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Friedrich von Hausen
(1150/60 - 1190)
Unbeständigkeit der Geliebten
Als untreu möge niemand mich verklagen,
Wenn ich die meide, die ich liebte eh'.
Wieviel ich ihr auch flehend mochte sagen,
Sie thut ja stets, als ob sie's nicht versteh'.
Mich dünkt, daß mir's mit ihrem Wort ergeh',
Wie einst zu Trier in des Sommers Tagen.
Ich wär' ein Thor, gefiel mir ihr Betragen,
Drum sorg' ich, daß mir's ferner nicht gescheh'.
Nachgedichtet von Bruno Obermann
Aus: Deutscher
Minnesang Lieder aus dem
zwölften bis vierzehnten Jahrhundert
Übertragen von Bruno Obermann
Leipzig Druck und Verlag von Philipp Reclam jun. o. J. (1890) (S. 56)
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