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Der von Sachsendorf
(um 1250)
Gram ohne Groll
Gute Herrn! im Guten denket
Guter Frau'n, das ist mein Rath,
Daß sie nichts in Leid versenket;
Das ist tugendhafte That.
Wer sie ehrt, hat selber Ehre;
Das bedenke jeder Mann
Und befolge meine Lehre,
Die um diesen Rath ich mehre:
Seht mit Treu' die Frauen an!
Das bedünkt sie wohlgethan.
Der ich Keine gleich befunden,
Zürnt mir die, das schmerzt mich sehr;
Wie vertreib' ich dann die Stunden
Mir in solchem Leidbeschwer,
Welches stets in Schlaf und Wachen
Mir beklommen hält die Brust?
Will sie nicht mir leichter machen,
Noch ein Trost mir nimmer lachen,
Dann ist mir vergällt die Lust,
Deren einst ich mir bewußt.
Nachgedichtet von
Wilhelm Storck (1829-1905)
Aus: Buch der Lieder aus der Minnezeit
von Wilhelm Storck
Münster Adolph Russell's Verlag 1872 (S. 71)
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