Der Völker
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(Ausgewählte Gedichte)
 

(c) Michael O. pixelio.de
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Aus dem Hohen Lied Salomos

Inbrunst

Auf meinem Lager, da sucht' ich bei Nacht
Ihn, den da liebet meine Seele.
Ich suchte ihn und fand ihn nicht.
"So will ich aufstehn, will umhergehn
In der Stadt, auf den Straßen!
Auf den freien Plätzen, da will ich suchen
Ihn, den da liebet meine Seele!"

Ich suchte ihn und fand ihn nicht;
Mich fanden die Wächter,
Die umhergehn in der Stadt:
"Ihn, den da liebet meine Seele,
O seht ihr ihn nicht?"
Kaum war ich vorüber an ihnen,
So fand ich den,
Den da liebet meine Seele.

Ich thät ihn fassen und nicht lassen,
Bis daß ich ihn geführt ins Haus meiner Mutter,
Ins Gemach meiner Mutter.
Ich beschwör' euch, ihr Töchter Jerusalems,
Bei den Gazellen und Hinden des Feldes:
Nicht zu erregen, noch zu bewegen
Die Liebe, bis ihr es gefällt.

(übersetzt von Ernst Heinrich Meier 1813-1866)

 

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Eine Blütenlese aus der gesammten Liebeslyrik
aller Zeiten und Völker
In deutschen Uebertragungen
Herausgegeben von Heinrich Hart und Julius Hart
Zweite Auflage
Leipzig Verlag von Otto Wigand 1889 (S. 26)