Salomons /
des Ebreischen Königes /
Geistliche Wohl-lust oder Hohes Lied
In
Palmen- oder dattel-reimen / mit bei-gefügten neuen /
vom fürtrefflichen J.Schoven gesetzten sang-weisen.
Das Hohe Lied
des weisen Königs
SALOMONS /
Nach art einer zusammen-sprache
in unterschiedliche Lieder
gebracht.
Die erste
Handlung.
Inhalt
DIe Kristliche Kirche
spricht den Heiland der welt / ihren himlischen
Bräutigam / in ihrer trübsäligkeit an. bittet ein
trost und gnade. klaget eher die hitze des kreutzes; und
suchet ihren Seelen-artzt mit schmertzen. Er hergegen
würdigt sie allergnädigst seiner tröstlichen antwort;
welche die Kirche kräftiglich schmäkket. Endlich treten
sie beide in eifriger liebe zusammen.
ER küsse mich mit dem kusse
seines mundes; dan deine brüste seind lieblicher als
wein; daß man deine guhte salbe rieche. Dein nahme ist
eine ausgeschüttete salbe / darüm lieben dich die
mägde. Zeuch mich nach dir / so <2> lauffen wir.
Der König führet mich in seine kammer. Wir freuen uns
und seind fröhlich über dir. Wir gedenken an deine
brüste mehr / dan an den wein. Die Frommen lieben dich.
Ich bin schwartz / aber gantz
lieblich / ihr Töchter von Jerusalem; wie die hütten
Kedar / wie die teppiche Salomons. Sehet mich nicht an /
daß ich so schwartz bin dan die sonne hat mich so
verbrant. Meiner Mutter kinder zürnen mit mir. Man hat
mich zur hüterin der weinberge gesetzt: aber meinen
weinberg / den ich hatte / habe ich nicht behütet.
Sage mir an / o Du / den
meine seele liebet / wo du weidest / wo du ruhest im
mittage? daß ich nicht hin und her gehen müsse bei den
heerden deiner gesellen.
Kennestdu dich nicht / o du
Schönste unter den weibern so gehe hinaus auf die
fuß-stapfen der schafe / und weide deine bökke bei den
hürten-häusern.
Ich gleiche dich / meine
Freundin / meinem reisigen zeuge an den wagen Faraons.
Deine bakken stehen lieblich in den <3> spangen / und dein hals in den
ketten. Wir wollen dir güldene spangen machen mit
silbernen bukkeln.
Da der König sich herwante /
gab mein narde seinen geruch. Mein Freund ist mir ein
büschlein mirten / das zwischen meinen brüsten hänget.
Mein Freund ist mir eine traube Kofers / in den
weingärten zu Engedde.
Siehe / meine Freundin / du
bist schöne / schöne bist du: deine augen seind wie
tauben-augen.
Siehe! mein Freund / du bist
schön und lieblich. Unser bette grünet: unserer häuser
balken sind von Zedern unsere latten von Zipressen.
<4>
Die
geistliche Salome an ihren himlischen Salomon:
Küsse mich / Liebster / mit
küssendem munde /
Küsse mich / deine Braut / hertze mich fein.
Ach! wie so süße / ja süßer im grunde /
lieblicher seind sie dan zukker und wein /
die lieblichen brüste /
voll allerlei lüste.
ja süße reuchst du.
Dein nahme reucht weiter
als salben und kräuter /
die man ausschüttet / und dekket nicht zu. <5>
Darüm auch lieben dich unsre Jungfrauen /
wollen Dir alle die liebesten sein.
Laß uns doch / Liebster / dein angesicht schauen:
zeuch mich / und nim mich ins zimmer hinein.
Wir folgen mit hauffen /
und kommen gelauffen /
o König / zu Dir.
Ich werde geführet
mit golde gezieret
frölich und freudich zur kammer alhier.
Die
Soliminnen / oder sämtliche Jungfrauen an den
himlischen Salomon. <6>
Uns hat die freude des Herren
ümgeben:
darüm erfreuet sich alles in Dir /
du o hertz-liebstes und einiges Leben;
ja wir gedenken noch immer alhier
der lieblichen brüste;
vergessen der lüste
des weines viel ehr.
Es lauffen und kommen
die Träuen und Frommen
zu dir / o Trauter / und lieben dich sehr.
Salome singt
weiter.
Meinet / ihr Töchter / ihr
schönen Jungfrauen /
meinet nicht / daß ich geringer / als ihr.
Schwärtzlich doch lieblich / laß ich mich anschauen;
Salomons teppiche weichen auch mir;
bin ohne gebrechen:
es hat mich das stechen
der sonnen verbrant /
zeit daß mich geneidet /
und von mir sich scheidet
unser geschwister. o trauriger stand!
Man ließ mich armen zur hüterin setzen /
daß ich die berge verwachte mit fleis /
da mich die sonne so konte verletzen /
daß ich an Schönheit verlohren den preis.
Doch hab' ich der wache
vergessen ich Schwache /
sie übel versehn. <7>
Ich muste mich schmügen:
durch großes anliegen /
durch viel verhindernüs ist es geschehn.
Sage mir / Liebster / wo sol ich dich finden?
sage / wo weidestdu heute / mein Licht?
welchen begrühneten wiesen und gründen
gönnestu / Schönster / dein liebes gesicht?
wo pflegstdu zu schlafen?
wo schlägstdu den schafen
die hürden nur hin?
damit ich nicht müsse
durch wiesen und flüsse
irren und lauffen mit traurigem sinn.
Der himlische
Salomon antwortet.
Schönste / wie? weistdu
nicht / wo ich itzt weide?
ei! so verfüge dich balde dorthin.
schaue die spuren auf bräunlichter heide:
weide die ziegen / wo selbsten ich bin.
Dich gleich' ich der mänge /
dem wagen-gepränge /
das Farao führt.
Mich zwinget das blikken /
in güldenen stükken /
das dich so lieblich / o Lieblichste / ziert.
Siehe! wie lieblich in güldenen Spangen /
Schönste / dein bakken-roht lächlet herfür.
schaue die ketten am halse dir prangen /
schaue dich selbsten in fürstlicher zier. <8>
Wir lassen dir machen
noch andere Sachen /
zu mehren die pracht.
Hinfürder sol prangen
mit schöneren spangen
meine Geliebte / nach der ich getracht.
Salome fängt
wieder an.
Da sich der König herwandte
zu gehen / <9>
gaben die narden den besten geruch.
