Orientalische Liebeslyrik

(in deutscher Übersetzung)

 


Abul Maani
(um 1582)



Juwelenschnüre Abul – Maani's



Perlen

Schönheitslob

1.
Die Schönheit

Seit von Ewigkeit her die Welten rollen im Kreise,
Haben sie Nichts geseh'n, ähnelnd an Reizen mit Dir;

Keine der Schönen kann sich mit Dir vergleichen an Schönheit,
Sie sind Cypressen des Bergs, Du bist Cypresse des Thals;

Trotz der Schönheit darfst Du mich liebkosen und streicheln,
Denn der Schönheit steht was sie beginnet auch an;

Wie kann sich mit Dir vergleichen die Schönheit der and'ren;
Hat des Repphuhns Reiz jemahls die Krähe geborgt?

Du bist das Buch, ausführlich geschrieben über die Schönheit,
Und ein Auszug Du von dem Register der Huld;

Welten füllt mit Geschrey die Welt erobernde Schönheit,
Aufgeseh'n vor dem Blick! und vor dem schelmischen Aug!

Mächtig drängt sich das Glück um Weltverbrennende Schönheit,
Und das sehende wird blind und verwirret zugleich;

Chuldsch und Ruschad sind berühmt durch die Schönheit der räubrischen Türken,
Beyde verzehret der Gram, neidend die Schönheit von Dir;

Keine Schönheit ward Dir noch gleich auf Erden gefunden,
Sonnensiegel der Mund in die Granate gehau'n;

An die Schönheit zahlt den Zoll dein schelmisches Auge,
Deßhalb führt es Geduld, liebenden Herzen hinweg;

Solches Ebenmaß und Gleichheitswage der Glieder,
Setzt an Schönheit Dich selber den Schönsten zuvor;

Deines gleichen hat nie das Auge der Welten gesehen,
"Dieses ist mein Wunsch" sagt zu dem Herzen Vernunft;

Dein Begehren die Schönen der Welten mit liebender Sehnsucht,
In dem Schönheitsreich bist Du Gebiether der Welt;

Mond und Sonne sind von Deinem Gesichte der Abglanz,
Weil der Tag, die Nacht, halten den Spiegel Dir vor;

Mit der Sonne wird die Schönheit der Freundinn gewogen,
Weil die Schale sinkt steiget die Sonn' in die Höh';

Was ist die Ros' als ein Korb, worin die Schönheit der Freundinn
Aufgefangen im Licht, wie von dem Monde die Sonne;

Schönes Gesicht kann sich in häßliches nimmer verkehren,
Selbst wenn weiß und roth and'ren zu Liebe geschminkt;

Doch wenn liebendes Herz den Herzen Unwürdiger schmeichelt,
Dauert der Schönheit Reich, Welten verbrennend nicht lang;

Schah der Schönen, verheer' nicht immer durch Heere der Schönheit
Der Verliebten Herz, raubend die Ruh' und Geduld;

Stecke Dir zuerst die Nadel am Kopfe zurechte,
Dann steck Deinen Dolch, wo du nur willst in die Brust;

Ungesehenes Ding ist solche Schönheit und Anmuth,
In Jussuf allein wurde vielleicht sie geschaut;

Aber wenn so, konnt' er Wahrhaft'ger genennet nicht werden,
Weil durch Schelmerey Schönheit belüget das Herz;

Nicht ein jeder ist herrschender Schah wer wohnt zu Temische 1
Nicht ein jeder der schön, heißet deßhalben Jussuf;

Bist du Jussuf, so bin ich der Wolf 2, unschuldig verläumdet,
Und des Unrechts viel ich von den Brüdern erlitt;

Keiner Schuld mir bewußt, ward ich von den Feinden verläumdet,
Wie der Wolf Jussuf's rein, doch von Lügen geschwärzt.
(S. 56-60)

1 Temische in Masenderan,
eine Residenz der alten persischen Könige.
2 Der Wolf, welchen die Söhne Jacobs demselben vorführten,
und ihn als den Mörder Josephs anklagten.
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2.
Der Wuchs, der stolze

Dieser stolze Cedernwuchs
Sprosset auf der Schönheitsflur,
Wie die Palme voll von Anmuth
Eine Zierde der Natur.

Aus Erinnerung deines Wuchses
Blüh'n Cypressen in dem Hain,
Und die Sehnsucht nach den Wangen
Brennet Tulpen Maale ein.

Wenn die Cedern und Cypressen
Hoch auf Flur und Bergen steh'n,
Ist's, weil sie die schöne Haltung
Von dem Wuchs der Freundinn seh'n.

Weil Cypressen auf den Fluren
Deines Wuchses Haltung seh'n,
Bleiben sie, darob erstaunet,
Dorten eingewurzelt stehn.

Als des Himmels hoher Gärtner
Schaute deinen hohen Wuchs,
Schafft' er fort die Cedern alle,
Die geschwunden sind zum Buchs.

In dem Schlafe sah ich gestern
Deines Cedernwuchses Bild,
Auf der Flur des Busens sproßt es,
Von dem Aug' bewässert mild;

Trunken und verwirret kam es
Zu dem Bett um Mitternacht,
Fragte freundlich, was Zerstörung
Aus dem armen Herzen macht.
(S. 60-61)
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3.
Der Wuchs, der hohe

Wenn des Wuchses Himmelsleiter
Sich erhebt in der Moschee,
Fahren nach des Auges Lampen
Alle Blicke in die Höh'.

Nimmt des Wuchses hohe Ceder
Nach dem Rosenbeet den Lauf,
Steh'n aus Sehnsucht sie zu sehen
Alle Blumen liebend auf.

Gestern kam mit einem Dolche
Trunken zu dem Fest der Freund;
Dank dem Himmel, daß mein schwarzes
Loos doch weiß zu werden scheint;

Diese Schmeichlerinn der Herzen
Brachte meinen Nahmen vor,
Gestern Nachts, noch in dem Schlafe,
Zupfte sie mich bey dem Ohr.

Wenn das Traumbild dieser Huldinn
Kommt zur Herzenswüsteney,
Setz' ich ihr das Herz, das blut'ge,
Auf zu ihrer Gasterey.

Als zu mir sich in dem Schlafe
Die Peri hat her bewegt,
Hat sie alle meine Träume
Auf das schönste ausgelegt.

Als ich in der Welt der Träume
Mitternachts im Bette lag,
Kam ihr Bild zu mir als Sonne,
Machte aus der Nacht den Tag.
(S. 62-63)
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4.
Der Wuchs, der edle

Wegen deines edlen Wuchses
Sind Verliebte scharf entzweyt,
Und so lang die Welt bestehet
Legt sich nimmer dieser Streit.

Schaam vor deinem edlen Wuchse
Raubt Cypressen den Verstand,
Und es hat dein Aug' Narzissen
Schwarze Maale eingebrannt.

Was Cypressen und Platanen!
Was von Pinien, Cedern, Buchs!
Selbst der Lebensbaum in Eden
Ist kein Freyer wie dein Wuchs.

