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König Konrad der Junge
(um 1252 – 1268)
Zu jung
Ich freu mich auf den Blütenflor,
Den uns der Mai nun bald beschert;
Er stand verwelkt und trüb zuvor,
Weil ihn der Winter arg verheert.
Dafür entschädigt uns der Mai,
Er bringt die Zeit der Lust daher,
Drum ist die Welt so froh und frei.
Was hilft mir denn die Sommerzeit
Mit ihren Tagen licht und lang,
Wenn mir die Frau nicht Trost verleiht,
Die mir mit Gram das Herz bezwang?
Will sie mir schaffen frohen Sinn,
Ein Tun wärs, tugendlich gar sehr,
Und Freude war auch mein Gewinn.
So oft ich von der Liebsten geh,
Auch meiner Freuden Ende naht,
Dann sterb ich fast vor Leid, o weh,
Daß ich sie je um Liebe bat.
Nicht weiß ich, Herrin, wie man minnt:
Die Liebe läßt michs büßen schwer,
Daß ich an Jahren noch ein Kind.
Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934)
Aus: Der Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 164)
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Frühe Liebe
Ich freue mich auf Blüth' und Blatt,
Die nun der Mai uns bald bescheert;
Sie standen vordem welk und matt,
Der Winter hatte sie verheert.
Dafür entschädigt uns der Mai
Mit manchem Tag voll Wonn' und Lust;
Drum ist die Welt so froh und frei.
Was kann der Sommer mir verleih'n
Und seine Tage, licht und lang?
Mein Trost beruht in ihr allein,
Die mir das Herz mit Leid bezwang.
Will sie mir geben frohen Sinn,
Das ist ein tugendliches Thun,
Und Freude wird auch mein Gewinn.
So oft ich von der Lieben scheide,
Zu Ende geht die Lust mir dann;
O weh, so sterb' ich fast vor Leide,
Daß ihr zu dienen ich begann.
Nicht weiß ich, Fraue, wie man minnt;
Mich läßt die Liebe schwer entgelten,
Daß ich an Jahren bin ein Kind.
Nachgedichtet von
Wilhelm Storck (1829-1905)
Aus: Buch der Lieder aus der Minnezeit
von Wilhelm Storck
Münster Adolph Russell's Verlag 1872 (S. 270)
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Frühlingslied
Ich freue mich mancher Blumen roth,
Die uns der Frühling bringen will:
Sie standen erst in großer Noth,
Der Frost that ihnen Leides viel:
Nun will's der Mai ersetzen wohl
Mit manchem wonniglichen Tage:
Drum ist die Welt gar freudenvoll.
Mir frommt die Sommerwonne nicht
Und die viel lichten langen Tage,
Mein Trost an einem Weibe liegt,
Von der ich schweren Kummer trage.
O, wenn sie wollte hohen Muth
Und Freudigkeit mir wiedergeben,
Sie thät' daran wohl fromm und gut!
Ach, wenn ich von der Lieben scheide,
So ist auch meine Lust dahin.
O weh, ich sterbe fast vor Leide,
Daß ich ihr schenkte meinen Sinn!
Weiß nicht was Minnefreuden sind,
Und schwer läßt mir's die Lieb' entgelten,
Daß ich der Jahre bin ein Kind.
Nachgedichtet von
Wilhelm Müller (1794-1827)
Aus: Blumenlese aus den Minnesingern
Herausgegeben von Wilhelm Müller
Erste Sammlung Berlin 1816
In der Maurerschen Buchhandlung (S. 8-9)
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