Gleichwie ein büschel von mirren mag stehen
zwischen den brüsten nach unserem spruch:
so stehet mein Leben /
mein Liebster / auch eben /
in fölligem schein.
Die traube mus weichen /
Ihm kan sie nicht gleichen /
weil er viel süßer als irgend ein wein.
<8>
Salomon.
O Freundin / wie schöne /
wie lieblich bist-du!
ach! höre mir zu: <9>
Wie blinken und winken die schwärtzlichen augen!
sie können mein hertze so artig aus-saugen. < 10>
sie gleichen den tauben an zier /
und ziehn mich zu Dir.
Salome.
Ach! siehe! mein Liebster wie
schöne bist-du!
kom eilend herzu.
Es grühnet das bette von statlichen sachen /
Die balken seind zedern / so fürstlich dich machen;
zipressen / die zieren das dach /
dein Herren-gemach.
Die zweite
Handlung.
Inhalt
DIe Kirche wird
verglichen mit einer rosen unter den dornen. Sie
erzählet / wie ihr Heiland sie schütze / tröste / labe
/ und inbrünstig liebe. Er lokket sie auch als seine
Braut / mit sehr angenehmen worten zu sich / warnet sie
für den feinden; und Sie giebet sich ihm endlich gantz
zu eigen.
ICh bin eine Bluhme zu Saron
und eine Rose im tahl. Wie eine rose unter den dornen so
ist meine Freundin unter den töchtern. Wie ein apfelbaum
unter den wilden bäumen / so ist mein Freund unter den
söhnen. Ich sitze unter dem schatten / des ich begehre /
und seine frucht ist meiner kählen süße. Er führet
mich in den wein-keller / und die liebe ist sein panier
über mir. Er erkwikket mich mit bluhmen / und labet mich
mit äpfeln; Dan ich bin krank für liebe. Seine Linke
lieget unter meinem häupte / und seine Rech-<
19>te hertzet mich. Ich beschwöre euch / ihr töchter
Jerusalems / bei den rehen und hindinnen auf dem felde
daß ihr meine Freundin nicht aufwekket / noch reget bis
daß es ihr selbsten gefället. Das ist die stimme meines
Freundes. Siehe! Er kommet / und hüpfet auf den bergen /
und springet auf den hügeln. Mein Freund ist gleich
einem rehe / oder jungem hirsche. Siehe! Er stehet hinter
unserer wand / und siehet durchs fenster / und gukket
durchs gitter. Mein Freund antwortet / und spricht zu
mir: Stehe auf / meine Freundin / meine Schöne / und kom
her. Dan siehe! der winter ist vergangen / der regen ist
weg und dahin. Die bluhmen seind herfür kommen im lande
/ der lentz ist herbei kommen / und die turteltaube
lesset sich hören in unsrem lande. Der Feigen-baum hat
knohten gewonnen und die weinstökke haben augen gewonnen
/ und geben ihren geruch. Stehe auf / meine Freundin /
und kom meine Schöne / kom her. Meine taube in den
fels-löchern in den stein-ritzen / zeige mir deine
gestalt; <20> laß mich hören deine stimme. Dan
deine stimme ist süße / und deine gestalt lieblich.
Fahet uns die Füchse / die kleinen füchse / welche die
weinberge verderben; Dan unsere weinberge haben augen
gewonnen. <21> Mein Freund ist mein / und ich bin
sein / der unter den rosen weidet; bis der tag kühle
werde / und der schatten weiche. Kehre üm / werde wie
ein rehe / mein Freund / oder wie ein jun hirsch auf den
scheide-bergen.
<20>
Salome.
WIe liljen und rosen zu Saron
auf-gehen
in schöner gestalt /
und zieren mit lustigen farben den wald;
so lustig und fröhlich auch pfleg' ich zu stehen.
<21>
Salomon.
Ja / meine Geliebte dich kan
ich vergleichen
den rosen an zier /
die unter den dornen sich schwingen herfür;
dieweil ihr die anderen töchter auch weichen. <22>
Salome.
MAn pfleget den äpfelbaum
höher zu halten /
der äpfel und süßes obst bringet herfür /
als einen / der besser ins feuer zu spalten /
dan früchte zu tragen; so deuchtet auch mir /
sei höher zu achten /
wan wir es betrachten /
für andern mein Freund. <23>
Es labet mich matten
sein lieblicher schatten
Der / welchen mein hertze so treulich gemeint.
Er führet mich sanfte zum keller hinunter
mit liebes-panieren / und schenket mir ein.
Er führet mich freundlich / und machet mich munter;
Er giebet mir bluhmen-saft / äpfel und wein <24>
Er stärker die kräfte
durch allerlei säfte;
mich labet der trank.
Dieweil ich im hertzen
beladen mit schmertzen /
ja weil ich für hertzlicher liebe so krank.
Es liebet mich hertzlich und treulich mein Leben /
mein Liebester liebet mich / weis ich gewis. <25>
Die Linke / so unter dem häupte liegt eben /
bezeuget die liebe / der falschheit gebis.
befestigt die treue
nuhn wieder aufs neue /
das herrliche pfand:
die Rechte die hertzet
mich freundlich / und schertzet.
Nun hab' ich das hertze des Freundes erkant.
<24>
Salomon.
EUch / Töchter Jerusalems /
wil ich beschwören
bei allen den hinden und rehen itzund:
Ihr sollet im schlafe nicht also verstöhren
die / welche von innen mein hertze verwundt / <25>
und laßet sie liegen
nach ihrem genügen /
bis sie sich auf-macht /
und selbsten erwacht. <26>
Salome.
Auf die
vorige fürletzte weise zu singen.
WIe? hör' ich den Liebsten
nicht reden / und singen?
Er nahet. ich höre den lieblichen klang.
Er kommet / und hüpfet mit freudigen springen:
die höhen und hügel empfinden den gang.
Er gleichet den rehen
auf bergen und höhen /
den hirschen an zier;
Er leuffet geschwinde
wie irgend die hinde /
sein liebliches sprechen das schallet herfür.
Ach sehet! Er stehet schon hinter den wänden /
und siehet durchs fenster-lied heimlich herein.
Er lehnt sich mit seinen so zährtlichen händen
an meine schlaf-kammer / und horchet allein.
Ihn seh' ich schon lachen /
das gitter aufmachen.
Wie gläntzen so schön
die röhtlichen wangen
mit zierlichem prangen?
Ich höre sein sprechen / das süße getöhn.
Salomon.
