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Anna-Maria Lasinsky geb. v.
Knapp
(1782-1839)
Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
Die Liebe Gottes in Christo
Beuge dich vor Christus Namen, Seele!
Tief im Staub' dich dem Erhab'nen hin,
Daß er mit dem Himmel uns vermähle,
Kam er Sünder an die Brust zu zieh'n.
Großer Dulder! der vom Sühn-Altare,
Liebend winkt zu nun entwölkten Höhn,
Auferstehung lächelt an der Bahre,
Ruhe, wo die Sieges-Palmen wehn.
Sanftmuth, Liebe, Duldung, höh're Weihe,
Strahlte dir auf rauhem Pilger-Gang,
Den kein heit'rer Tag im Blüthen-Maie
Ebnete vom sturmbewegten Drang.
Und in schwarzer, lang verhalt'ner Tücke
Gab man dir, o Göttlicher! den Tod -
Für die Feinde flehten deine Blicke,
Scheidend war Versöhnung dir Gebot.
Großes Opfer! das des Ew'gen Rechte
Hehr im Mensch voll Göttlichkeit bewährt,
Daß nur Tugend rein dein Herz bewegte,
Hast Erhabner! du am Kreuz gelehrt.
Doch wo blieb der Sinn von deinen Worten?
Wo das fromme, gottgeweih'te Fleh'n?
Wo die hocherhab'ne Duldung dorten
Auf der Leidens-Stätte heil'gen Höh'n?
Liebevoll nur lehrtest du uns beten
Zu dem hohen Geist des weiten All,
Deine Worte zu dem Vater flehten,
Sprach nur das Gefühl, nie leerer Schall.
So laßt uns auch beten - jede Stelle
Weihe sich dem Frommen zum Altar,
Andacht weck' dem Durstigen die Quelle,
Die aus Christo fleußet rein und klar.
(S. 6-8)
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Morgen-Betrachtung
Es winkt der Morgen hehr in goldner Pracht,
Des Himmels Harmonie entweichet nun die Nacht,
In Lichtgang steigt die Sonne, sie beleuchtet
Das große Schlummerzelt -
Den Halm entküßt sie mild der Nacht, umfeuchtet
Vom Perlen-Thau, sie zeigt den Blüthen-Schmuck der Welt.
Ich fühle dich aus Frühlings-Lüften weh'n
O Gott! mir sagt es laut im weiten All dein Geh'n,
Daß du es bist, der diese Schöpfung lenket;
Wie prangt der kühle Hain
Im Morgenduft, der grüne Lauben tränket,
Und alles nennt der Mensch im Hochgefühle sein.
Dem Blumen-Schoos entlockte die Natur,
Mit Wundern übersäet, Eines Gottes Spur,
Die allgewaltig hin zum Aether winket;
O laßt uns Weisheit seh'n
Im Thaue, den der Rose Purpur trinket,
Im neuentsproßten Halme, den die Schnitter mäh'n!
In Wonne ist erwacht aus Schlummerduft
Die Schöpfung neu, umhaucht von milder Frühlings-Luft,
Entkeimt sind Wunder zahllos ihrem Schooße,
Die Zeichen weiser Macht;
Belebt rief sie im lieblichsten Gekose
Unendlichkeit zum Licht, im Farbenspiel der Pracht.
(S. 18-19)
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Wiedersehen
Willkommen mir, o Freundin! bei dem Saitenspiele,
Das dein Gesang in sanfter Harmonie belebt,
Erinn'rung weckte mir die heiligen Gefühle,
Dacht' ich der Sympathie, die Wonne uns gewebt.
O laß' ertönen Liebe! jene hehren Lieder,
Die ach! so lang' nicht mehr entzückten mir das Ohr,
Ich höre dich und fühle jene Freude wieder,
Die uns vereint umfing im frohen Jugend-Chor.
