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Panagiotis Soutsos
(1806-1868)
An die Nachtigall
Liebessänger, holde Seele,
Sangesreiche Philomele!
Wartend scheinst du hier zu weilen:
Sahst du sie vorübereilen?
"Sah ich sie - wie soll ich wissen,
Daß sie's war? Da wirst du müssen
Geben ein Erkennungszeichen!
'S sind zu viele ihres Gleichen."
Augen hat sie, große, lichte;
Milch und Blut in dem Gesichte;
Lippen, duftig frisch erschlossen,
Roth, wie Rosenknospen sprossen!
Schön gebogen ist die Brau' -
Blond das Haar; die edle Büste
Wölbt die zarten Marmorbrüste.
Und wenn Blumen bunt sie schmücken,
Schreitet stolz sie zum Entzücken,
Wie im Federschmuck der Pfau.
Nun gab ich dir alle Kunde,
Sprich und nimm mein Dankeswort!
- "Ja, sie sitzt zu dieser Stunde
Unten an dem Wasser dort!"
Zu dem Bächlein schnell ich eile,
Bleibe du nur hier im Flieder - -
Und so lang' ich bei ihr weile
Singe deine Liebeslieder.
(Übersetzt von August
Boltz 1819-1907)
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