(c) Juana Kreßner
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Antonio de Trueba
(1819-1889)
Braune Mädchen - blonde Mädchen
I.
Mädchen mit dem Schnee im Antlitz,
Mädchen mit den blonden Flechten,
Blumen sind sie, aber duftlos,
Blumen, aber nicht die ächten.
Ihr des Nordens eis'ge Söhne,
Mögt die Blonden ihr verehren:
Wie der Schnee auf Euren Sierras
Werden sie Euch Lust gewähren!
Aber wir hier in Kastilien
Nur die Braunen Wonne nennen,
Denn wir lieben nur die Seelen,
Die wie unsre Sonne brennen!
Braune Locken hatte Christus,
Braune hatte Magdalene,
Braune Locken schmückten sicher
Einst Kastiliens Jimene,
Einst Zulema von Granada,
Aragonien's Isabelle,
Sie, die in der Lieb' Annalen
Prangen ewig, leuchtendhelle!
Braune Mädchen, lieblichbraune,
Pflegt's in Spanien nur zu geben;
Braun ist sie, die ich anbete:
"Hoch, die Braunen sollen leben!"
II.
Also zu der Braunen Ruhme
Tönen spanische Gesänge,
Rufen an selbst die Geschichte:
Die verleugnet solche Klänge!
So in rabenschwarze Locken
Wandelt um Kastiliens Menge,
O Jesu, o Magdalena,
Eurer Locken Goldgepränge.
Bin denn nicht auch ich geboren
Hier in Spanien's Lustgezelte,
Wo die Liebe ist der Himmel
Und die Hölle ist die Kälte.
Aber nicht sind's braune Wangen,
Die ich von der Lieb' begehre:
Denn von Rosen und von Lilien
Ist die Wang', die ich verehre!
Jungfrau Du mit blauen Augen,
Die ich sah' in Thränen stehen,
Als vergoldete "der Todten
Sonne" vor dem Untergehen
Mit dem matten Strahl die Sierra:
Wohl in wehmutsvollem Sehnen
Weintest Du, und ich, ich liebe
Deine Lieb' und Deine Thränen!
(Übersetzt von Johannes Fastenrath
1839-1908)
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