Ihren Werth verlieren Cedern
In dem Schönheitshain der Welt,
Wo die wohlgemess'ne Haltung
Deines Wuchses nur gefällt.

Auf der Flur des Rosenhaines
Blühten Cedern viele Jahr',
Bis aus Eifersucht des Wuchses
Ihre Flor vergangen war.

Vor der Haltung deines Wuchses
Nimmt Cypreß' den Schleier vor,
Vor dem Glanze deiner Wangen
Deckt die Sonne sich mit Flor;

Wenn dieß Silberantlitz unser
Fest beehrt mit seinem Schein,
Wird der Gegenstand des Neides
Unser Fest in Eden seyn.
(S. 63-64)
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5.
Das Gesicht

In dem Glanz der Schönheit strahlet
Hochroth das Gesicht der Lieben;
Denn der Suren Anfang ist
Hochroth im Koran geschrieben.

Frische Rosen und Jasminen
Sind der Allerliebsten Wangen;
Jene sind es die von diesen
Farbe und Geruch erlangen.

Wird der Spiegel vorgehalten
Ihrem schönen Angesichte,
Geht dadurch der Reiz verloren
Von der Wangen Schönheitslichte.

In dem Angesichte sah ich
Meines Wunsches Urkundsiegel,
Ihre schönen Wangen dienen
Mir geglättert als der Spiegel.

Rosen können mit der Schönheit
Des Gesicht's sich nicht vergleichen,
Weil es immer frisch, und jene
Nach drey Tagen welkend weichen.

Glaubt ihr daß der Freundinn Schönheit
Mit dem Anstrich sich behelfe?
Weit geirret! ihre Schönheit
Brauchet nicht derley Behelfe.

Als der Mond geseh'n daß ihre
Wange strahlt um so viel heller,
Ward sein Angesicht deßhalben
Voll von Schaam zum platten Teller.
(S. 65-66)
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6.
Die Wangen

Sieh, es hat der Wangen Schimmer
Meines Herzens Haus ergriffen,
Und den Schmetterling des Herzens
Hat deßhalb die Flamm' ergriffen.

Weil die Schmetterlinge sahen
Licht und Glanz der Strahlenwangen,
Kreisen sie um diese Lichter
Nur nach jenem aus Verlangen.

Wenn zu meinen Wangen ihre
Nahen auf der Liebe Flügel,
Ist's als ob ein Strahl der Sonne
Fiel' auf einen Aschenhügel.

Wenn die Gebern* und die Christen
Seh'n das Licht von deinen Wangen,
Sind sie gläubig, es ist ihnen
Wahres Licht dann aufgegangen.

Als Medschnun die Morgenröthe
Sah, ward er davon verzücket,
Glaubt' es sey der Glanz der Wangen
Leila's, die er dort erblickte.

Von den Rosen deiner Wangen
Nehmen Knospen ihre Tinten,
Von dem Dufte deiner Locken
Duften süß die Hyacinthen.

Sehnsucht nach der Wang' und Locke
Hat mein armes Herz verbrannt,
Vor der Liebe Sonnenfeuer
Hat mein Herz nicht mehr Bestand.
(S. 66-67)

* Gebern heißen die Feueranbether.
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7.
Das Haar

Also hat der Gram der Trennung
Mich verzehret ganz und gar,
Daß, wenn mich ihr Haar bedecket,
Ich ihr selbst erschein als Haar.

Locken von den Schönheits-Cedern
Die in meinem Garten steh'n,
Haben aller Herzen Vögel
Sich zum Neste auserseh'n.

Wenn der schwarze Schmuck des Haares
Deckt der Wangen Rosenflor,
Ist's als zög' sie Silberstoffen
Schwarzen seidnen Schleyer vor.

Wenn sie dann von dem Gesichte
In die Höhe knüpft den Zopf,
Ist's als löste sie vom Schatze
Des verborgnen Lichts den Knopf.

Knopfet sie nicht auf vom ihrem
Busen mir zu Lieb den Knopf,
Ist mein Herz aus Gram verwirret
Wie des Haars gekrauster Zopf.

Weil sich nach dem Schwarz des Haares
Sehnt das Herz mit Ach und Weh!
Kommt von seiner Seufzer Rauche
Der Geruch der Aloe.

Wenn der Duft von ihrem Haare
Ausgegangen ist in's Land,
Hat das Herz in dem Gebiethe
Der Geduld nicht mehr Bestand.
(S. 68-69)
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8.
Die Locken, die schwarzen

Ihre schwarze Locken haben
Die Geduld davon getragen,
Ihre schöne Krause hat auch
Meine Ruhe ganz zerschlagen.

Sieh der Stein von deiner Härte
Hat entzwey das Herz geschlagen,
Gib die Locken her als Schlinge,
Um darin das Herz zu tragen.

An die schwarzen Locken hing ich
Auf das Herz ihr zum Gegaukel;
Also hängen Knaben spielend
Bey dem Feste an der Schaukel.

Wenn ich an der Locken Spitze
Aufgehängt das Herz anbinde,
Ist's allein die Schuld der Liebe
Und an mir ist keine Sünde.

Haar ist Ambra, Wangen Rosen,
Und die Augen sind Narzissen;
Silberblick muß sich verstecken
Vor den Armen, vor den Füßen.

Wenn die Füße du verhüllest
In des Haares Finsternissen,
Tritest du den reinsten Moschus
Von der Tatarey mit Füßen.
(S. 69-70)
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9.
Die Locken, die krausen

Ihre Locken sind voll Krausen,
Seidne Fäden, fein gedreht,
Doch es löst sie auseinander
Morgenwind der schmeichelnd weht.

Der Gedanke an die krause
Locke welche Moschus haucht,
Hat den Vogel des Verstandes
In der Liebe Meer getaucht.

Aus Begierde nach der Locke,
Welche weht des Ambra Duft,
Fiel der Vogel meines Herzens
In die Netze aus der Luft.

Wehe! wenn die schwarze Locke
Ihres Endes Spitzen krümmt,
Raubend dann des Herzens Ballen,
Schmerzen gibt und Ruhe nimmt.

Wenn in ihren lieben Locken
Liebend wühlt die Morgenluft,
Füllet sie das Hirn des Morgens
Mit der Ambra reinstem Duft.

Wenn sie kommt zum Rosenhaine,
Weint der Nachtigallen Laut,
Und der Ostwind gibt der Knospen
Duft, zum Spiel der Windesbraut.

Zwischen finstern Locken leuchten
Deine Wangen licht und hell,
Wie im Land der Finsternisse
Leuchtet Chiser's Lebensquell.
(S. 70-72)
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10.
Die Locken, die umschlingenden

Weil der Herzgeliebten Locke
Sich um meinen Nacken windet,
Ist das böse Aug des Neides,
Welches Übel wünscht, erblindet.

Um den Nacken meines Herzens
Hat die Locke sie gewunden,
Ich kann nicht die Fessel lösen
So die Liebe hat gebunden.

