Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Walther von der Vogelweide
(um 1170 - 1230)

 


Minne und Unminne

Wer sagt, daß Minne Sünde sei,
Der mag sich erst bedenken wohl.
Manch' Ehrenvolles wohnt ihr bei,
Das man mit Recht genießen soll.
Es folgt ihr stete Treu' und dazu Seligkeit,
Auch ist's, wenn einer übelthut, ihr herzlich leid.
Die falsche Minne mein' ich nicht
("Unminne" wär' hier rechtes Wort):
Der will ich feind sein immerfort.

Nachgedichtet von Bruno Obermann

Aus: Gedichte Walthers von der Vogelweide
Uebersetzt und erläutert von Bruno Obermann
Stuttgart Berlin Leipzig 1886 (S. 59)

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Wahre Minne

Wer sagt, daß Minne Sünde sei,
Der schädigt sie, spricht er so schlecht:
Ihr wohnt so manche Tugend bei,
Die man genießen soll mit Recht.
Ihr eignet Treu und Seligkeit,
Wer Böses tut, der schafft ihr Leid.
Die falsche Minne mein ich nicht,
Die könnt »Unminne« heißen gar –
Die will ich hassen immerdar.

Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934)

Aus: Walther von der Vogelweide
aus dem Mittelhochdeutschen übertragen
eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von
Richard Zoozmann
Herausgeber: Jeannot Emil Freiherr von Grotthuss
Druck und Verlag von Greiner und Pfeiffer Stuttgart 1907 (S. 47)

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Minne und Unminne

Wer sagt, daß Minne Sünde sei,
Der soll sich erst bedenken wol.
Ihr wohnet manche Tugend bei,
Die man mit Recht genießen soll.
Ihr folget große Treu und dazu Seligkeit,
Und wenn die Menschen Bösen thun, so schafft's ihr Leid.
Die falsche Minne mein' ich nicht,
Die könnt' "Unminne" heißen ehr:
Die will ich immer hassen sehr.

Nachgedichtet von
Karl Pannier

Aus: Walthers von der Vogelweide
Sämtliche Gedichte
Aus dem Mittelhochdeutschen übertragen
mit Einleitung und Anmerkungen versehen
von Karl Pannier
Zweite Auflage Leipzig 1876 (S. 46)

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