Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Herzog Heinrich von Breslau
(1266 – 1290)
 

Im Rosenlicht

Wie froh geworden ist das Herz
Mir durch ein holdes reines Weib,
Die mir zerstreut hat jeden Schmerz,
Die mehr ich lieb, als Seel und Leib.
Und hätt ich Freuden immerdar,
Und wär mein Glück des Wandels bar:
Hin gäb ichs für ihr krauses Haar!

Die Frauen, rein und züchtiglich,
Sind aller hohen Ehren wert;
Auch werte Männer lobe ich,
Gott gebe, was ihr Herz begehrt.
Wärs überall auf Erden so,
Dann hätt ich Kummer nirgendwo
Und wär von ganzem Herzen froh.

Die Freude mir kann schenken noch,
Ist aller Tugend Glückesschrein;
Ach Gott, sollt ichs erleben doch,
Daß ich einmal bei ihr dürft sein!
O Heil dem Tag, der dies verspricht:
Mir wär vor Liebchens Angesicht,
Als stünd die Welt in Rosenlicht!

Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934)

Aus: Der Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 202-203)

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