Erhöbe dich / Freundin /
mein schönstes verlangen;
auf! liebeste Schwester / und eile zu mir: <27>
Der regen ist ferne / der winter vergangen /
der frühling ist nahe / bricht frölich herfür /
mit lustigen sachen;
die blühmelein lachen /
die wiese wird grühn;
es grühnen die wälder /
es blühen die felder /
die kälte muß weichen der winter wegziehn.
Die vogel seind lustig und laßen sich hören:
es kürret die taube / lässt schallen ihr lied.
Der weinstok mus unsere fröligkeit mehren;
die berge gehn trächtig der feigen-baum blüht.
Erhöbe doch / Schöne /
dein freuden-getöhne:
kom eile mein Licht;
kom der ich mein leben
zu eigen gegeben;
kom meine Geliebte / verziehe doch nicht.
Kom / zeige mir deine so liebliche blikke /
kom / zeige mir / zeige mir deine gestalt.
Kom schöneste Taube / daß ich mich erkwikke /
kom küsse mich / hälse mich / hertze mich bald;
laß fahren die klippen /
laß schauen die lippen /
laß hören den tohn;
erfrische mich wieder
durch liebliche lieder;
dan deine gesänge seind süßer als mohn. <28>
Auf! fahet die füchse / die kleinen mit netzen /
auf! fahet sie / fahet sie alle zugleich /
die füchse / die unsere reben verletzen:
dan unsere berge die machen uns reich;
sie haben gewonnen <29>
vom hitzen der sonnen
viel augen anitzt.
Drüm laßet nichts bleiben /
und alles vertreiben /
was unseren bergen nicht dienet / noch nützt.
<30>
Salome.
MEin Liebster ist mein /
das weis ich / allein;
auch bleib' ich sein eigen /
und wil mich erzeigen /
wie irgend die Freundinnen pflegen zu sein.
Mein Liebster ist mein /
der unter den rosen im grühnen sich weidet /
bis schatten und nebel von hinnen abscheidet /
wan völlig anbricht
des morgens das röhtliche licht.
Kom / Schönster / herwieder / und gleiche den rehen /
den hirschen / die über den hügeln hergehen.
Die dritte
Handlung.
Inhalt
DIe Kirche lässet sich
bedänken / als hätte sie ihren Heiland verlohren und
suchet Ihn mit schmertzen: da Er doch indessen träulich
für sie sorget. Darüm preisen ihre gliedmaßen seine
macht / damit Er sie schütze und loben seine herrligkeit
/ welche durch Salomons königliche hoheit und pracht
fürgebildet worden.
ICh suchte des nachtes in
meinem bette / Den meine seele liebet; ich suchte / aber
ich fand Ihn nicht. Ich wil aufstehen / und in der stadt
ümgehen / auf den gassen und stras- (38>sen / und
suchen den meine seele liebet. Ich suchte / aber ich fand
Ihn nicht. Es funden mich die wächter / die in der stadt
ümgehen. Habt ihr nicht gesehen / Den meine seele
liebet? Da ich ein wenig für ihnen über kahm / da fand
ich / Den meine seele liebet. Ich halte Ihn und wil Ihn
nicht laßen / bis ich Ihn bringe in meiner Mutter haus /
in, meiner Mutter kammer. Ich beschwöre euch / ihr
Töchter zu Jerusalem / bei den rehen und hinden auf dem
felde / daß ihr meine Freundin nicht aufwekket / noch
reget / bis daß es ihr selbst gefället. Wer ist die die
herauf gehet aus der wüsten wie ein gerader rauch wie
ein geräuchere von mitten weihrauch und allerlei
wohlrüchender sa-<39>chen der würtz-händler?
Siehe! üm das bette Salomons her stehen sechzig starken
aus den starken in Israel. sie halten alle schwerter /
und seind geschikt zu streiten. ein jeglicher hat sein
schwert an seiner hüften / üm der furcht willen in der
nacht. Der König Salomon ließ ihm eine sänfte machen
vom holtz aus Libanon; derselben säulen waren silbern /
die dekke gülden / der sitz purpern / der boden mitten
inne war lieblich gepflastert / üm der Töchter willen
zu Jerusalem. Gebet heraus und schauet an / ihr Töchter
zu Zion / den König Salomon in der krohne / damit Ihn
seine mutter gekröhnet hat am tage seiner hochzeit / und
am tage der freuden seines hertzens.
<40>
Salome.
ICh suchte des nachtes im
bette mein Leben /
den Liebsten ich suchte / doch fand ich Ihn nicht.
Ich konte mich nirgend zur ruhe begeben:
ich weinte von hertzen und suchte mein Licht.
Es hielt mich kein schrik
der nächte zurük.
Die liebes-brunst zwang mich das bette zu laßen.
ich eilte mit eifer durch schatten und nacht /
lief traurig hernieder / und fehlte der straßen:
wo ist doch mein Liebester? fragt' ich die wacht.
Doch fand ich Ihn nicht mein Leben und Licht.
Ich eilte fort. siehe! da kam er gegangen /
da fand ich mein Leben / mein liebliches Licht.
O Trautet! o Währter! o liebes Verlangen! <41>
ich halte mich an Dich / und laße Dich nicht.
ich laße Dich nicht / mein güldenes Licht.
Kom / folge der / die Dich / o Liebester / ziehet /
und führet nach hause mit solcher begier /
daß meine geliebete Mutter Dich siehet /
in dieser so herrlichen / köstlichen zier.
Nuhn folge / mein Licht /
ich laße Dich nicht.
Salomon.
nach der
vorigen fünften sang-weise.
Euch Töchter Jerusalems wil
ich beschwören
bei allen den hinden und rehen itzund:
ihr sollet im schlafe nicht also verstöhren
die / welche von innen mein hertze verwundt:
und laßet sie liegen
nach ihrem genügen /
bis sie sich aufmacht
und selbsten erwacht. <42>
Ein
Edel-knabe
Ach siehe! wer ist es doch /
die ich vom weiten
von jener einöde kan sehen aus-gehn?
Ich sehe von ferne die Zierde der zeiten / <43>
ich seh' sie wie weihrauch und mirren entstehn.
Die herrlich sich zeiget /
wie benzoe steiget /
nach ihrem gebrauch /
als irgend ein rauch.
<42>
Die Bürger von Jerusalem.
UM Salomons bette stehn
sechzig gerüstet
von allen den stärksten aus Jakobs geschlecht /
mit rüstung versehen / wie einen gelüstet:
ein jeder führt lantzen und schwerter mit recht.
Sie schützen den könig des nachtes / und wachen /
wan Er sich erkwikket mit seinem Gemahl.