Weil sie ihrer Locken Fangstrick
Um den Hals der Herzen bindet,
Sie gar leicht durch ihrer Schönheit
Welterobernd überwindet.

Ihre Moschuslocken winden
Ringelnd sich um Brust und Nacken,
Wie des Epheu Ranken, welche
Hohe Cedern liebend packen.

In der Hoffnung, daß die Locken
Die Verliebten einst umwinden,
Lassen diese sich als Schuld'ge
Für Vergehen gerne binden.

Schön fällt jede Ambralocke
Über diese Rosenwangen;
Brauenbogen, Wimpernpfeile,
Geben Huld und süß Verlangen.

Als die Seidenhändler sahen
Ihrer Locken seidne Haare,
Waren sie mit Recht verlegen
Ob des Abgangs ihrer Waare.
(S. 72-73)
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11.
Das Auge

Lieblich wie Augen sind nimmer Narzissen,
Wenn sie gleich silberne Blüthen ausgießen.

Falken des Herzens ergreifen mit Klauen
Spatzen des Herzens, die zitternd aufschauen.

So hat das Auge mich zaubrisch verletzet,
Weil es als Vogler in Winkel sich setzet.

Trau nicht, o trau nicht Verheissungen allen,
Viele wie Du sind in Brunnen gefallen!

Apfel des Auges erscheinet als Welt mir
Seit dieses Mädchen als Liebling gefällt mir.

Daß mir das Auge die Blicke verwehret
Ist mir vom Loose, vom schwarzen, bescheret.

Schlimm sind die Augen die blinzend verneinen;
Tragen denn Liebende willig die Peinen?
(S. 73-74)
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12.
Das Schelmenauge

Den Begriff von ihrem Schelmenauge
Gibt euch die Narzisse auf der Flur,
Schelmisch winket diese, Huld den Rosen,
Doch geschieht's sie zu betriegen nur.

Den Begriff von meinem blut'gen Auge
Gibt die Nadel euch mit rothem Öhr.
Wenn es schaut des Liebchens Rosenwangen,
Gibt es zitternd blut'gem Sinn Gehör.

Ihres Auges Reh verlockt die Jäger,
Darum sicher jetzt Gasellen sind.
Kurz Gesicht kommt mir von ihren Wangen,
In die Sonne schauen machet blind.
(S. 74-75)
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13.
Das Auge, das böse

Weil ich zu viel dem Freund in's Auge hab' gesehen,
Zwingt mich des Herzens Gram mit Brillen nun zu gehen;

Noch gestern sagte ich zu dem Perigesicht,
Soll ich mit Schminkestab dein Aug berühren nicht?

Das trunkne Auge scheint den Rausch nun auszuschlafen,
Weßhalb die Brauen es hoch aufgezogen strafen;

Nicht möglich ist es Ihr zu schauen in's Gesicht,
Ein einz'ger Blick von Ihr sticht aus, der Augen Licht.

Ich litt so viel, daß selbst die Welt, der nicht zu trauen,
Betrübt ward über meine schweren Augenbrauen.

Ihr Maal ist meines Auges Bild, das durch die Nacht,
Wie um das Licht der Schmetterling, die Runde macht.

O Pfeil des Liebesblicks, du kamst willkommen wieder,
Ich sagte: wähl' das Herz, laß dich darinnen nieder!
(S. 75-76)
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14.
Die Schminke des Auges

In dem Garten schaute ich zwey Monde,
Die von jugendlichem Reize voll,
Mittelst einer Nadel gegenseitig
Sich die Augen färbten mit Kohol*.

An Gewandheit und Geschicklichkeit
Übertrafen sie die Vielgewandten,
So daß sie das Schwarz vom Auge stahlen,
Und die Finger selbst der Hand entwandten.

Um mein Aug davor zu schützen, hing ich
Meiner Wimpern seidnen Schleyer aus,
Und der Mann des Auges saß im Auge,
Wie die Spinne sitzt in ihrem Haus.

Doch was half es? zwar es blieb das Auge
Von dem Schelmenblicke ganz gesund,
Aber während dieses ruhig schaute
Ward die Brust von ihren Blicken wund.

Wie die schärfsten Nadeln drangen Blicke
In die Brust, wo Liebe ausgeruht,
Wimpern dienten ihnen statt der Pfeile,
Und ihr Auge selbst verlangt mein Blut.

Da gab ich die Brust zum sichren Ziele
Aller ihrer Wimpernpfeile hin:
Meiner Seele seyd willkommen! rief ich,
Denn nur so wird Ruhe mir Gewinn.

Ich will nehmen Staub von eurem Pfade,
Und dann in der Seel' bewahren treu,
Daß er diene statt Kohol dem Auge,
Daß mein Herz des Schuhes Sohle sey.
(S. 76-77)

* Kohol, die schwarze Schminke, womit das Innere
der Augenlider gerieben wird,
um die Augen größer und feuriger
erscheinen zu machen.
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15.
Die Wimpern als Schwerter

Wenn auch nicht ertönt die laute Klage,
Ist das Herz doch voll vom Schmerz der Liebe,
Denn der Seidenwimpern spitze Pfeile
Haben es durchbohrt gleich einem Siebe.

Auf die Herzen zieht sie Wimpernschwerter,
Um damit die Köpfe abzuschlagen,
Um mit Blinzeln Liebende zu tödten:
Blut'geres sah man nichts in unsren Tagen!

Meine Wimpern machst du zu Rubinen,
Mögen selbe deine Feinde morden!
Der Verliebte, den du wie den Bogen krümmtest,
Ist dadurch erst pfeilgerad geworden.
(S. 78)
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16.
Die Wimpern als Pfeile

Mir kömmt es nicht in Sinn heraus zu ziehen
Aus meiner Brust den Pfeil der Wimpern;
Das ganze Erdreich ist, mit Blut befeuchtet,
Der Märtyrer vom Schwert der Wimpern.

Die kranke Seele hat erst Ruh gefunden
Seit dem im Busen stecken Wimpern.
Daß sich dein Traumbild nicht den Fuß anstoße,
Kehr' ich en Staub weg mit den Wimpern.

Mein Busen ist zum Ziele ausgesetzet,
Wenn sie ein Schießen hält mit Wimpern.
Damit die trübe Seele Ruhe finde,
Macht' ich die Brust zum Ziel der Wimpern.

Dem armen Herzen ist es schwer geworden,
Weil sie die Brust durchdolcht mit Wimpern.
(S. 78-79)
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17.
Die Wimpern als Dolche

Es rieselt Blut von allen meinen Gliedern,
Denn sie durchbohret mich mit ihren Wimpern.

Aus meinen Augen strömen fort die Thränen,
Es bilden einen Wasserfall die Wimpern.

Der Blick bleibt in dem Aug mit wundem Fuße,
Er hat sich weh gethan am Dorn der Wimpern.

Ich dachte an vergangene Beschwerden,
Das Wort des Herzens flog als Pfeil der Wimpern.

