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Ulrich von Lichtenstein
(um 1250)
Diese lieder heissen frauentanz,
Die soll niemand singen: er sei froh,
Wer mit züchten trägt der freuden kranz,
Und dem sein sinn um frauen stehet hoch,
Dem erlaub ich sie zu singen wohl,
Fröhlich heiter man sie tanzen soll.
Trauern ist in wahrheit niemand gut
Als dem einen, der um sünde klagt.
Hohes lob erwirbt ein hoher mut,
Guten frauen hochmut wohl behagt:
Darum will ich immer stärker sein
Hochgemut um dich, du herrin mein.
Freude gibt mir dein wohlredender mund,
Deine reine sanfte sitte mich erzieht.
Freudentau aus tiefem herzensgrund
Fliesset mir von dir in jedes glied.
Gott hat seinen fleiss an dich gelegt,
Drum dein leib die ehrenkrone trägt.
Über lichtem aug die braue braun
Hast du und zwei lichte wängelein:
Du bist hier schön und da schön zu schaun:
Braun, rot, weiss, der dreier farben schein
Trägt dein hochgeborener schöner leib.
Tugend hast du viel, weibliches weib.
Dass du solche reiche tugend hast,
Darum bin ich aller trauer frei,
Gehst du schön vor mir, so ist mir fast,
Als ob ich schon in dem himmel sei:
Gott so schönen engel nie gewann,
Den ich vor dir wollte sehen an.
Nachgedichtet von
Friedrich
Wolters (1876-1930)
Aus: Minnelieder und Sprüche
Übertragungen aus deutschen Minnesängern
des XII. bis XIV. Jahrhunderts von
Friedrich Wolters. Zweite Ausgabe Berlin 1922 Bei Georg Bondi (S. 116-117)
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