Der König lies pfeiler von zedern-holtz machen /
und zierte mit sänften den fürstlichen saal. <43>
Das küssen der sänfte war purpur und seide /
die säulen aus silber / die dekke vergüldt:
der boden war lieblich an diesem gebäude /
aus liebe den Töchtern von Zion / erfüllt.
Der
Stadtwächter.
Ihr Töchter von Solime /
sehet das prangen /
Komt / sehet des Königes herrliche zier /
die Zierde / die Salomon selbsten empfangen
am tage der wohllust und freuden alhier. <44>
Ach! sehet auf Salomons häupte die krohne /
die krohne mit köstlichen steinen geschmükt /
die neulich die Mutter dem liebesten Sohne
zu seinen hochzeitlichen ehren geschikt.
Die vierde
Handlung.
Inhalt
UNser Heiland rühmet
die schöne inn- und äuserliche gestalt seiner Braut /
nach allen ihren gliedern / und allen ihren tugenden;
damit Er beweisen wil / daß an ihr kein flekken noch
gebrechen sei. <50>
Siehe! meine Freundin / du
bist schöne / schöne bistdu. Deine augen seind wie
tauben-augen / zwischen deinen zöpfen. Dein haar ist wie
die ziegen-heerde / die beschoren ist / auf dem berge
Gilead. Deine zähne seind wie die heerde mit
beschnittener wolle / die aus der schwämme kommen / die
alzumahl zweelinge tragen / und ist keine unter ihnen
unfruchtbar. Deine lippen seind wie eine rosien-färbige
schnur / und deine rede lieblich. Deine wangen seind wie
der ritz am granat-apfel / zwischen deinen zöpfen. Dein
hals ist wie der turn Davids / mit brust-wehren gebauet /
daran tausend schilde hangen / und allerlei waffen der
starken. Deine zwo brüste seind wie zwee junge
reh-zwillinge die unter den rosen weiden / bis der tag
kühle werde und der schatten weiche. Ich wil zum
mirren-berge gehen und zum weihrauch-hügel. Du bist
aller dinge schöne meine freundin / und es ist kein
flekken an Dir. Kom / meine Braut vom Li-<51>banon
/ kom vom Libanon. Gehe herein trit her von der höhe
Amane / von der höhe Senir und Hermon / von den
wohnungen der Leuen / von den bergen der Leoparden. Du
hast mir das hertz genommen / meine Schwester / liebe
Braut / mit deiner augen einem mit deiner hals-ketten
einer. Wie schön seind deine brüste / meine Schwester /
liebe Braut: deine brüste seind lieblicher dan wein /
und der geruch deiner salben übertrift alle würtze.
Deine lippen / meine Braut / seind wie trieffender
honig-säum; honig und milch ist unter deiner zungen /
und deiner kählen geruch ist wie der geruch Libanons.
Meine Schwester / liebe Braut / du bist ein
verschlossener garten / ein verschlossener kwäll / ein
versiegelter brunn. Dein gewächs ist wie ein lust-garte
von granatäpfeln mit edlen früchten / zipern mit narden
/ narden mit saffern / kalmes und zimmet mit allerlei
bäumen des weihrauchs / mirren und aloes mit allen
besten würtzen; wie ein garten-brunn / <52> wie
brunn lebendiger wasser / die vom Libanon fliessen. Stehe
auf / nordwind / und kom sud-wind / und webe durch meinen
garten / daß seine würtzen trüffen.
Salomon.
nach der
vorigen vierden weise.
ACh! Liebste / wie kanstdu
mein hertze bestrükken?
Ach! Freundin / wie schöne / wie schöne bistdu.
Die flinkernden äugelein siehet man blikken
durch deine geflammete zöpfe darzu;
sie schimmern im dunkeln
wie lichte karfunkeln /
und leuchten so schön /
wie augen der tauben /
da wahrheit und glauben /
da treue mit liebe so lieblich aufgehn.
Wie jenseit dem Eufrat die lustigen ziegen
auf Galaad hüpfen / und gleichen dem klee;
so müssen die haare sich schwingen und fliegen
üm deine so liebliche stirne wie schnee.
Den zähnen ingleichen
die heerde mus weichen
im wasser geschwämmt /
die allzumahl träget/
viel wohllust erräget /
die immer zu paaren mit lämmern ankömt. <53>
Dein lippen-roht kan ich den rosen vergleichen:
dein sprechen ist lieblich und süße wie wein.
granaten-mark mus auch den wängelein weichen /
die zwischen den haaren volführen den schein.
Wie Davids turn blinkert
und überaus flinkert
in köstlicher zier /
mit schilden bedekket /
mit waffen bestekket;
so leuchtet dein lieljen-hals eben herfür.
Wie unter den rosen im ersten aus-blühen
zwee liebliche junge reh-zweelinge gehn /
die sich mit einander zu schertzen bemühen;
so siehet man gleichsam die brüste da stehn.
Wir wollen auf-stehen /
zum mirren-strauch gehen /
weils kühle noch ist:
wir wollen uns wänden /
zum hügel hin-länden /
auf dem man noch mirren / noch weihrauch vermisst.
Kein flekken noch fehler ist nirgend am leibe /
o Freundin: wie schöne / wie schöne bistdu.
Wer ist es / der deine geberden beschreibe?
Kom / Schöne / vom Hermon / mein' einige ruh;
vom Libanon eile;
mit nichten verweile; <54>
laß Senir zurük /
wo leuen und drachen
ihr lager bewachen:
auf! auf! von Amane / versuche dein glük.
O Schwester / o Schöne dein liebliches blikken
benimt mir das hertze bezwinget den muht.
Mich können die ketten am halse bestrükken /
entzünden im hertzen die feurige gluht.
Die brüste / mein Leben /
seind süßer als reben /
ja süßer als most.
Dein balsam kan machen
zu nichte die sachen /
und wan sie gleich kommen vom westen und ost.
Die lippen seind honig und lieblich zu küssen /
und unter der zunge kwillt zukker wie tau.
Du gleichst den verschlossenen gärten und flüssen /
du gleichest / o Schöne / der lieblichsten au.
Der kählen ingleichen
das rüchen muß weichen /
das Libanon sprüht.
Du gleichest / mein Leben /
dem brunnen gantz eben /
der lauter / und ausser den schranken nicht flüht.
Du gleichest dem garten / da kalmes aufgehet /
da allerlei früchte / da saffern entspringt / <55>
da zipern mit narden und zimmet-holtz stehet /
der weiherauch / mirren und aloes bringt.
Du pflegest zu fließen
und lieblich zu schießen /
wie sonsten ein kwäll.