Das Pflaster deiner Huld leg auf die Wunden,
Zerschnitten ist die Brust vom Dolch der Wimpern.
(S. 79-80)
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18.
Der Mund

Arzt! ich bin erkrankt von Liebe,
Mach', o mache mich gesund!
Doch als Arzney kann helfen
Nur ein Trank von deinem Mund.

Keinen süßern Mund es gibet
Der mehr bittre Dinge spricht,
Und mehr süße Früchte traget
Doch ein bittrer Obstbaum nicht.

Aus Begierde nach dem Honig
Halt zurück den Geist ich kaum,
Der Geliebten bittre Worte
Dünken Honig meinem Gaum.

O ihr weingefärbten Lippen,
Ihr vermehrt der Liebe Lauf,
O du Schmerz der Flucht, du schließest
Erst Verliebter Herzen auf.

Als die Lippen der Geliebten
Krank erzitterten vom Krampf,
Fragt' ich was es sey; sie sagte:
Mich ergriff ein Diw zum Kampf.

Von den Hitzen ist verdorret
Ganz der Mund, wie trocknes Brot,
Und es brennet ihn als Feuer
Selbst des Morgens mildes Roth.

Als ein Fieber hat ergriffen
Mich der Schmerz mit Hitz' und Frost,
Da kam vom Rubinenmunde,
Als Sorbet des Herzens Kost.
(S. 80-81)
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19.
Die Lippen

O Faden! wie ist nicht dein Glück zu neiden,
Wenn sie dich an des Munds Rubinen setzt,
Wie kannst du denn so schnell vom Leben scheiden,
Da sie dich mit der Lebensfluth genetzt.

Trink Wein aus Kellnerhänden in Cimenten*,
Denn durst'ge Lippen brennen ab das Herz.
Es sperrten die so von dem Nachtrausch gähnten,
In weiten Bogen auf das Maul zum Scherz.

Verliebten muß sie doch die Worte dienen,
Durch Zucker wird beredt der Papagey.
Ich schlief bey ihr, und sog des Munds Rubinen,
O Zuckerwerk! o süßer Mandelbrey!

Auf meinen Lippen war die Spur von Bissen,
Sie nahm die Freyheit sich beym Festesmahl.
Dem Undankbaren sey der Mund zerrissen!
Und jedes Zuckerkorn brenn' ihn als Maal!
(S. 81-82)

* Deruk, das Maß, womit die Wirthe den Wein ausmessen,
welches in den Schenkhäusern zu Wien Ciment heißt.
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20.
Der Lippenflaum

Es sind der Schönheit Wunder offenbar
Im Moschusflaum zart wie Geranienhaar.

Die Flaumen die sich um die Lippen zeigen,
Sich zu der Lebensfluth als Pflanzen neigen.

Der Bartflaum viergetheilt um seinen Mund,
Erhält als Element der Liebe Rund.

Der Flaum in seiner Wangen Rosengarten,
Ist Grad des Glücks auf das Verliebte warten.

Wenn sich der Herzensräuber frisch barbiert,
Der Schönheitshain vom Gras gesäubert wird.
(S. 82-83)
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21.
Das Maal

Auf weißen Wangen steht das schwarze Maal
Wie schwarzer Anieß auf dem weißen Brot,
Vor ihrer Rosenwangen Moschusmaal,
Schämt Sina's reinster Moschus sich zu Tod.

Des Herzensvogels Lockung ist das Maal,
Bald sichtbar, bald verhüllt in Lockenpracht;
Damit sie wetzen mög' ihr Moschusmaal,
Hab' ich die Wang' als Wetzstein dargebracht.

O Mondgesicht! durch Lippenflaum und Maal,
Der Schmerz von ewig her bestimmet ist:
Zwist stiften Aug und Flaum und Maal,
Es stiften Wuchs und Moschuslocken Zwist.
(S. 83-84)
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22.
Der Gürtel

Der Rosenwangen und des Silberkinnes Glanz,
Entführen durch das Hirschenaug die Seele ganz.

Ich sprach: o Mondgesicht! erleuchte das Gelage,
Was zürnest du? Nichts Böses ich zu sprechen wage.

Es schicket sich gar wohl der Silberbecher Lust
Für einen Türken süßen Mund's mit Silberbrust.

Wenn er die Hand ausstreckt, geschiehts um zu gewähren,
Der Arm ist wie die Hand wohl werth des Henna's Ehren.

Der Gürtel um den Leib geschlungen und gestickt,
Ist eine Schlange die als Talisman herblickt.

Vom Gürtel zieh den Dolch auf uns mit frohem Muthe,
Du schärf' und wässre ihn mit der Verliebten Blute.
(S. 84-85)
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23.
Der Morgenwind

Des Morgens kommt vom Gaue der Geliebten
Ein süßes Wehen in den Lüften,
Die Bäume, Berge, Wüsten, Hain und Thal,
Von dem Geruch der Aloe düften.

Wenn Morgens bey dem Gaue der Geliebten
Vorübergeht der Wind aus Osten,
Bringt er in dem Geruche ihrer Locken
Der kranken Seele Kund' und Posten.

Gehst du vorüber an dem Gaue der Geliebten,
O Morgenwind! wollst sachte gehen!
Sonst, wenn du ihrer Locken Bau zerstörest,
Erwecket sie vom Schlaf dein Wehen.

Gehst du vorbey beym Gaue der Geliebten,
O Morgenwind! sollst du mir sagen,
Wie in der Locken Banden sich befindet
Mein armes Herz, vom Gram zerschlagen.

Der Ostwind weht vom Gaue der Geliebten,
Er hat mir ein Geschenk gegeben,
Er gab mir in dem Duft der Moschuslocken
Verjüngte Kraft und neues Leben.

Für Kunde von dem Gaue der Geliebten
Hab' ich ihm ein Geschenk gegeben,
Ich gab ihm für die Kunde vom Genusse
Als Bothenlohn der Seele Leben.

Für seinen Gang zum Gaue der Geliebten,
Was soll ich noch den Wind belohnen?
Dem es gegönnet ist, von ihr besoldet,
In einem Haus mit ihr zu wohnen.
(S. 85-86)
_____
 

24.
Die Hunde des Gaues

Liebenden im Kreis des Gaues
Ist der Kopf ganz eingenommen,
Gleich den Schafen, welche nächtlings
Dicht geschaart zur Hürde kommen.

Sternenkundige des Gaues
Hab' ich um mein Glück gefraget,
Bald verborgen und bald sichtbar
Sey es, haben sie gesaget.

Als ein Bettler deines Gaues,
Flehe ich um Gnad' und Huld,
Denn es hat die Hand der Dränger,
Mir verfinstert die Geduld.

Alle Hunde ihres Gaues
Haben laut mich angebellt,
Klagend über meinen Zustand,
Füllet ihr Geheul die Welt.

Mit den Hunden ihres Gaues
Wache ich die ganze Nacht,
Bis zum Morgen wird die Runde
Jede Stunde treu gemacht.

