|
Meister Heinrich Frauenlob
(1270 – 1317)
O weib, du
veilchengarten,
Hoch schwebt des lobes krone
Dir so, dass sich viel wonne
Noch zu dem glücke bindet.
Bach aller süssigkeit!
Ach, weh nach dir ich brenne
Wie in der glut die schlacke:
Nie kam ein weib so herrlich
In meiner sinne festen,
Nein nie, das weiss ich wohl!
Licht würdige spiegelsonne,
Seit ich find tröstung nirgends,
Als die von dir mir werde,
Hilf mir dem leid gesellen
Durch süsse deine minne,
Eh sie mich ganz versehre.
In stetiger versöhnung
Verzehrt sich sehnens leid,
So mich mein lieb anblicket:
Lobwürdiges angesicht!
Nachgedichtet von
Friedrich Wolters (1876-1930)
Aus: Minnelieder und Sprüche
Übertragungen aus deutschen Minnesängern
des XII. bis XIV. Jahrhunderts von
Friedrich Wolters. Zweite Ausgabe Berlin 1922 Bei Georg Bondi (S. 126)
_____ |