(c) Jürgen Heimerl
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Aus dem Hohen Lied Salomos
Liebe im Frühling
Horch, mein Geliebter!
Siehe, da kommt er!
Springt über die Berge,
Springt über die Hügel.
Es gleicht mein Geliebter der Gazelle
Oder dem Jungen der Hindinnen.
Siehe, da steht er hinter unsrer Mauer,
Schaut hervor durch das Fenster.
Er glänzt hervor hinter dem Gitter,
Da beginnt mein Geliebter und spricht zu mir:
Steh auf doch, du Holdige, Goldige,
Und lauf doch!
Denn fortgezogen ist der Winter,
Der Regen verflogen und ist dahin.
Die Blumen lassen sich sehn im Gefild,
Die Zeit des Gesanges ist da;
Das Girren der Turtel vernimmt man im Land.
Der Feigenbaum treibt schon seine Knollen,
Die Rebenstöcke blühen und duften!
Steh' auf doch, du Holdige, Goldige,
Und lauf doch!
Mein Täubchen im Felsengeklüft,
Im Versteck der Steige,
Laß mich sehn dein Gesicht,
Laß mich hören deine Stimme!
Denn süß ist deine Stimme
Und lieblich dein Anblick.
(übersetzt von Ernst Heinrich Meier 1813-1866)
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