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Von Buwenburg
(um 1275)
Hoffnungsvoll
Was glänzt so rein hervor in lichtem Schein
Aus jungem Gras, als wollt es lächelnd spielen,
Als wollt es scherzend uns ein Grüßen geben?
Die Blumen sinds; es zog der Sommer ein,
Ich merkt es an den Vöglein wohl, den vielen.
Nun achtet, ob Natur sich wird erheben,
Ob sie wohl alle Dinge
Bewirkt, wie sie ihr kund -
Gott gebe, daß der Herbst sich Ruhm erringe,
Darin hat Menschenfreude ihren Grund.
Hielt mich nicht Hoffnung, wär ich lieber tot,
Weil sie nur Nein sagt und : ich tu es nimmer,
Wo sie von mir nur hört ein Ja und gerne!
Doch sieht man auch: ein schönes Abendrot
Beglückt uns oft nach trübem Tagesschimmer.
Drum bleib ich ihrem Dienst nicht ferne,
Die mir seit manchen Jahren
Den Lohn schon vorenthält -
Ach hätt ich erst der Süßen Gunst erfahren,
Ich wär der frohste Mann auf dieser Welt!
Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934)
Aus: Der
Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 225)
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