Der Burggraf von Rietenburg
(um 1170)
Trost im Winter
Die Nachtigall hat ausgesungen,
Ihr süßer Sang ist längst verklungen.
Den ich so wohllautreich vernommen;
Doch hab ich hohen Mut bekommen.
Der kam von einer Frau mir her,
Von der ich weiche nimmermehr,
Der biet ich treue Dienste an,
O daß ich diente ihr fortan!
Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934)
Aus: Der Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 12)
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Getrost
Die Nachtigall ist fortgezogen
Und längst ihr hoher Sang verflogen,
Der einst so süß mein Ohr getroffen:
Doch thut mir wohl ein gutes Hoffen,
Das eine Frau mir hat verlieh'n.
Ihr will ich nimmer mich entzieh'n
Und will ihr treue Dienste weih'n;
So soll es immer mit mir sein.
Nachgedichtet von
Wilhelm Storck (1829-1905)
Aus: Buch der Lieder aus der Minnezeit
von Wilhelm Storck
Münster Adolph Russell's Verlag 1872 (S. 124)
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Die nachtigall schon schweiget,
Und ihr hoher sang sich neiget,
Die ich sonst wohl hörte singen.
Doch freut mich sänftliches bedingen,
Das ich von meiner herrin hab:
Ich kehr mich nimmer von ihr ab,
Beut ihr die stäten dienste mein:
So will ich nun und immer sein.
Nachgedichtet von
Friedrich Wolters (1876-1930)
Aus: Minnelieder und Sprüche
Übertragungen aus deutschen Minnesängern
des XII. bis XIV. Jahrhunderts von
Friedrich Wolters. Zweite Ausgabe Berlin 1922 Bei Georg Bondi (S. 21)
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Wintertrost
Die Nachtigall hat ausgesungen,
Ihr heller Sang ist nun verklungen,
Den ich sonst so schön vernommen;
Doch hab' ich frohen Mut bekommen.
Er kam von einer Frau mir her,
Von der ich weiche nimmermehr.
Ihr biete treuen Dienst ich an
Und will ihr dienen auch fortan.
Nachgedichtet von Bruno Obermann
Aus: Deutscher
Minnesang Lieder aus dem
zwölften bis vierzehnten Jahrhundert
Übertragen von Bruno Obermann
Leipzig Druck und Verlag von Philipp Reclam jun. o. J. (1890) (S. 31)
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