Ich öffne dein Klavier! o komm' und laß' mich hören
Die reinen Töne in der Silber-Saiten Klang,
Aus diesem holden Jugend-Traum soll mich nichts stören,
Vernehm' ich deinen mir so lieblichen Gesang.
Doch wie? die Tasten wagt' ich leise zu berühren?
Sie stocken theils verstimmt, kein Ton schlägt rein mehr an,
Sie werden nicht in holde Jugendträum' mich führen;
Ist dies dein Saitenspiel? bethört mich eit'ler Wahn?
Ach Freundin! wie, du weinst? dir bricht die Stimm' in Thränen,
Der Wange sanft entrollend, du bist tief gerührt -
Und meine Worte weckten Wehmuth, soll ich's wähnen?
Was ist's, das dir den Sturm in deine Brust geführt?
Laß Theure! Mitgefühl im Busen dir beschwören
Den Wogendrang, den ach! mein Wiederseh'n erregt,
O laß Geliebte! mich des Kummers Sprache hören,
Die unaufhörlich dir dein Innerstes bewegt.
Hat deines edeln Geistes schöne Harmonien
Des kurzen Daseyns launenvoll Geschick zerstört?
Auch deiner Jugend frohe Lieder mußten fliehen,
Die dir des jungen Lebens trüben Sinn gewehrt?
(S. 26-28)
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Sehnsucht
Wiederseh'n!
Wink' mir zu den lichten Höh'n,
Wo die Schmerzgefühle schweigen,
Die sich in den Schoos der Mutter neigen.
Wiederseh'n!
Nur in deinen Schatten weh'n
Balsam-Düfte für die Wunden,
Die für immer jenseits uns entschwunden.
Wiederseh'n!
Wo sich zahllos Welten dreh'n,
Und den Geist in jenen Chören
Nicht im Druck mehr Schmerzgefühle stören.
Wiederseh'n!
Wo dem Dulder Palme weh'n,
Dort, wo nie sich Herzen trennen,
Die in Seelen-Sympathie sich kennen.
Wiederseh'n!
Blick' ich auf zu Himmelshöh'n,
O! dann schweigt der Sehnsucht Sprache,
Dort nur stöhnet keine Erdenklage.
Wiederseh'n!
Laß mich glaubend zu dir fleh'n,
Was im Staube mir verschlungen,
Hat sich Liebe, Sehnsucht dort bedungen.
(S. 33-34)
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Meinem Gatten an seinem 41ten Geburtstag
Gleite sanft hin Bach! an dem grünen Ufer,
Wo der Reb-Stock prangt in der höchsten Fülle,
Weck' ihn rieselnd uns aus des Schlummers Fessel,
Freude dem Vater!
Seinem Fest ertönt nun ihr Wonnelieder!
An dem Haus-Altar, in dem Kinder-Kreise,
Weithin hallt! wir freu'n uns des guten Vaters
Heil'gen Geburtstag.
Möge viele Jahr' dich beglücken Wonne!
Dich umschweben Freud' in den künft'gen Tagen,
Mehr, denn einst geschah in den frühern Horen,
Bester der Väter!
Dir itzt winden wir um die Schläfe, Theur'ster!
Blumen, hehren Schmuck, die wir längst gepfleget,
Daß sie zierten dich an des hohen Tages
Festlicher Feier.
Und es blüh'n auch dir diese jungen Zweige!
Früchte spenden einst zu der höchsten Labung,
Wann das Silber-Haar deinem Haupt entwallet,
Krone des Alters. -
(S. 51-52)
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Erkenntniß
In dem reinen, höhern Streben
Sucht der Geist den Weg zur bessern Welt,
In des Herzens seligstem Erbeben,
Schwingt die Seele sich zum Sternen-Zelt.