Nord / suden / ihr winde /
durchwehet gelinde /
den garten durch-wässert durch-streichet ihn schnäll.
Die fünfte
Handlung.
Inhalt
DIe Kirche ladet ihren
Heiland zu gaste: Er kommet und bringet seine speisen
mit: klopfet an; aber indem sie verziehet auf zu tuhn /
gehet er wieder weg. Sie suchet Ihn / und wird darüber
wund geschlagen / ja mit ihrem Bräutigam verhöhnet.
Doch bekennet sie sich zu Ihm / rühmet seine schönheit
/ und lässet dardurch ihre hertzliche liebes-flammen
öffendlich blikken.
MEin Freund komme in seinen
garten / und esse seiner edlen früchte. Ich komme meine
Schwester / liebe Braut / in meinen garten- ich habe
meine mirren samt meinen würtzen abgebrochen; ich habe
meines seums samt meine honige gessen: ich <62>
habe meines weins samt meine milch getrunken. Esset meine
Lieben / und trinket meine Freunde / und werdet trunken.
Ich schlafe / aber mein hertz wachet. Da ist die stimme
meines Freundes / der anklopfet. Tuhe mir auf liebe
Freundin / meine Schwester / meine Taube / meine Fromme;
dan mein häupt ist voll taues un meine lokken voll
nacht-tropfen. Ich habe meinen rok ausgezogen / wie sol
ich ihn wieder anziehn? Ich habe meine füße gewaschen /
wie sol ich sie wieder besudeln? Aber mein Freund stekket
seine hand durchs loch / und mein leib erzittert darfür.
Da stund ich auf / daß ich meinem Freunde auftähte.
Meine hände troffen mit mirren / und mirren lieffen
über meine finger / an dem riegel am schlosse. und da
ich meinem Freunde aufgetahn hatte / war er weg und
hingegangen. Da ging meine seele heraus nach seinem wort.
Ich suchte Ihn / aber ich fand Ihn nicht. Ich rief; aber
Er antwortete mir nicht. Es funden mich die hüter / die
in der stadt ümgehen / die <63> schlugen mich
wund. Die hüter auf der mauer nahmen mir meinen
schleier. Ich beschwöre euch ihr Töchter von Jerusalem
/ findet ihr meinen Freund so saget ihm / daß ich für
liebe krank liege. Was ist dein Freund für andern
freunden / o du Schönste unter den weibern? Mein Freund
ist weis und roht / auserkohren unter viel tausenden.
Sein häupt ist das feineste gold. Seine lokken seind
kraus / schwartz wie ein rabe. Seine augen seind wie
tauben-augen an den wasserbächen / mit milche
gewaschen / und stehen in der fülle. Seine bakken seind
wie wachsende würtz-gärtlein der würtz-händler. Seine
lippen seind wie rosen / die mit flüßenden mirren
trüffen. Seine hände seind wie güldene ringe voll
türkisse. Sein leib ist wie rein Elfenbein mit saffieren
geschmükt. Seine beine seind wie marmel-säulen /
gegründet auf güldenen füssen. Seine gestalt ist wie
Libanon / auserwählt wie zedern. Seine kähle ist süße
und gantz lieblich. Ein solcher ist <64> mein
Freund / mein Freund ist ein solcher / ihr Töchter von
Jerusalem.
Salome.
MEin Liebester komme / die
früchte zu kosten /
Ich warte des Freundes an unseren pfosten.
Mein Hertze / mein Licht /
verschmähe mich nicht.
Salomon.
nach der
vorigen 4 sang-weise;
Man pfleget den äpfelbaum / u s f.
Auf! liebeste Schwester dein
Bruder ist kommen;
Er suchet im garten und siehet nach Dir.
Ich habe mir mirren und würtze genommen:
Ich habe den honig gekostet alhier. <65>
Ich habe von reben
getrunken / mein Leben /
den köstlichsten wein:
Komt / nehmet / und esset /
des traurens vergesset /
ihr Lieben; ei! trinket / man schenket voll ein.
Salome.
nach der
vorigen 8 weise;
Um Salomons bette / u a m.
Das auge zwar schläffet /
das hertze doch wachet;
Ich höre den Liebsten: Er rühret die tühr.
Ach! sehet ihr Schwestern; Er kommet / und lachet /
bricht eben mit lieblichen worten herfür. <66>
Salomon.
ERöfnet die tühren / und
rügel / ich komme; <67>
Ich suche Dich Freundin / o Schwester! o Fromme:
die wangen und haare seind gäntzlich betaut /
die lokken seind feuchte; kom liebeste Braut. <68>
Salome.
ACh! Liebster / ich liege
schon nakkend darnieder.
wie sol ich die kleider anziehn?
wie sol ich mir wieder
die füße besudeln / mein schönster Rubien.
Doch stekket durchs fenster mein Liebster die hände /
mein leben im hertzen erzittert darfür.
Ich mache mich eilend zum selbigen ende /
wil meinem Hertz-liebsten eröfnen die tühr.
Mir trüffen die hände
mit mirren ohn' ende /
und werden benetzt. <69>
Ich hatte dem Liebsten eröfnet die tühre.
Ach! aber wo war Er doch hin?
weil keinen ich spüre.
Ich suchte den Schönen mit traurigem sinn.
Ich rufte / doch kont' ich den Liebsten nicht hören.
Die wächter beraubten und schlugen mich wund.
Euch / Töchter Jerusalerns / wil ich beschwören:
Findt jemand mein Hertze / so macht es Ihm kunt /
<70>
wie daß ich für liebe <71>
mich häftig betrübe /
ja lagerhaft bin.
Die
Jungfrauen
aus
allerlei völkern.
WAs wilst-du / <du>
schönstes Licht unter den Frauen?
wen wilstdu doch schauen?
Ist irgend dein Liebster der schönest' auf erden
mit seinen geberden?
daß du uns beschwörest so hart?
Salome.
nach der
vorigen 4 sang-weise;
Man pfleget den äpfelbaum / u a m.
Mein Liebster ist weislicht
mit purpur besprenget / <71>
der unter viel tausenden leuchtet herfür:
am güldenen häupte des Bräutigams hänget
der schwärtzlichten haare gekräuselte zier /
die artig erhaben /
und gehen den raben
an farbe noch für.
nach tauben-art funkeln
die augen im tunkeln /
mit milche gewaschen / in völliger zier.
Den betten / da allerlei bluhmen auf-schießen /
seind ähnlich die wangen / und gehen noch für.
