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Wilhelm von Heinzenburg
(um 1260)
Liebchens Härte
Es sagt ein Wort aus alten Zeiten,
Nichts sei so hart als ein Demant,
Ich aber muß dies Wort bestreiten:
Denn wem mein Liebchen recht bekannt,
Der schälte härter ihren Sinn!
Was ich sang,
Was ich tat,
Was bedang
Oder bat,
Hart blieb sie stets nach ihrer Sitte.
Nun ratet, ob ich länger bitte.
Denn meine Jahre sind dahin.
Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934)
Aus: Der Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 183)
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Härter als Demant
Unter allen Dingen sei
Härter nichts, so heißt es, als Demant;
Doch ich setze noch dabei:
Wäre meine Frau so recht bekannt,
Nännte man viel härter ihren Sinn.
Was ich sang und that,
Wie ich dient' und bat:
Hart blieb sie stets, wie's ihre Sitte.
Nun rathet, ob ich länger bitte;
Meine Jahre sind dahin.
Nachgedichtet von
Wilhelm Storck (1829-1905)
Aus: Buch der Lieder aus der Minnezeit
von Wilhelm Storck
Münster Adolph Russell's Verlag 1872 (S. 117)
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