Dort, wo Sonnen zahllos glänzen
In der großen, unermeß'nen Bahn,
Reihen funkelnd sich zu Sternen-Tänzen
Venus, Gemma und der prächt'ge Schwann;
Wo sich Allmacht endlos reget,
Ordnung thront und hohe Himmelspracht,
Die des Menschen Innerstes beweget,
Tiefdurchdrungen von des Schöpfers Macht.
Vater! alle Wesen preisen
Hier im Staube deine Herrlichkeit,
Hoch und tief in uns verhüllten Kreisen
Dehnt sich weithin aus Unendlichkeit.
Selbst der Herrscher legt die Krone,
Die zum Lohn oft herben Druck ihm beut,
Hin, und suchet Ruh' an deinem Throne,
Die nicht Diadem und Glanz ihm leih't.
Und des Sklaven Ketten lichtet
Vater aller! tröstend nur dein Wort;
Leiden werden nur durch dich geschlichtet,
Du bist einzig Duldenden ein Hort. -
Selbst das bunte Glück oft fliehet
Seiner Fährte glänzend stolze Pracht',
Läßt zurück den ird'schen Tand und ziehet,
Demuth fühlend, zu des Schöpfers Macht.
Alles Hoffen, alles Sehnen
Kehret aus dem endelosen All
Hin zu dir in stummen, sanften Thränen,
Wie in holder Freude Jubel-Schall.
Alle Leidenschaften schweigen,
Wenn die fromme Seele zu dir fleht,
Hoffnung, Liebe, Tugend, Reue beugen
Glaubend sich vor deiner Majestät.
(S. 57-59)
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Meine Wünsche
Am Silber-Bach, im Schatten einer Linde,
Wo murmelnd eilt die Well' zum stillen Teich,
Mir Kühlung säuseln sanft im West die Winde,
Da schmück' o Flora! mir ein kleines Reich. -
Es kreiseln hier die munteren Forellen,
Sich sammelnd um den kleinen Fischer-Kahn,
Das Brodt erhaschend im Krystall der Wellen,
Wenn buntgefleckt auf meinen Ruf sie nah'n.
Auch nisten Vögelchen in Schatten-Gängen,
Die pflegt' ich treu mit freudetrunk'nem Blick,
In der Natur geheiligten Gesängen
Schreckt' sie hier nichts vom grünen Zweig zurück.
Hier nah'te ihnen nicht in list'gen Schlingen
Der Tod, kein Jäger mit gespanntem Hahn
Käm' her und lähmte ihrer Freiheit Schwingen,
Strebt' mit verstecktem Netze sie zu fahn.
Denn dicht umzäunte eine Ahorn-Hecke
Mein Gärtchen mir im engbegrenzten Thal,
Und froh durcheilt' mein Fuß die kleine Strecke,
Die alles beut zum ländlich stillen Mahl.
Hier pflanzt' ich Trauerweiden und Platanen,
Dort Lerchen, Erlen bei dem Hagedorn;
Wo Nachtigallen lieblich flötend mahnen
Zum süßen Schlummer an dem kühlen Born,
Da blühen Nelken, Veilchen, Anemonen
Und Immortellen bei der Rose Gluth;
Jasmin umdufte purpurrothe Bohnen,
Es winde Singrün sich zum Eisenhut.
[Singrün=Immergrün]
Vergißmeinnicht, das Sinnbild frommer Treue,
Dies blüh' im Thal voll holder Lieblichkeit,
Bescheiden, wie des Himmels lichte Bläue,
Ists's Blümchen edler Freundschaft nur geweiht.
Die Wege sind mir rein mit Kies bedeckt,
Gesträuche wehren dicht dem Sonnenstrahl,
Rothkehlchen necken sich, im Laub verstecket,
Auf Blüthenranken in dem schönen Thal.
Es führet mich auf goldumstreifte Höhen
Ein Weg, geschützt von dichtverzweigtem Laub,
Nicht scheue ich die steile Bahn zu gehen,
Der Schattengang ist kühl und frei von Staub.