Die lippen wie rosen / da mirren auf-fließen;
seind immer erfüllet mit freundlicher zier. <72>
Die finger ingleichen
den ringen nicht weichen
mit steinen geziert.
wie schöne saffieren
das helfenbein zieren;
solch gläntzen am leibe mein Leben auch führt.
Die beine wie marmel / mit golde geschmükket /
seind hurtig und artig / und sauber wie schnee.
Sein lieblichs anschauen mich eben anblikket
wie Libanons zedern und herliche höh.
Sein sprechen und lehren
ist süße zu hören:
ja / letzlich / mein Freund
ist lieblich zu schauen /
ihr schönen Jungfrauen:
Ein solcher ists / der mich so träulich gemeint.
Die sechste
Handlung.
Inhalt
DIe jüdische Kirche
hält mit den Töchtern von Jerusalem / den
kristgläubigen Seelen / eine zusammen-sprache. und wird
von ihrem Bräutigam abermahl gelobet und schöne
gepriesen. Der Bräutigam besuchet die heiden; und seine
Braut verlühret sich indessen; aber Er rüffet
<.82> sie wieder zurük. und sie kömmet mit der
Krist-gläubigen heidnisc Ihm entgegen.
WO ist dan dein Freund
hingegangen / o du schönste unter den Weibern? wo hat
sich dein Freund hingewant? wollen <wir> mit dir
Ihn suchen. Mein Freund ist hinnab gegangen in seinen
garten / zu den würtz-gärtlein / daß Er sich weide
unter den gärten / und rosen bräche. Mein Freund ist
mein / und ich bin sein / der unter den rosen weidet. Du
bist schön / meine Freundin / wie Tirze / lieblich wie
Jerusalem / schröklich wie die heer-spitzen. (Wände
deine augen von mir / dan sie machen mich brünstig.)
Deine haare seind wie eine heerde ziegen / die auf dem
berge Gilead geschoren seind. Deine zähne seind wie eine
heerde schafe / die aus der schwämme kommen / die
alzumahl zwillinge tragen / und ist keine unter ihnen
unfruchtbar. Deine wangen seind wie ein ritz am
granat-apfel / zwischen deinen zöpfen. Sechzig seind der
Königinnen / und achzig der Kebs-weiber / <86> und
der Jungfrauen ist keine zahl. Aber eine ist meine Taube
/ meine Fromme eine ist ihrer Mutter die liebste / und
die auserwählete ihre Mutter. Da sie die Töchter sahen
/ priesen sie dieselbe sälig; die Königinnen und
Kebs-weiber lobeten sie. Wer ists / die herfür bricht
wie die morgen-röhte / schön wie der mohn /
auserwählet wie die sonne / schröklich wie die
heer-spitzen? Ich bin hinnab in den nus-garten gegangen /
zu schauen die sträuchlein am bache / zu schauen ob der
weinstok blühet / ob die granat-äpfel grühnen. Meine
Seele wuste es nicht / <87> daß Er mich zum wagen
Amminadab gesetzt hatte. Kehre wieder kehre wieder / o
Sulamiet / kehre wieder / kehre wieder o Sulamiet / daß
wir dich schauen. Was sehet ihr an Sulamiet / den Reihen
zu Mahanaim?
Die
Soliminnen oder jüdischen
Jungfrauen allein.
nach der
achten sang-weise;
Um Salomons bette / u a m.
ACh! Schöne / wo bleibet
dein liebes Verlangen /
du schönste der Schönen / du liebliche Zier?
Ist irgend dein Liebster von hinnen gegangen?
wir wollen Ihn (sag' es nur) suchen mit dir.
<88>
Salome.
MEin Liebster ist eben aus
wandeln gegangen
in seinen würtz-garten / und labet den sin;
Er bindet die narden und sträucher an stangen;
bricht rosen und setzet zur lieljen sich hin.
Mein Liebster ist mein /
der unter den rosen sich weidet;
kein trauren uns scheidet:
das weis ich allein.
Salomon.
nach der
vorigen vierden weise.
Man pfleget den apfel-baum u a m.
Du gleichest Jerusalems
türnen und auen /
du liebliches Tirtze / du herrliches schlos;
dein blikken ist schräklich wie spitzen zu schauen /
wie spitzen des heeres / wie feindes-geschos.
(Ach! wende die pfeile
der augen / ach! eile;
sie tödten mich schier; <89>
sie regen im hertzen
mehr marter und schmertzen /
so lange dein auge wirft strahlen nach mir.)
Wie jenseit dem Eufrat die lustigen ziegen
auf Galaad hüpfen und gleichen dem klee;
so müssen die haare sich schwingen und fliegen
üm deine so liebliche stirne wie schnee.
Den zähnen ingleichen
die heerde mus weichen /
im wasser geschwämmt /
die alzumahl träget /
viel wohllust erreget /
die immer zu paaren mit lämmern ankömmt.
Granaten-mark mus auch dem wangen-paar weichen /
das zwischen den zöpfen so lieblende scheint.
Zwar sechzig der Königin / achzig ingleichen
der Frauen / die Jungfern unzählich auch seind.
Doch bleibest du Meine /
o Freundin / alleine / <90>
mein trautes Gemahl.
Die Mutter dich liebet /
Dir alles ergiebet:
dich loben die Töchter mit großer anzahl.
Die
Edel-knaben.
auch
nach der 4 sang-weise.
Wer blitzet mit solchen
vergüldeten strahlen /
wie frühe des morgens das röhtliche Licht?
wie sonsten der silber-mohn pfleget zu prahlen /
wie täglich das gläntzen der Sonnen anbricht.
Sie flammet und hitzet /
viel schröklicher blitzet
als irgend die schlacht /
wan alles erblitzet /
vom pulver erhitzet /
wan alles vom schreien und schießen erkracht.
Salomon.
wieder
nach derselben weise.
Ich eilte zum garten und
wolte mich letzen;
ich schaute die nüsse / die sträucher am bach;
Mich wolt' ich mit blüßen der reben ergetzen /
mit grühnen granaten; Ich eilte gemach:
kont' aber nicht wissen /
wie Er mich gerissen
zurükke von dar:
Es hat mich getragen <91>
AmmiNadibs wagen:
nun seh' ich die pferde / das hurtige paar.
Ach! kehre doch wieder / kom wieder zurükke /
ach! kehre doch wieder; was fliehstdu von hier?
und gönn' uns doch deine gantz liebliche blikke;
o Salome / meine so herrliche zier.
Laß sehen und schauen
die lustigen auen /
die schöne gestalt.