Mit den Hunden deines Gaues,
Padischah der Lieb und Huld!
Bin in Thorstaub ich von ewig
Spielgeselle der Geduld.

Dieser Hund, sprach die Geliebte,
Kam zu meines Gaues Hort;
Freu' dich dessen meine Seele,
Denn sie sprach ein gutes Wort.
(S. 87-88)
_____
 

25.
Der Gau der Geliebten

Wenn ich hineil' zu deinem Gaue,
Lauf' ich in luft'gen schnellem Trab,
Und selbst der Morgenwind gewinnet
Den Vorsprung hier mir nimmer ab.

Entfern' ich mich von deinem Gaue
So bleibet dort das Aug' zurück,
Es kehrt mit tausendfacher Sehnsucht
Zu selbem stets das Herz, der Blick.

Am Wege den ich hin zum Gaue,
Zum Gaue deiner Liebe ging,
Hab' ich gesehen nie daß selbe
Gastfreundlich je den Gast empfing.

Ich ging hinweg aus deinem Gaue,
O Herrscher! du vergiß mein nicht,
Wiewohl es ist der Schönen Sitte,
Daß sie vergessen ihrer Pflicht.

Ganz sachte ging ich zu dem Gaue
Noch gestern, ohne viele Pein,
Doch meine Seele kam gelaufen,
Mit vieler Mühe hinterdrein.
(S. 88-89)
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Granaten

Liebeserklärungen


1.
Die Geliebte

Wenn die Geliebte die Liebe begehret, so gib sie sogleich hin;
Seele, Ihr nicht geweiht, tauget dem Liebenden nicht.

Zwar ist unendlich die Härt' und Grausamkeit der Geliebten,
Aber unendlich auch ist in dem Herzen Geduld.

Auf der Hand bracht' ich die Seel als Geschenk der Geliebten,
Doch sie nahm nicht an dieses zu kleine Geschenk.

Seh' ich auf dem Weg' die zart gebaute Geliebte,
Hab' ich Kraft nicht mehr, strauchle mit jeglichem Schritt.

Läg ich, o läg ich doch als Staub auf dem Pfad der Geliebten,
Daß ich könnte mich heften als Saum an das Kleid.

Auf der Rosenflur mich zu erfreu'n der Geliebten
Sicheren Gemüths, ward mir gegönnet noch nie.

Fürchtend den Schah verlegt' ich mich auf heimliche Bitten,
Mög' er mir deßhalb wenden die Gnade nicht ab.

Ich bin nun zum Hüther der Gränzen und Marken geworden,
Weil das Vaterland nicht in Erinnerung kommt.

Männer von Herz erkennen so sehr den Werth der Geliebten,
Daß sie in der Brust Hütten für selbe erbau'n.

Können Ferhad und Kais sich messen mit mir in der Liebe?
Eine Lanzenläng' steh' ich denselben zuvor.
(S. 90-91)
_____


2.
Der Ring

Sage, warum verleihst du den Liebenden Hulden und Gunst nicht,
Da der Schöpfer Dir Schönheit verliehen und Huld?

Heiterer Sinn und frohes Gemüth geziemt sich den Schönen,
Wie sich Seufzer und Klag' immer den Liebenden ziemt.

Reis' ich zur Freundinn, so mach' ich zwey Tagreisen in einer,
Denn ein jeglicher Schritt dünket zu ihr mir ein Jahr.

Weil der Körper zu eng für die Liebe, zerriß ich den Busen,
Nicht aus Ungeduld riß ich den Kragen entzwey.

Zwar läßt Sie (wie ich hör') an Härt' und tyrannischem Sinn nach,
Ohne Glücksgestirn nützt es Verliebten nicht viel.

Zeiten des Kummers sind fort; es kam die Bothschaft der Freunde,
Und den Hermelin trägt statt des Zobels das Glück.

Dank! o Dank dem Ring, der mir die Seele geschmeidig,
Der von mir zu ihr mittelnd die Kunde gebracht.

Zwar wollt ich den Brief Anfangs als Vermittler gebrauchen,
Aber Kiel und Papier faßten die Worte nicht auf.

Wein und Löw' und Pferd und Lanz und Kamehl und der Degen.
Haben, wie ihr wißt, jedes der Nahmen gar viel;

Doch unzählig sind die Nahmen der Einz'gen Geliebten,
Sind unendlich, wie wechselnde Formen der Welt.
(S. 92-94)
_____
 

3.
Das Herz, das wunde

Tief verwundet von dem Himmel ist mein Herz,
Wenn du Salz ausstreust, verwüstest du das Herz.

Wenn sein Füßestaub erscheinet als Fractur
Auf der Stirne Pergament, wird kund das Herz.

Auf in Glut geht, was in Kohlenherde fällt,
So verzehrt Gedanken Anderer das Herz.

Seelenunheil! was behandelst du mich so,
Daß du gar nicht fragest um das wunde Herz?

Mich zerschlug dein harter Sinn in tausend Stücke,
Wär's nicht recht du bändest an die Brust das Herz?

Auf der Flur der Liebe hat dieß schwanke Repphuhn,
Als den Falken liebend sich erjagt das Herz.

Haarklein hab' ich nun geklagt mein Leiden,
Wie die Freundinn hat mit Gram erfüllt das Herz.
(S. 94)
_____


4.
Das Herz, das starke

Keine Klage tönet daß zu schwach das Herz,
Nur in Seufzern wallet auf der Rauch vom Herz.

Kein Geschenk hab' ich zu geben als die Seele,
Nimm sie an, es trägt sie auf der Hand das Herz.

Stern der Liebe kennet nicht das Haus der Treue,
And'ren zeigt die Böse nun ein gutes Herz.

Meinen Gram spricht der Geliebten aus das Auge,
Spräche dieß nicht, wer denn spräche für das Herz.

Weil vom Schalle dröhnend bricht das Porzellan,
Brach von meinem Klageton entzwey das Herz.

Wasser sickert aus der Kanne meines Auges,
Denn die Dämpfe treibt zum Kopf das warme Herz.

Von dem Schwert des Blickes drohen Wunden schwer,
Und die Wimpernpfeile zielen auf das Herz.
(S. 95)
_____


5.
Das Herz, das Geduld beraubte

Der Diebesblick des trunkenen Augs verheert das Herz,
Er raubt was an Geduld und Kraft besitzt das Herz.

Als Reiterey sind Schmeicheleyen eingefallen
Und haben weggeführt, was je besaß das Herz.

Versauerte Geduld taugt nicht als Sauerteig,
Der Schmerz hat ausgeplündert ganz von Ruh das Herz.

Der kleine Lauserjunge hat mich fest gezaubert,
Durch Gottgegebne Schönheit nimmt er ein das Herz.

Da du so lange reisest in der Liebe Wüste,
Nimm dir als Mundvorrath Vertrauen mit, o Herz!

Der Dieb des Auges legte sich in Hinterhalt,
Und raubte aus von der Geduld und Ruh das Herz.

