Langin (Barbara Helena) (17. Jh.) - Liebesgedichte

 

Langin (Barbara Helena)
(17. Jh.)

 

Hochzeit-Gratulation

So viel der Unterschied sich Arten hat erfunden /
Die einen Liebes-Schluß bey zweyen vest gemacht /
Und in des Ehstands-Band die Pflichten eingewunden /
So hat doch Tracien das sonderste erdacht.
Hier hat kein süßer Rauch den Wolcken zugeflogen /
Der von dem Weyrauch sonst in Liebes-Tempeln raucht:
Noch grüne Myrrthen-Zweig ob Lieben sich gebogen /
Wie sich das alte Rom bey Trauungen gebraucht:
Diß war der Hochzeit-Pracht / man ließe Kohlen kommen /
Auff die ein zarter Stahl zu glüen auffgelegt /
Der eines Buchstabs-Form die Gleichheit abgenommen /
Und solcher wurde dann in beyder Stirn geprägt.
So ließe Thracien sich zu der Eh verbinden /
Jetzt drückt die Liebes-Gluth sich in die Seelen ein /
Und können Hand in Hand so schlechte Pflichten finden /
Als dort durch heißen Stahl kont eingepräget seyn.
Zwar pfleget fast die Lieb allhier der Thracer Sitten /
Indem sie selber sich in diese Nahmen prägt:
Zwey L verknüpffet sie / sie stehet in der Mitten /
Und hat des Priesters Hand auff solchen Schluß gelegt.
In Sina hieße man diß eine Sünd begehen /
Wenn bey Verliebten sich ein gleicher Nahme fand /
Doch kann diß nicht zur Sünd in unser Ehen stehen /
Weil uns des Himmels Huld darinn giebt freye Hand.
So fügen sich denn Glück und Liebe vest zusammen /
Wo dieses Adel-Paar mit ihrer Liebe geht:
Blaß Himmel tausend Guts zu diesen schönen Flammen /
Damit ihr Wohlstand stets auff frischen Rosen steht.

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Gedicht aus: Teutschlands Galante Poetinnen
Mit ihren sinnreichen und netten Proben
Nebst einem Anhang Ausländischer Dames So sich gleichfalls durch Schöne Poesien bey der curieusen Welt bekannt gemacht, und einer Vorrede Daß das Weibliche Geschlecht so geschickt zum Studieren / als das Männliche ausgefertiget von Georg Christian Lehms Franckfurt am Mayn
Zu finden bey Samuel Tobias Hocker
Gedruckt bey Anton Heinscheidt Anno 1715 (S. 100)

siehe auch:
http://de.wikisource.org/wiki/Teutschlands_Galante_Poetinnen


Biographie:
Von Nürnberg im Edel-gecrönten Blumen-Orden Erone genannt, eine galante Poetin beydes im Teutschen / als auch Französischen / aus welcher letzteren Sprache sie auch unterschiedene nützliche Wercke in unsere übersetzt hat. Sie ist daneben eine zierliche Mahlerin / und kann sonst mit allerhand künstlichen Sachen aus Wachs / Helfenbein / Alabaster / wohl umgehen. Eine Probe ihrer netten Poesie giebt uns Paullinus in dieser Hochzeit-Gratulation zu lesen.
Aus: Teutschlands Galante Poetinnen Mit ihren sinnreichen und netten Proben Nebst einem Anhang Ausländischer Dames
So sich gleichfalls durch Schöne Poesien bey der curieusen Welt bekannt gemacht, und einer Vorrede Daß das Weibliche Geschlecht so geschickt zum Studieren / als das Männliche
ausgefertiget von Georg Christian Lehms Franckfurt am Mayn
Zu finden bey Samuel Tobias Hocker
Gedruckt bey Anton Heinscheidt Anno 1715

 

 


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