Das
Liebes-Poetische Manuskript N° 46
O süße Liebe ...
Spanische Dichter des 16. - 19. Jh.s - Frauen-Porträts
Marie Spartali Stillman (1844-1927) Florentiner Lilie |
Garcilaso de la Vega (1503-1536) Sonette I. O süße Pfänder, mir zur Qual erfunden, Ja, süß und froh, als Gott es wollte gönnen! Nicht kann von euch sich die Erinn'rung trennen, Mit der zu meinem Tod ihr seid verbunden. Wem ahnte wohl, als in vergangnen Stunden Es höchste Wonne mir, euch mein zu nennen, Daß euer Anblick jemals sollte können So schmerzlich tief mein Innerstes verwunden? Da ihr in einer Stunde ganz zerstöret Habt all mein Glück, mir nach und nach gespendet: Auch dem zurückgebliebenen Schmerz nun wehret. Sonst wähn' ich, daß ihr habt mir zugewendet Solch Glück allein, weil ihr zu sehr begehret, Wie der Erinn'rung Qual mein Leben endet. II. Solang in eurem Angesichte blühen Die Farben noch der Lilien und Rosen, Und eures züchtigen Auges Blick dem Tosen Des Sturmes wehrt, die Wolken heißt entfliehen: Solange jene Locken, die entliehen Des Goldes Ader, noch, ein Spiel des losen Und sanften Zephyrs, euch mit art'gem Kosen Den schönen schlanken weissen Hals umziehen. Brecht ja die süße Frucht euch eures frohen Und heitern Lenzes, ehe, taub dem Flehen, Die Zeit das schöne Haupt mit Reif beschütte! Die Rose welkt, wenn kalte Lüfte wehen; Der Jahre Flucht wird Allen Wandlung drohen, Um nicht zu ändern die gewohnte Sitte. übersetzt von Friedrich Wilhelm Hoffmann (1785-1869) |
Gedicht aus: Eine Blütenlese aus Spanischen Dichtern aller Zeiten
In deutschen Übertragungen
Herausgegeben von Julius Hart Stuttgart 1883
(S. 85-86)