Das Liebes-Poetische Manuskript N°
22
O schöne Herrin,
deine holden Wangen ...
Torquato Tasso (1544 - 1595) Sonette - Das Antlitz der schönen Herrin
Neroccio de'Landi (1445-1500) Porträt einer Dame |
Aus der Verbannung O schöne Herrin, deine holden Wangen Hat Glanz aus Paradiesen so verkläret, Daß, wann mein Geist nach ihnen hin sich kehret, Mir alles Gute drin scheint aufgegangen. Und wär' nicht trüb ein Wölkchen drum gehangen, Das zwischenliegend mir den Anblick wehret, Ich hoffte, schaut' ich lang und ungestöret, Mein Herz zu heitern, das von Leid umfangen. Ach, woll' es, schöne Herrin, nicht verschmähen, Zu tragen mein Gebet dahin, wo Einer In Hulden es empfängt und Gnade übet! Denn voll von dir ist jeder Geist der Höhen, Und selbst der höchste Gott so sehr dich liebet, Daß er nur gnädig ist in Rücksicht deiner.
|
Übersetzt von Karl August Förster (1784-1841)
Aus: Auserlesene lyrische Gedichte von Torquato Tasso
Aus dem Italienischen übersetzt von Karl Förster
Mit einer Einleitung: "Über Torquato Tasso als lyrischen Dichter."
Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage
Leipzig F.A. Brockhaus 1844
weitere Sonette von Torquato Tasso: www.deutsche-liebeslyrik.de/europaische_liebeslyrik/tasso.htm