Das Liebes-Poetische Manuskript N° 55

Hundert Küsse zu hundertmalen, hundert Küsse zu tausendmalen,
tausend Küsse zu tausendmalen ...

Die Küsse des Johannes Secundus (1511-1536)
 


Vincenzo Catena (1470/80-1531)
Judith


 



Vierzehnter Kuss

Wozu reichest du mir die Flammenlippe?
Nein! ich mag dich nicht, mag dich nie mehr küssen,
Harte, härter als harter Stein, Neära
Übermüthige, wähnst du etwa, deiner
Küsse eitele Lust sey mir so theuer,
Mich vergebens um sie in wilder Sehnsucht,
Mich in glühendem Wahnsinn zu verzehren? -
Wohin fliehest du? - Bleib! O weigre diese
Aeuglein, weigre mir nie die Flammenlippe!
Ach wie gerne, wie gern will ich dich küssen,
Weiche, weicher als weiche Schwanenflaumen!
 

 

 

 

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Übersicht

Gedicht aus: Die Küsse des Johannes Secundus
München Hyperion Verlag 1920
In der Übersetzung von Franz Passow [1786-1833]
(nach der Ausgabe Leipzig 1807)
(S. 41)
 


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