändelei?
Da gab mir Gott ein Weib, ein treues, liebes,
Und nimmer fragt' ich, was die Liebe sei!
(S. 414)
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Siehst im Lenz Du Rosen blühen
Siehst im Lenz Du Rosen blühen, frage nicht, wie viele blühn!
Laben Dich der Sonne Strahlen, frage nicht, wie heiß sie glühn!
Daß ich lieb' Dich heiß und innig, jeder meiner Küsse spricht,
Doch wie heiß, wie groß mein Lieben, süße Liebste, frag' es
nicht!
(S. 429)
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Aus: Gedichte von
Emil Rittershaus
Sechste Auflage Breslau 1880
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