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Ulrich von Gutenburg
(um 1180)
Ich dien ihr immer, die mir gab
Ein leben mit leichtem mute,
Wie ich nun lang gehalten hab,
Und gönnt es mir die gute,
Die brachte meines herzens schrein
So manche sorgeleere,
So legt auf meines sanges schein
Der winter keine schwere.
Ich will sie flehn, solang ich lebe,
Dass sie aus freudenbronne
Den lohn mir nach dem heile gebe.
Sie ist mir sommerwonne!
Sie säet blumen mir und klee
In meines herzens anger,
Drum muss ich sein, wie mir's ergeh,
Der reichsten freuden schwanger.
Vor ihrer güte nie besteht
Mir eines kummers mühen,
Der schein, der ihr vom auge geht,
Der läßt mich schön erblühen,
Ganz wie die heisse sonne tut
Den bäumen in dem taue,
So sänftet mir den schweren mut
Von tag zu tag meine fraue.
Ihr schöner gruss, ihr milder segen
Mit einem sanften neigen,
Das lässet einen maienregen
Recht an das herz mir steigen.
Nachgedichtet von
Friedrich Wolters (1876-1930)
Aus: Minnelieder und Sprüche
Übertragungen aus deutschen Minnesängern
des XII. bis XIV. Jahrhunderts von
Friedrich Wolters. Zweite Ausgabe Berlin 1922 Bei Georg Bondi (S. 30)
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