Durch Ungerechtigkeit der Freundinn ist gekränket,
In Schwierigkeiten tief versenkt, das wirre Herz.
(S. 96)
_____
 

6.
Das Herz, das schmerzbefangene

Die Freuden, die ich eh' genossen, stehen ferne,
An ihre Stelle füllen Kränkungen das Herz;

Dem Vogel gleich, der überall sein Nest aufhängt,
Hat Gram und Schmerz zu seinem Nest erwählt das Herz.

Es ward durch Schmerz und Gram zu Eisen längst mein Herz,
Magnetisch zieht es an der Freundinn steinern Herz.

Antworten muß, wenn man ihn ums Befinden frägt,
Der Liebende, dem tief verwundet ist das Herz.

Statt Blumen ziemet es die Seelen auszustreuen,
Wenn das Phantom des Freund's kommt in sein Haus, das Herz;

Unmöglich ists für mich, die Seele zu befreyen,
Denn wie den Spatz der Falke, fing dein Schmerz mein Herz.

Gleich Eilbothpferden, die beständig hin und wieder eilen,
Besuchen seinen Gau die Seele und das Herz.
(S. 97)
_____
 

7.
Die Gluth des Herzens

Keine Gluth kann sich den Gluthen des Herzens vergleichen,
Tränk' ich hundert Meer' immer doch brennten sie fort.

Wund ist der Busen mir von dem brennenden Schmerze des Herzens,
Besser wird es nie, außer durch Gnade des Freunds.

Meines Herzens Gluth bricht aus dem Munde in Flammen,
Anderer Fackeln bedarfs nicht in der finstersten Nacht.

Gieße das Wasser der Huld aus auf die Gluthen des Herzens,
Denn es verzehret den Leib Flamme des Grams der Begier.

Meines Herzens Gluth wird nicht durch Fächer gekühlet,
Denn durch Wehen des Wind's wird nur das Feuer vermehrt.

Von der Trennung Gluth ist ganz der Körper verbrennet,
Nur im Herzen blieb Wärme der Liebe zurück.

Deines Phantomes Sitz ist in dem Innren des Busens,
Denn auf ödem Ort lieget verborgen der Schatz.

Komm, o komm! und laß dich nieder im Boden des Busens,
Nicht so dornig und hart ist, wie du glaubtest, der Grund.

Wunderbarer Grund ist die weite Fläche des Busens,
Wenn du drinnen gräbst, kommt statt dem Wasser nur Blut.

Schätzt der Freund auch noch so gering den Werth des Gefühles,
Gibt doch der Liebe Schatz Herzen unendlichen Werth.

Meines Busens Haus ist gleich den Tempeln der Götzen,
Bilder stehen darin schöne und liebliche viel.

Wundengenarbt und Maalegestriemt ist leider der Körper,
In der Laterne der Brust leuchtet des Freundes Phantom.
(S. 98-99)
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8.
Die Seufzer des Liebenden

Kalt zwar seufz' ich Ah! und bin gefrorenen Herzens,
Ihres Gesichtes Gluth thauet als Wasser mich auf.

Sieh' mein Körper gleicht dem Baume, der Zweige beraubet,
Denn der Seufzer Sturm wirft sich gerade auf ihn.

Mit dem gebrannten Schwarz des Rauchs der Seufzer des Herzens
Habe ich mein Haar schwarz wie mit Betel gefärbt.

Schwarz ist mein Geschick mir an die Stirne geschrieben,
Und der Seufzer Rauch dienet als Tinte dem Loos.

Alle Fackeln der Nacht die brennen am Himmel als Sterne,
Sind entbrannt vom Ah! welches dem Busen entfährt.

Immer steigt in die Höh' der Rauch der Seufzer des Herzens,
Und sie färbten blau längstens des Himmels Gewölb.

Was im Monde du siehst sind nicht die Flecken desselben,
Ist des Herzens Rauch, welcher gedrungen hinauf.

Wolken bildet am Himmel der Rauch der Seufzer des Herzens,
Und der Thränen Blut regnet bey Tag und bey Nacht.

Wundert euch nicht, wenn Schlossen fallen statt Tropfen des Regens,
Von der Seufzer Frost froren die Wolken zu Eis.

Meines Herzens Funken erheben sich nächtlich zum Himmel,
Gleich dem Feuerwerk welches in Lüften verglüht.

Meiner Seufzer Rauch verfinstert die Tage in Nächte,
Und als eisernen Topf schwärzen die Sonne sie an.

Meiner Seufzer Rauch umschlinget die Bäume als Windling,
Und als gewirbelte Säul' steigt er zum Himmel empor.

Meiner Seufzer Rauch hat gänzlich verfinstert die Sonne,
Daß mein Schatten selbst mir als Gefährte nicht bleibt.

Meiner Seufzer Rauch hat grün die Quellen gefärbet,
Meiner Liebe Schmerz rieselt hinaus in die Welt.

Funkengesprüh' der Seufzer ist bis in den Himmel gedrungen,
Morgengestöhn' erweckt wieder vom Schlafe den Schmerz.

Von des Schmerzens Gluth sprang auf der Funke zum Himmel,
Feuersündfluth floß aus dem Kamine der Brust.
(S. 100-102)
_____


9.
Die Nebenbuhler

Um meine Nebenbuhler von dem Haus zu treiben,
Muß ich die Nacht am Thor im Bivonac* verbleiben;

Die Nebenbuhler fliehen alle weit von mir,
So flieh'n das Schlangenkraut, die Münze, Schlangen schier;

Sie hielten gestern mit einander Kampfeslager,
Mit Hörnern stoßend sich als wahre Hörnertrager;

Wer mich beym Fest des Freundes sieht wird krank vor Schmerz,
Besonders fall' ich Nebenbuhlern auf das Herz;

Sie wünschen dann Arzney für ihre Herzenswunde,
Die Prügel sind fürwahr denselben sehr gesunde;

Der Nebenbuhler schoß auf mich den gift'gen Blick,
Es blieb davon in meinem Aug ein Fleck zurück;

Es sprach ein Arzt: Das beste Mittel es zu heilen
Ist siedend Bley dem Aug des Feindes zuzutheilen;

Beym Fest des Freund's beträgt er sich gleich einem Hund,
Er schnalzet um mich zu vertreiben mit dem Mund;

Den Nebenbuhler sah ich gestern bey dem Freunde,
Ich warf ihm einen Stein zum Kopfe daß er weinte;

Ich wurde ausgescholten, denn das Sprichwort sagt:
Es wird getadelt von der Welt, wer Hunde schlagt.

