Lajos Gulacsy
(1882-1932)
Porträt von Julia Szendrey
(Sandor Petöfis Frau)
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Sandor Petöfi
(1823-1849)
Wie nenn' ich dich?
Wie nenn' ich dich,
Wenn in des Träumens Dämmerdunkel
Den Abendstern in deinem schönen Aug'
Mein Auge voll Bewunderung schaut,
Als sähe jetzt ich ihn zum erstenmal -
Den schimmernden,
Von dem jedweder Strahl
Ein Bach der Liebe ist,
Der sich in meiner Liebe Meer ergießt -
Wie nenn' ich dich?
Wie nenn' ich dich,
Wenn mir entgegen flattert
Dein Blick,
Die sanfte Taube,
Von der jedwede Feder
Ein Ölzweig ist des Friedens,
Von dem berührt, so wohl mir wird!
Weil weicher er als Seide,
Und als ein Wiegenpfühl …
Wie nenn' ich dich?
Wie nenn' ich dich,
Ertönet deiner Stimme Klang,
Der Klang, von dem, wenn ihn vernehmen könnten
Des Winters kahle Bäume,
Sich diese rasch mit grünem Laub bedeckten,
Im Wahn, es sei
Der Frühling schon gekommen,
Ihr längst erwarteter Erlöser,
Weil Nachtigallenschlag ertönt …
Wie nenn' ich dich?
Wie nenn' ich dich,
Berühren meine Lippen
Die flammenden Rubine deines Munds,
Und unsre Seelen in des Kusses Glut verschmelzen,
Wie Nacht mit Tag vom Morgenglühen,
Wenn meinem Blick der Raum entschwindet,
Und die Zeit,
Und all ihre geheimen Seligkeiten,
Auf mich entlädt die Ewigkeit …
Wie nenn' ich dich?
Wie nenn' ich dich,
Du meines Glückes teure Mutter,
Du einer himmelstürmend heißen Phantasie
Holdselig Feenkind,
Du meine kühnsten Hoffnungen beschämende,
Blendende Wirklichkeit?
Du meiner Seele einziger,
Doch eine Welt aufwiegender Demant,
Mein süßes, schönes, junges Weib,
Wie nenn' ich dich?
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