Die Ferne, die das Auge kaum erreichet,
Sie winket mir vom schroffen Felsenrand,
Wo sanft erhöht das Ufer rückwärts weichet,
Lacht blühend mir der Rebe schönes Land.
Es prangen Trümmer dort auf steilen Höhen,
Der Söller schimmert noch von alter Pracht,
Obgleich ihn wilde Ranken überwehen -
Wo bliebst du Größe stolzer Erden-Macht?
Ihr Hütten, wo der fleiß'ge Landmann wohnet,
Umsäuselt von der Frucht-Bäum' jungem Grün,
Wo Fröhlichkeit, Genügsamkeit noch thronet,
Wie zieht es mich zu euerm Anblick hin!
Empfindung schauet hier des Schöpfers Güte,
Anbetung staunet hier im Geist den Herrn,
Hier, wo der Muse hehre Götter-Blüthe
Die Stirn des Dichters schmückt beim Abend-Stern.
Es bleibe heil'ge Freistätt' mir dies Oertchen,
Kehr ich am Abend müde hin zum Hain;
Vertrauen öffnet mir das kleine Pförtchen
Zum Heiligthume an dem alten Rhein.
(S. 66-69)
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An die Natur
Ja! ewig im Entzücken deiner Freuden
Möcht' ich, Natur! die trunk'nen Blicke weiden, -
Du giebst allein dem Herzen jenen Frieden,
Den Gottes Güte uns schon hier beschieden.
Der milde Aether, der die Welt umschwebet,
Uns stets erquickt, mit frohem Sinn belebet,
Ihn schuf des Vaters Huld uns zu beglücken,
Um unser Daseyn liebend auszuschmücken.
Der Kiesel-Bach, der meinen Fuß umspület,
Die Wange von des Mittags Schwüle kühlet,
Ist mir ein Lichtstrahl deiner Huld und Güte,
Du wirst des Wohlthuns nimmer, nimmer müde.
Dort jene Fern, die meine Sehnsucht wecket,
Bei Nebelduft durch Täuschungen mich necket,
Mir lockt sie ach! ins Aug' der Wehmuth Thränen,
Aufregend frommes, still erwachtes Sehnen
Nach sorgelosen, längst entschwund'nen Tagen.
Wo hohe Wipfel in die Wolken ragen,
Sah ich als Kind der goldnen Stern Gefunkel,
Das mir den Pfad erhellt' beim Abend-Dunkel,
Und mich ermahnt' zur Ruhe, süßem Schlummer;
Entschwunden jedem herben Erden-Kummer
Erwacht' an seiner Brust ich zum Entzücken,
Im Frühlingsweh'n mit Rosen mich zu schmücken;
Anbetend lag ich dann in deiner Feier
Natur! im Geiste hocherhaben, freier,
Gestärkt, nur Selbstveredlung zu erstreben,
Schwand mir die Welt, ich wünscht' ihr zu entschweben
Zu dir, Unendlichkeit! die wir nur ahnen,
Du ziehst mit Flammeninschrift deine Bahnen
Am Himmelszelt in großen Labyrinthen,
Wo endlos Harmonien sich verbinden.
(S. 81-83)
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Der G .... C ... gewidmet
Du Bild der engelgleichen, sanften Güte!
Das Liebe hehr und reizend ausgeschmückt,
In Harmonie sprichst du zu dem Gemüthe,
Das reine Sympathie mit dir beglückt.
Die Grazien umschweben deine Schritte,
Mein Auge sah bewundernd nach dir hin,
Da du verweiltest einst in uns'rer Mitte -
Es wollte mich zu deinen Füßen zieh'n!
Und hörst du fern in leisen Lüftchen säuseln
Ein Lispeln, das dir sanfte Kühlung weht,
Wo um den Kahn der Newa Wellen kräuseln
Und freudig sich die Woge um ihn dreht: -
Dort werd' ich nie vergessend dich umschweben,
Dem Ideal hast Leben du verlieh'n;
Die Muse wirst in Wonne du beleben,
Mich zieht Erinn'rung mächtig zu dir hin.