Der Nebenbuhler kommt gleich Doggen voll von Tücken,
Es ist der Hunde Art, zu packen bey dem Rücken;

Er folget der Geliebten als ein schäb'ger Hund,
Befleckend Feind und Freund mit dem unreinen Mund;

Verliebte zittern wo die Nebenbuhler stehen,
Selbst Männer zittern ja, wenn sie Dämonen sehen;

Wenn ich den Nebenbuhler seh' als Diw bey der Peri,
Schwellt mir die Lippe auf als wär geborsten sie;

Und schauet die Peri denselben beym Gelage,
Befallet Grimmen sie in dieser schlimmen Lage;

Wie grüne Wespen ward der Nebenbuhler grün,
Und senkte seinen Stachel summend her und hin;

Noch gestern schlief der Freund bey mir im Rosenhaine,
Als Alp erschien der Nebenbuhler beym Vereine;

Ich sah denselben feurig roth aus Haß und Neid,
Sein Körper war gehüllet in des Rothlaufs Kleid;

Er ward geprügelt in dem Haus von meinem Leben,
Wie man die Dachse schlägt, daß sie das Fett abgeben;

Wo Worte nichts ausgeben, geben Schläge aus,
Das Sprichwort sagt: der schwarze Esel bleibt beym Haus.

Er ward so dick und fett von Schlägen bey den Festen,
Gleich jenen Fischen die man schlägt um sie zu mästen.

Wie viel du hast von Schönheit und von guter Art,
So viel dem Feind an Häßlichkeit verliehen ward.

Es wurde der Genuß der Freundinn mir versauert,
Durch diesen Esel, der, so ihr als mir auflauert.

Laß dich mit mir in trauliche Gespräche ein,
Die Feinde sollen all' aus Neid verstöret seyn!

Selbst bittres Wort von dir kann Todten Leben geben,
Verliebten raubt des Feinds Angesicht das Leben.

Wenn das Geschrey ertönt vom Nebenbuhlerstreit,
Die ganze Welt darob mit O! und Ha! sich freut.

Als ich mit Feinden mich begab zu seinem Pfade,
Sah er mich nach der Seite an aus hoher Gnade.

Von Nebenbuhlern litt ich harte Tyranney,
Wie Gläubige in der Ungläub'gen Sclaverey.

Ich sah den Nebenbuhler gestern bey den Schönen
Wie einen Miethgaul, den die Buben reitend höhnen.

Er saß verstörten Sinns bey diesem Rosenfest,
Wie aufgefahrne Blase auf der Hand sitzt fest.

Ich schaute keinen Ort bey dir für die Verliebten,
Wo Nebenbuhler nur das klare Aug mir trübten.

Für andre hattest du nur Huld und gutes Wort.
Mir gabst du nur ein Wort, und gingst sogleich dann fort.

Denn andren knöpftest du den Knopf auf vom Kaftane,
Bey mir nur fiel's dir schwer zu öffnen Talismane.

Ich sah den Feind der gestern bey dem Freunde stand,
Und, suchend nach dem Herz, verlor ich den Verstand.
(S. 102-106)

* Perwak, d.i. Beywache oder Nachtwache, heißt ganz dasselbe,
wie das aus dem Deutschen genommene Bivonac.
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Rubinen

Genuß und Trennung
 

1.
Der Genuß, der getäuschte

Durch den Gedanken allein vom aufgeschob'nen Genusse
Bin ich abgestumpft ganz von dem Fuße zum Kopf,

Statt mir gnädig zu seyn, bist du mir hart im Genusse,
Während der Schah der Welt nähret die Diener mit Huld.

Im Gedächtniß blieb was du mir versprachst vom Genusse;
Denn du prägtest das Wort mir durch Mißhandlungen ein.

Was ich geträumt von der Lust und der Seligkeit reinen Genusses,
Hat Einbildungskraft treu und lebendig bewahrt.

Daß er nicht hören mög' von mir das Wort des Genusses,
Unterbricht mein Wort immer der treffliche Freund,

Offen war mein Wort, ich verlangte nach weit'rem Genusse,
Ungewiß war das Wort, welches er trüg'risch verhieß.

Immer betrog er mich mit Versprechen von Liebesgenusse,
Sein Gasellenaug' hüpfte betrieg'risch davon.

Hin das Leben ging in der Hoffnung von ihrem Genusse,
Statt im wahren Schlaf schlief ich mit offenem Aug.

Mitten in Wirbeln der Gluth und Gedräng des getäuschten Genusses,
Denke wie die Zeit, wie mir das Leben entfloh.

Daß er verspreche mir auf morgen das Glück des Genusses,
Will ich stets um Huld flehen zur Schönheit des Freund's.

Hoffe nicht, dir sey beschieden der Schah zum Genusse,
Taube, genährt im Harem, wird nicht dem Jäger zu Theil.

Tausend Schmerzen erlitt ich, ein andrer schwelgt im Genusse,
Felsen behauet Ferhad, doch der Rubin ist Chosru's.
(S. 107-109)
_____
 

2.
Der Genuß, der ersehnte

Wenn das traurige Herz auch einmal gelangt zum Genusse,
Nimmt es und gibt es doch immer nur Kummer und Gram.

Nimmermehr verlangt Einfält'ge nach deinem Genussse,
Denn in deinem Schmerz lieget verborgener Reiz.

Was die Liebe gebeut, was das Herz sich ersehnt vom Genusse,
Bildet Jedermann, wie es geziemet, sich ein.

Süß und lieblich ist's beym heimlichen Fest des Genusses,
Nebenbuhlergesicht schrecket durch Häßlichkeit auf.

Von dem Licht des Gesichts zerfloß in der Nacht des Genusses
Ganz in Gluthen der Leib, wie an der Flamme das Wachs.

Halte dich rein mit dem Freund und beflecke dich nicht mit Genusse,
Denn auf dem Liebespfad kehrt wer gegangen zurück.

Fortgerannt war das Herz voll Gram nach der Freundinn Genusse,
Wie von fernem Land kehrt es nun wieder zurück.

Eine Nacht kam mir die Bothschaft von dem Genusse,
Und in laute Lust kehrte sich plötzlich der Schmerz.

Endlich, nachdem ich verzweifelt, gelangt' ich zum Liebesgenusse,
Süße Thränen der Lust strömten aus blutigem Aug.

Wer sich selber feind entziehet den Freund dem Genusse,
Senkt sich in die Brust schneidende Spitze des Pfeils.

Hülflos blieb ich entfernt vom Glücke deines Genusses,
Während deine Huld Fremden den Schatten gewährt.

Weil mich die Liebe gebeugt bin würdig ich deines Genusses,
Wenn du gesellst dich dem Mond, steigt er als Sonne herauf.

Weit gefehlt ist vor Männern von Herz das Gespräch vom Genusse,
Weil nur Klage und Schmerz sich für die Liebenden ziemt.

Liebende geben die Seele hin als Preis des Genusses,
Mir entfloh die Seel', saget was kauf ich für Schmerz.
(S. 109-111)
_____
 

3.
Der Genuß beym Festgelage

Gestern noch hatte mir Genuß die Geliebte versprochen,
Da sie Wort nicht hielt, grämt mich die Trennung zu Tod.

Liebe hat mich getäuscht in Berechnung verflossener Jahreszeit,
Weil mir Genuß als Lenz, Trennung als Winter erscheint.

Sieh doch endlich ein, wie viel du verlierest am Leben,
Nach dem Ziel der Begier rennend mit suchender Hast.

