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Markgraf Otto von Brandenburg (mit dem Pfeile)
(um 1266–1308)
Fürbitte
Winter, deine trüben Stunden,
Deine Kälte, deinen Harm,
Hätt ich auch das Wort gefunden,
Das sie schüfe licht und warm,
Das ließ' ich um die lange Nacht
Und um Sie, die Minnigliche,
die mir viel Freuden hat gebracht.
Ich sah sie schön wie eine Sonne
Vor mir stehn in reichem Kleid:
Alsbald da ward ich reich an Wonne,
Mein Muth schwebt' auf in Seligkeit.
Mich grüßt' ihr minniglicher Mund.
Der deuchte mich in solcher Röthe
als gäb er feurge Flammen kund.
Ei, Herre Gott, in deiner Güte
Geruh der Lieblichen zu pflegen,
Mit stäten Treuen sie behüte
Und send ihr deinen süßen Segen.
Das hat sie verdient fürwahr
An aller Welt durch ihre Schöne:
Herr Gott, nimm ihrer gütig wahr.
Nachgedichtet von
Karl Simrock (1802-1876)
Aus: Lieder der Minnesinger von Karl Simrock
R. L. Friedrichs Elberfeld 1857 (S. 16)
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