König Konrad der Junge
(um 1252 – 1268)



Bitte an die Geliebte

Soll ich klagen
Um die Heide,
Dies Leid ist nicht groß
Gegen meine Not,
Die mir lodernd brennt tief innen.
Muß ich zagen
Doch im Leide,
Bin der Freuden bloß,
Weil ein Mund so rot
Mich gebracht von Sinnen.
Ach wie sollt ich Freude noch
Wieder mir erwerben?
Der vor allen Fraun ich doch
Diente treu im Sinne,
Läßt nach ihrer Minne
Schmachtend mich verderben!

Ach verständ sie
Meine Treue,
Die ich allezeit
Nur für sie geübt,
Wollt ich minder traurig scheinen.
Dann empfänd sie
Bald wohl Reue
Ob der Härtigkeit,
Die mich tief betrübt
Längst schon von der Reinen!
Ach daß solchen Schmerz sie senkt
Tief mir ins Gemüte,
Der ich Dienste stets geschenkt!
All mein Frohsinn endet,
Wenn mir Trost nicht spendet
Meiner Herrin Güte!

Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934)

Aus: Der Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 164-165)

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