Was schaut ihr zwo schaaren
an Salome paaren /
dort / zu Mahanaim / in voller gewalt?
Die siebende
Handlung.
Inhalt
Die tugend und das
wesen der himlischen Braut wird abermahl durch und durch
gepriesen. Sie bittet ihren Bräutigam / daß Er mit ihr
auf das feld der erst-angehenden mit-glieder der Kirchen
/ und auf die dörfer hinaus zu den beiden / gehen wolle
/ zu sehen / wie sich dieselbigen im glauben anlaßen.
WIe schön ist dein gang in
den schuhen / du Fürstentochter. Deine lenden stehen
gleich aneinander / wie zwo spangen / die des Meisters
hand gemacht hat. Dein nabel ist wie ein runter bächer /
dem nimmer getränke mangelt. Dein bauch ist wie ein
weitzen-hauffen / ümstekt mit rosen. Deine zwo brüste
seind wie zwee junge Reh-zwillinge. Dein hals ist wie ein
elfenbeinern turn. Deine augen seind <97> wie die
teiche zu Hesbon / am tohre Bat-Rabbim. Deine nase ist
wie der turn auf Libanon / der gegen Damaskon siehet.
Dein häupt stehet auf dir wie Karmel. Das haar auf
deinem häupte ist wie der purpur des Königes in falten
gebunden. Wie schön und lieblich bistdu / du Liebe in
wohllüsten. Deine länge ist gleich einem Palmen-baume /
und deine brüste den weintrauben. Ich sprach: Ich muß
auf den Palm-baum steigen / und seine zweige ergreiffen;
laß deine brüste sein wie trauben am wein-stokke / und
deiner nasen geruch wie äpfel; und deine kähle wie
guhten wein / der meinem Freunde glat eingehe / und rede
vom färnigen. Mein Freund ist mein / und Er hält sich
auch zu mir. Kom / mein Freund / laß uns aufs feld
hinaus gehen / und auf den dörfern bleiben. daß wir
frühe auf-stehen zu den weinbergen / daß wir sehen / ob
der wein-stok blühet / und augen gewonnen / ob die
granat-äpfelbäume ausgeschlagen seind; da wil ich Dir
meine <98> brüste geben. Die lieljen geben den
geruch / und für unsere tühre seind allerlei edele
früchte. Mein Freund / ich habe Dir beide heurigen und
färnigen behalten.
Der oberste
Kammer-herr.
nach der
vorigen vierden sang-weise.
WIe kanstdu so zierlich / o
Fürsten-kind gehen!
die schuhe seind sammet mit golde gestökt:
Es pflegen die lenden beisammen zu stehen
wie spangen vom Meister aufs beste geschmükkt.
Dein nabel voll leben /
nach bächers-art eben /
ist sauber und runt;
da süßer wein flößet /
sich reichlich ergießet /
und füllet ihn wieder und feuchtet den grund.
Dein runter leib gleicher dem hauffen von weitzen /
der lieblich mit rosen-gebüsche verwahrt:
die brüste / die manchen zur freudigkeit reitzen /
wie junge Reh-zwillinge liegen gepaart.
Als spitzen erhöhet /
Als elfenbein stehet /
dein weisser hals hier. <99>
Dein' augen ich gleiche
dem lieblichen teiche
zu Hesbon am tohre Bat-Rabbim an zier.
Die Nase dem turne von Libanon gleichet /
der gegen Damaskon so herrlich erbaut:
dem lieblichen häupte der Karmel auch weichet;
das gläntzen der haare wird eben geschaut /
wie purpur in falten
der Konig lässt halten /
nach fürstlicher zier;
sie zieren den rükken /
sie schießen und blikken /
wie flammen der sonnen wie strahlen herfür.
Salomon.
O leben! o Liebe! du
gleichest an länge
den palmen. Wie lieblich / wie schöne bist-du!
Den trauben ist ähnlich der brüste gepränge.
Was geb' ich dem säumen noch längere ruh?
Nuhn halt' ich die zweige /
weil fröhlich ich steige
die palmen hinan.
Die lieblichen brüste
des Liebsten wol-lüste /
laß gleichen den trauben / an farben dem schwahn.
Laß gleichen den äpfeln das rüchen der nase /
laß geben die kähle den süßesten wein / < 100>
der freudig uns machet / und gläntzet im glase /
geht lieblich zum munde / zur kählen hinein /
macht schlafend die sinnen /
erreget sich drinnen; <10l>
dan redet dein Freund
von färnigen säfften. /
von heurigen kräften /
und saget / wie ernstlich sein hertze dich meint.
<100>
Salome.
MIch hab' ich dem Liebsten zu
eigen gegeben; <101>
Er bleibet mein Schönster / ich bleibe sein leben.
<102>
Kom / Bruder / und laß uns aufs akker-feld gehen /
auf daß wir des morgens bei zeiten auf-stehen.
und sehen / ob unsere reben auch blühen
und augen gewonnen
vom hitzen der sonnen:
was wilstdu verziehen?
Kom / eile / mein Licht /
und säume dich nicht.
Da wil ich die brüste / mein Schönster / Dir geben /
da wil ich dich laben / mein liebestes Leben.
Die Sioninnen
oder jüdische
Jungfrauen allein.
Der Lieljen-strauch rüchet
schon lieblich und gerne;
Man siehet vor unseren tühren von ferne
viel edeler früchte / so / daß wir uns freuen.
Salome.
Mein Liebster / wir haben
behalten die gaben
vom alten und neuen.
Drüm eile / mein Licht /
und säume dich nicht. <103>
Die achte
Handlung.
Inhalt
Die Himlische Braut /
die Kristliche Kirche wündschet / daß sie ihren
Seelen-Bräutigam <109> draussen / unter den Heiden
/ küssen möchte. Die geistliche Liebe wird beschrieben.
Die Braut fraget / was man mit ihrer Schwester / der
erst-angehenden Gemeine tuhn sol.
O daß ich Dich / mein Bruder
/ der du meiner Mutter brüste saugest / draussen fünde
/ und dich küssen müste / daß mich niemand hönete.
Ich wolte dich führen / und in meiner Mutter haus
bringen / da du mich lehren soltest / da wolte ich dich
tränken mit gemachtem weine / und mit dem moste meiner
granat-äpfel. Seine linke lieget unter meinem häupte /
und seine rechte hertzet mich. Ich beschwöre euch
Töchter zu Jerusalem / daß ihr meine Liebe nicht
aufwekket / noch reget / bis daß es ihr selbst
gefället. Wer ist die / die herauf fähret von der
wüsten / und lähnet sich auf ihren Freund? Unter dem
apfelbaume wekte ich dich / da deine Mutter dich gebohren
hatte / da mit dir gelegen ist / die dich gezeuget hat.
