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Victor Hugo
(1802-1885)
Erwartung
Esperaba, desperada
Eichhörnchen, auf die höchsten Zweige
Der hohen Eiche steige, steige,
Die schwankt bei jedem Windesstoß;
O fliege, Storch, der Trümmerreste
Der alten Burgen liebt, vom Neste,
Vom Tempel zu der steilen Veste,
Vom Kirchthurm zu dem hohen Schloß.
O Aar, aus deinem Horst erhebe
Dich zu dem höchsten Berg und schwebe
Hinauf, hinauf zum ew'gen Schnee.
Und du, o Lerche, munter immer
Und wach vorm ersten Morgenschimmer,
Steig' auf vom irdischen Gewimmer,
Schwing jauchzend dich zur Himmelshöh';
Und von des Baumes hohem Sitze,
Des weißen Thurmes goldner Spitze,
Vom Berg, vom Himmel laßt den Blick
Weit schweifen, sagt mir: seht ihr biegen
Nicht eine Feder sich und wiegen,
Seht ihr ein Roß nicht dampfend fliegen,
Und kehrt mein Liebster nicht zurück.
(Übersetzt von Ludwig Seeger
1810-1864)
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