(S. 94-95)
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Gott in der Natur
Es ist ein Gott!
O hört Jehovas Stimme!
Das Sternenheer bezeuget seine Spur.
Es ist ein Gott,
Vor dem im Staub sich krümme,
Gebeugt in Staunen, jede Kreatur.
Es ist ein Gott!
Ihm jubelt jedes Leben
Im All, das mächtig er zum Lichte schuf.
Es ist ein Gott,
Vor dem die Geister schweben
Von Welt zu Welten hin nach seinem Ruf.
Es ist ein Gott,
Dem froh entgegenstreben
Die Knospen, öffnend sich des Frühlings Licht.
Es ist ein Gott,
Der Wonne uns gegeben,
Die heiter aus des Himmels Bläue spricht.
Es ist ein Gott!
Er rufet Harmonien
In jedes Leben, das die Tugend ehrt;
Es ist ein Gott,
Vor dem die Laster fliehen,
Wenn hehr der Mensch des Schöpfers Stimme hört.
Es ist ein Gott!
Hoch aus Unendlichkeiten
Weht jedes Denkers Geist sein Odem an.
Es ist ein Gott,
Dem wir entgegenschreiten,
Zu ihm empor führt die verhüllte Bahn.
Es ist ein Gott!
Und aus dem Labyrinthe
Führt Hoffnung zu ihm hin am starken Stab.
Es ist ein Gott!
Die Unschuld in dem Kinde
Sie spricht von ihm, wie Helden-Muth am Grab.
Es ist ein Gott!
Dies schrieb mit Flammenzügen
Des Schöpfers Liebe in die Menschen-Brust.
Es ist ein Gott!
Ja Thoren nur betrügen
um dies Bewußtseyn sich, des Himmels Lust.
Es ist ein Gott!
Zu jenen Azurhallen
Winkt er empor aus der Verwesung Staub.
Es ist ein Gott,
Zu dem die Geister wallen,
Entblühen sie der Knospe ird'schem Laub.
(S. 95-98)
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Mein Gärtchen
Liebes Gärtchen! weih' ich in dir die Stunden
Der Erinn'rung, Zauber nur, Wonne, Freude
Mich umweh'n im Farbengemisch so lieblich
Duftender Blumen.
Wie der Knospe alle so hold entblühen!
Reizend, schön geschmückt in des Morgens Kühle,
Voll der unaussprechlichen, milden Schönheit -
Göttliche Spende!
Weithin duften röthlichen Geiß-Blatts Ranken,
Wohlgeruch enthauchet der Linde Blüthe,
Kleinen Sängern wölbend das dunkle Laub zum
Tempel der Liebe.
Plätschernd gleitet übers Gestein die Welle,
Wie Krystall enthüpfet sie perlend abwärts,
Gleich Demantgefunkel im Sonnenstrahle
Glänzen die Tropfen.
Nah' dem Rand' Vergißmeinnicht freundlich blühen,
Oeffnend Kelche, blau wie der Azur, die mir
Schmückt Natur zum kleineren Gärtchens Eingang,
Wohnung der Freude.
Zart wie Sammt Aurikeln so lieblich duften,
Röthlich prangen sie an dem niedern Stängel;
Tulpen vielgesprenkelte zeigen Farben
Stolzer der Sonne.
Purpurrothe Röschen! wie herrlich öffnen
Eure Knöspchen sich in des Morgens Kühle,
Neuen Reiz entfaltend dem Auge, hohe
Wonne bereitend.
Schöner wie die Wange der holden Jungfrau
Liebe röthet, also zur Seit' auch blühen
Schwestern, aus gekräuseltem, weichen Moose
Strebend zum Lichte.