Setze mich wie ein siegel auf dein hertze / und wie ein
siegel auf deinen arm: dan Liebe ist stark wie der tod /
und <110> eifer ist fest wie die hölle; ihre gluht
ist feurig und eine flamme des HErrn / daß auch viel
wasser nicht mögen die liebe ausleschen / noch die
ströhme sie ersäuffen. Wan einer alles guht in seinem
hause üm die liebe geben wolte so gilt es doch alles
nichts. Unsere Schwester ist klein und hat keine brüste:
Was sollen wir unserer schwester tuhn / wan man sie sol
anreden? Ist sie eine mauer / so wollen wir silberne
bollwerke drauf bauen; ist sie eine tühre / so wollen
wir sie befestigen mit zedernen bohlen. Ich bin eine
mauer / und / und meine brüste seind wie türne / da bin
ich worden für seinen augen / als die friede findet.
Salomon hat einen Weinberg zu Baal-Hamon: Er gab den
weinberg den hütern / daß ein jeglicher für seine
früchte brächte tausend silberlinge. Mein weinberg ist
für mir. Dir / Salomo / gebühren tausend / aber den
hütern zwee hundert / samt früchten. Die du wehnest in
den gärten / laß mich deine stimme hören; die
geselschaften merken <111> Fleuch mein Freund / und
sei gleich einem rehe oder jungem hirsch auf den
würtz-bergen.
Eine aus den
Jungfrauen allein.
nach der
vorigen 4 sang-weise;
O möcht' ich Dich draussen
nur küssen alleine!
daß keiner mich höhnte / noch schaute mir zu:
ich wolte Dich führen aus dieser Gemeine
nach hause zur Mutter / o Schönester / Du:
Da wolt' ich Dich hören;
Du soltest mich lehren
dein heiliges wort:
ich wolte Dich tränken
und kräuter-wein schenken:
ich wolte Dir äpfel-must geben / mein Port.
Es liebet mich hertzlich und träulich mein Leben /
mein Liebster mich liebet / das weis ich gewis.
Die Linke / so unter dem häupte liegt eben /
bezeuget die liebe / der falschheit gebis /
befestigt die träue
nuhn wieder aufs neue /
das herrliche pfand:
Die Rechte die hertzet /
die Linke die schertzet.
nuhn hab' ich das hertze des Freundes erkant.
Salomon.
nach der
5 weise.
Euch Töchter von Solime wil
ich beschwören
bei allen hindinnen und rehen itzund: <113>
ihr sollet im schlafe nicht also verstöhren
Die / welche <von innen> mein
hertze verwundt /
und laßet sie liegen
nach ihrem genügen /
bis sie sich aufmacht
und selbsten erwacht.
<112>
Die Jüdischen Jungfrauen allein.
WEr strahlet so herrlich? wer
ist es doch nur?
wen bildet so künstlich die schöne Natur?
welche so strahlet und scheint /
gelähnet auf ihren Geliebten und Freund?
Salomon.
nach der
ersten sang-weise.
Unter dem äpfel-baum / da du
gebohren / <113>
wekt' ich vom schlafe der sünden-schuld Dich /
da dich die Mutter zur Tochter erkohren.
Salome.
Bruder / ach! Liebster ach!
setze doch mich
wie sonsten ein siegel /
du lieblicher spiegel /
aufs hertze mit Lust;
und laß mich erwarmen
und schlafen in armen.
Hälse mich / Bruder / ich küsse die brust. <114>
Die
Soliminnen oder Jüdischen Jungfrauen
Lieben ist stärker als
tödliche schmertzen /
brennet wie feuer / wie höllische gluht /
funkelt und flammet und glühet im hertzen
Lieben ist stärker als wasser und fluht:
das silber vergehet /
die liebe bestehet /
die flamme des HErrn.
Es müssen verfallen
die edlen metallen /
demant und jaspis mus stehen von fern.
Unsere Schwester ist kleinlich und schmächtig /
ihre brust bleibet noch niedrig und glat /
ihre brust brüstet sich nimmer so mächtig /
daß sie recht-milchende brünnelein hat. <115>
was sollen wir machen
mit dieser so schwachen?
was sollen wir tuhn?
wie sollen wir reden
und sprechen zur blöden /
Liebster / ei! Liebster / ei! sag' es uns nuhn?
Salomon.
nach der
13 sang-weise:
Mein Liebster ist eben aus wandeln gegangen.
Gleicht sie sich den mauren /
so wollen wir bauen
gantz-silberne bolwerk' und türne zur pracht.
und ist sie wie tühren und tohre zu schauen /
so seind wir auf zederne hohlen bedacht /
die Libanon schikt.
Wir wollen die tühren
mit tafel-werk ziehren
vom golde geschmükt.
<116>
Salome.
EIn mauer-werk bin ich / ein
zierlichs gebäu:
die brüste seind artig wie wälle gebauet /
dadurch ich den edelen frieden geschauet /
sie zwingen den Liebsten / und machen mich frei.
<117>
Der oberste
Schatz-meister.
Es hatte der König den
weinberg vermacht
zu Baal-Hamon / im weiten gefilde /
den hütern der berge / die allezeit milde /
ja jährlich ihm tausend zur zinse gebracht.
<116>
Salomon.
MEin weinberg ist lieblich /
und stehet für mir / <117>
in frölicher zier.
<118>
Die Königl. Schatz-meister zusammen.
DIr / Salomo / sollen sie
tausend entrichten; <119>
zwei hundert mit allen den edlesten früchten.
ist hühter-gebühr.
<118>
Salomon.
O Sonne die täglich im
garten auf-gehet /
und unter den rosen und lielien stehet;
laß hören die lieder;
es wartet ein jeder / <119>
die freunde stehn hier.
Wir kommen gelauffen
und eilen mit hauffen /
zu hören die stimme / die liebliche zier. <120>
Salome.
FLeuch / mein Geliebter und
gleiche den rehen /
auf hügeln und höhen /
da weihrauch und mirren mit überflus stehen.
Fleuch / mein Geliebter / und eile / mein Licht;
eile / mein Liebster / und säume dich nicht.
Aus:
Philipp von Zesen. Sämtliche Werke
unter Mitwirkung von Ulrich Mache und Volker Meid. Hrsg.
von Ferdinand van Ingen. Band I, II.
Walter de Gruyter Berlin New York 1980-84