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Markgraf Heinrich von Meißen
(um 1234 – 1288)
An die Entfernte
Heil der liebsten aller Frauen,
Die mein Herz erfreut und alle Sinne!
Mir tuts wohl, darf sie ich schauen,
Weil ich ihrer Güte fröhlich inne.
Sie ist mein Trost für Sehnsuchtsnot
Und für ein trüb Gemüte,
Sie macht vergessen mich den Tod –
Drum bitt ich Gott, daß er der Edeln hüte!
Mich erfreut es schon, zu denken,
Wenn ich mag, der liebsten aller Frauen!
Will sich Gram ins Herz mir senken,
Macht michs froh, die Reizende zu schauen:
Der Braue Schwarz, ihr Augenpaar,
Des Mundes Purpurblüte.
Ob fern ihr, wünsch ich immerdar,
Daß Gott die Reine Edle mir behüte!
Nachgedichtet von Richard
Zoozmann (1863-1934)
Aus: Der Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 109)
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