Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Schenk Ulrich von Winterstetten
(um 1240)




Ohe und Oweh!

Gieb mir Gewinne,
O Minne!
Die Sinne
Froh mache.
Ros' in dem Thaue,
Nun schaue
Mich, Fraue,
Und lache.
Heit'res Gemüthe
Behüte
Voll Güte
Mir, Minne;
Gieb mir Gelingen
An Dingen,
Die bringen
Gewinne.
Dürft' ich deinen rothen Mund
Küssen recht aus Herzens Grund:
Ohe!
Dann entschwände Gram und Noth;
Sonst ist alle Freude todt:
Oweh!

Tugendreiche, reine Frucht,
Zeigen sollt ihr Sitt' und Zucht
An mir.
Ohne Sorge wollt' ich sein,
Würde Huld und Gnade mein
Von ihr.
Begegne, Frau, mir so,
Daß ich Bedrückter werde froh;
Du bist so reich an Güte.
Willst du, so muß das Leid
Entweichen und die Traurigkeit;
Erfreue mein Gemüthe.
Sei, Minne, minniglich,
Mit Liebe lieb beglücke mich,
Sonst bin ich stets bekümmert
Und schreie: "Heia, hei!
Mir bricht vor Leid das Herz entzwei!"
Und meine Lust zertrümmert.

Nachgedichtet von
Wilhelm Storck (1829-1905)

Aus: Buch der Lieder aus der Minnezeit
von Wilhelm Storck
Münster Adolph Russell's Verlag 1872 (S. 236-237)

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