Reiner Sand bedeckt die schmalen Stege,
Veilchen mit Maßliebchen umranden alle,
Dunkelrothgesprenkelte, holde Blümchen,
Frühlings-Genossen.
Reben an geglättete Stäb' sich ranken,
Oben krumm gebeugt, einen Laubgang wölbend,
Gelbe Blüthen, ähnlich Reseda, hauchen
Reiche Genüsse.
Weiße Blüthen zieren die grünen Zweige,
Bienen schwärmen summend darinnen, Honig
Sammelnd, Vorrath kommendem Winter; edles
Vorbild des Fleißes!
Goldlack, dichtgereihet zu langen Sträußchen
Hoch am Stängel, dunkelgebräunt in Fülle
Prangen Kronen gleichzeitig; goldne Schmucks
Wonniger Anblick!
Vielgezacktem, hellgrünem Laub entwindet
Sich der Schnee-Ball, ähnlich den weißen Wölkchen,
Die am Himmel Lämmer-Gelock gleich schweben,
Mildernd die Röthe.
Flieder-Bäumchen dort an der schlanken Pappel
Beugt die Fülle nieder zur Mutter Erde,
Kelche mannigfaltig sie öffnen schöne
Zierden der Beeten.
Nebenduft erglänzet in kleinen Perlchen,
Labung spendend; nahet des Mittags Schwüle,
Neigt das Haupt sich, lechzend nach kühlem Abend
Ruhe verheißend.
Tief gesenkt beküßt das Gezweig der Weide
Sanft bewegt die Well' mit den kleinen Blättchen;
Wo der Bach entrauschet zum jähen Absturz,
Murmelnd und kosend,
Da steht auch das Hüttchen erbaut der Freundschaft,
Unterm Moos-Dach Friede nur weilt, Gesundheit
Pflegt hier die Natur, in der reichsten Fülle
Herrlichen Frohsinn.
(S. 119-123)
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Die Spinnerin
Schnurre du mein Rädchen!
Spinne mir ein Fädchen,
Feiner noch wie Seide;
Meiner Augen Weide
Ist der weiße Lein,
Der mir füllt den Schrein.
Schnurre du mein Rädchen!
Braven deutschen Mädchen
Kann dich nichts ersetzen,
Sie dich höher schätzen,
Als den Schmuck von Gold,
Alle sind dir hold.
Schnurre du mein Rädchen
Flink mir um das Drähtchen!
Tanzen, Jubeln, Singen
Weiß sich zu erringen,
Kann die Spinnerin,
Bringt ihr Fleiß Gewinn.
Für das Haus zu sorgen
Weckt mich früh der Morgen,
So dreht sich das Rädchen
Flinker noch um's Drähtchen,
Unterm Dach von Stroh
Lebt es sich so froh!
Brausen draus die Winde,
Läufst du mir geschwinde,
Fritzen harrt sein Liebchen
Hier im warmen Stübchen
Bei des Lämpchens Schein
Deckt auch Schnee den Hain.
Meinem Turteltäubchen,
Schnäbelt's mit dem Weibchen,
Streich ich das Gefieder,
Schäkernd pickt's am Mieder -
Klopft mir dann das Herz
Hoch vor süßem Schmerz.
Denn es geht vom Munde
Flüsternd in die Runde;
"Fritzens Braut ist Käthchen!"
Leise schnurrt mein Rädchen,
Sprechen sie vom Tanz
Und dem Hochzeitskranz.
Schnurre denn mein Rädchen!
Spinne fein das Fädchen!
Ist der Fleiß der Bräute
Doch die Augenweide
Dem, der freien kam,
Wie dem Bräutigam.
(S. 133-135)
_____
aus: Gedichte von A.
M. Lasinsky geborne v. Knapp
Koblenz 1827 gedruckt bei B. Heriot
Biographie:
Lediglich ein biographischer Hinweis unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Adolf_von_Lasinsky
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