Madeweisin (Dorothea Sophia) (17. Jh.) - Liebesgedichte

 

Madeweisin (Dorothea Sophia)
(17. Jh.)

 

Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 

Cantata

Aria

Kann wohl auff diesem Rund der Erden
Auch größrer Schmertz zu finden seyn /
Als wenn sich zwey getreue Seelen /
Unwißend eyfersüchtig quälen?
Ach! mein Verhängnüs saget Nein;
Denn meine Brust fühlt die Beschwerden /
Und allzu Marter reichen Pein!

Recitat

Der Ursprung meiner Pein
Muß eingebildte Liebe seyn;
O Schmertz / ich möchte mich darüber fast entseelen!
Daß mein so werthes Licht
Ein mir so unverdientes Urtheil spricht.
Ach Himmel gieb nicht zu /
Daß wir uns länger quälen!
Und du getreue Brust
Sag ihm: Er sey nur meine Lust /
Ja / dass ich ihn gantz unaufhörlich liebe /
Und in der Asche noch ihm auch getreu verbliebe.

Aria

Mein Hertze soll verdächtig seyn /
Weil ein verliebter Augenschein /
Mich ungefehr erblicket.
Doch schwer ich bey des Himmels Krafft /
Daß falscher Liebe Eigenschafft
Mich nimmermehr bestricket.

Recitat

Doch / ich hab allbereit gesiegt /
Weil mein geliebtes Leben
Mir die Versicherung gegeben /
Es sey mit meiner Treu vergnügt;
Ja zur Versieglung bleibt.
Ein reiner Liebes-Kuß /
Der mir in meine Seele schreibt:
Erwehle nunmehr diesen vesten Schluß.

Aria

Wer Gedult und Treue heget /
Wird von keinem Sturm beweget /
Solt er noch so hart geschehn.
Denn der Ancker treuer Liebe
Bleibet von dem falschen Triebe
Stets unüberwindlich stehn.
Wer Gedult und Treue heget /
Wird von keinem Sturm beweget /
Solt er noch so hart geschehn.
(S. 102-103)

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Cantata


Aria

Angedencken vorger Zeit
Du erquickest meine Brust
Aber / was ist das vor Lust
Wenn des Schicksals Grausamkeit
Mit Verdruß
Mein Vergnügen stöhren muß.


Recitat

Wenn solls einmahl geschehn /
Daß ich mit recht vergnügtem Hertzen
Und mit Verbannung meiner Schmerzen
Mich ruhig werde sehn?
Wie lange soll mein Unglücks-Stern regieren?
Soll nicht einmahl
Auff Wehmuth-volles Weinen
Die Freuden-Sonne wieder scheinen /
Und mein so sehnlich Hoffen triumphiren?
(S. 103-104)

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Alle Gedichte aus: Teutschlands Galante Poetinnen
Mit ihren sinnreichen und netten Proben
Nebst einem Anhang Ausländischer Dames So sich gleichfalls durch Schöne Poesien bey der curieusen Welt bekannt gemacht, und einer Vorrede Daß das Weibliche Geschlecht so geschickt zum Studieren / als das Männliche ausgefertiget von Georg Christian Lehms Franckfurt am Mayn
Zu finden bey Samuel Tobias Hocker
Gedruckt bey Anton Heinscheidt Anno 1715
siehe auch:
http://de.wikisource.org/wiki/Teutschlands_Galante_Poetinnen



Biographie:
Eine Tochter des gewesenen und berühmten Mathematici, Königl. Preußischen und Churfürstl. Brandenburgischen Secretarii, wie auch Hof-Post-Meisters zu Halle, Herrn Friderici Madeweisen / jetzo verheurathete Fetzin. Diese tugendhaffte und qualificirte Frau verstehet nicht allein Französisch und Italiänisch / sondern schreibet auch einen netten Vers / von der wir auch diese Cantata, als ein Andencken ihrer schönen Poesie besitzen.
Aus: Teutschlands Galante Poetinnen Mit ihren sinnreichen und netten Proben Nebst einem Anhang Ausländischer Dames
So sich gleichfalls durch Schöne Poesien bey der curieusen Welt bekannt gemacht, und einer Vorrede Daß das Weibliche Geschlecht so geschickt zum Studieren / als das Männliche
ausgefertiget von Georg Christian Lehms Franckfurt am Mayn
Zu finden bey Samuel Tobias Hocker
Gedruckt bey Anton Heinscheidt Anno 1715


 

 


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