Auf dem Meere des Grams vollbringen der Fahrten gar viele
Liebesschiffer, bis sie finden den günstigen Wind.

Wenn der Morgen des Glücks umweht die lachende Stirne,
Bringt er freudige Mähr' Nächten, die Trennung gekränkt.

Zwar versprach mir der Schelm Genuß, doch es kamen die Worte
Aus dem süßen Mund, welcher den Zucker zerbricht.

Wenn du vernünftig bist, nimm an die Worte des Rathes,
Was du dem Dummen sagst, ist nur verlorenes Wort.

Höre der Großen Rath: beym Fest der Geliebten sey weise,
Tauche die Vernunft unter in Becher und Wein.

Bey dem Feste des Freund's trank ich aus Bechern, aus großen:
Können sich messen mit mir Trinker aus winzigem Glas?

Nimmer ziemt es sich für Trinker aus winzigen Gläsern,
Auszutrinken den Kelch, welchen die Liebe credenzt.

Siehe die Nacht hat sich als Schenke verliebt in das Liebchen,
Deßhalb kreiset sie bey dem Gelag bis zum Tag.

Festen Grundes steht in der Brust das Gebäude der Liebe,
So daß selbem nie Sturz und Verminderung droht.

Legst du hundert Jahr an selbes das Beil der Mißhandlung,
Wird es hundertmal stehen noch fester als eh'.
(S. 112-114)
_____



4.
Der Genuß im Traume

Wenn sie im Traum mir erscheint, ist für mich die Zeit des Genusses,
Weg werf' ich das Hemd, werfe den Körper von mir,

Wenn zum Polster kommt das Bild der Freundinn im Traume,
Gibt es Seele mir ein, weil mir die mein' ist entfloh'n.

Durch des Bildes Mond wird erhellet die Hütte des Herzens,
Und dein Füßestaub kläret die Augen der Welt.

Alle Besinnung folgt dem Traumbild von der Geliebten,
Wo es hin sich begibt, folget demselben das Herz.

Mitternachts war ich versenkt in die Welten des Schlafes,
Da erschien sie als Sonn', leuchtend den Morgen herauf.

Meinem Gedanken folgt als Führer des Weges das Traumbild,
Und der Schmerz der Brust ladet sich auf als Gepäck.

Aufgefrischt ist im Herzen das Bild des frischen Gesichtes,
Und durch den Wunsch nach Genuß werden die Kränkungen frisch.

Vor dem Heere des Grams ist gesichert das liebliche Traumbild,
Denn als Schildwach' steht inner des Auges der Schlaf.

Einsam lag ich die Nacht, da kam zum Busen ihr Traumbild,
Und bis in der Früh schwelgt' ich in ihrem Genuß.

Eines Nachts gab mir im Traum die Geliebte die Hände,
Und aus Rührung darob netzt' ich mit Thränen das Bett.

Liebende fangen nicht durch rohe Träume die Freundinn,
Dieser Schönheitsfalk wird nicht von Eulen gelockt.

Ihres Traumbilds Fuß verschmähte den Leib zu berühren,
Deßhalb entströmt dem Aug Wasser, befeuchtend den Pfad.

Fortgewallt ist das Bild und hat mich alleine gelassen,
Alle meine Geduld führt es mit sich in den Wind.
(S. 114-116)
_____


5.
Der Trennungsbrand

Trennungsschmerz hat so mein Herz zerrissen in Stücke,
Daß es in der Brust lieget in Schnitten zerstückt.

Feuer brauchet es nicht um seine Gluth zu beschreiben,
Denn ich seufz', und es flammt brennend die Aloe auf.

Von der Trennungsgluth ist in Asche versunken der Körper,
Ach, der Freund! er weiß Nichts von dem schrecklichen Brand.

In dem Inneren brennt das Küchenfeuer der Trennung,
Und am Bratspieß dreht immer herum sich das Herz.

Herz und Seele sind so verbrannt von den Gluthen der Trennung,
Daß Brandbeulen stets Tausende weiset die Brust.

An dem heißen Tag der Trennung dienet der Fächer
Nur, zu entflammen die Gluth, welche das Herz schon verzehrt.

Unter die Füße hat mich der Schmerz der Trennung getreten,
Wenn du nicht hilfst alsbald, ist es dann später zu spät.

Meine reine Brust ist geritzet, vom Dorne der Trennung,
Deine reine Brust lege als Pflaster mir auf.

Bleibt dem Wimpernpfeil die Brust geöffnet als Schießstatt,
Kann die Klage wohl wieder gelangen zu dir?

Ob der Trennung Schmerz verstummt die geläufige Zunge,
Und mein Leiden mahlt nicht der beredtetste Kiel.

Spräch' ich Einen aus von Myriaden der Schmerzen,
Füllt' ein einz'ges Wort Bände zehn Tausende wohl.

Summen des Trennungsgrams faßt keine Rechnung des Diwans,
Sey's denn, daß der Freund schließet den Satz mit Genuß.
(S. 116-118)
_____


6.
Trennungsnacht

Schwer ist es, schwer zu gewöhnen das Herz an die Leiden der Trennung,
Weder der Weise noch Held können sich finden darein.

Schau wachsamen Augs, wie in finsteren Nächten der Trennung
Von des Herzens Ah springet als Funke der Stern.

In der Nacht der Trennung ertönet so lautes Geschreye,
Daß es im Himmelsdom bis zu den Engeln erschallt.

Wann erleuchtet, o Herr! in finsteren Nächten der Trennung,
Jener Schönheitsmond meine Kalupe des Grams?

Nimmer wird die Nacht der Trennung zum tröstenden Morgen,
Bis als Morgenstern leuchtet die Wange des Freund's.

In der Trennungsnacht entquollen die Fluthen der Thränen,
Und mein magerer Leib schwamm als die Perle darin.

Nimmer weiß mein Herz zu rathen und helfen in Trennung,
Denn so früh als spät ist es in Trauer versenkt.

In dem Herzen tobt unbändiges Leiden der Trennung,
Durch des Herzens Schmerz gehet zu Grunde der Leib.

Wenn für die Liebenden sich wohl ziemet das Leiden der Trennung,
Ziemt des Genusses Lust für die Geliebten sich auch.

Lang hab' ich für dich, Geliebte! gefastet in Trennung,
Doch des Genusses Fest ward noch dem Liebenden nicht!

So viel trank ich des Weins der Trennung aus Händen des Grames,
Daß ich nach dem Tod gähn' bis zum jüngsten Gericht.

Gehe nicht vorbey wo begraben die Liebenden liegen,
Sonsten wachen sie auf, sterben noch einmal aus Gram.
(S. 118-120)
_____


7.
Liebesbrand

Oft hab' ich mir vorgenommen
Endlich Dir doch zu entsagen:
Sieh! da fachte mich die Liebe
An mit neuen Schmerz und Plagen.

Von dem Weine deiner Liebe
Sind betrunken alle Welten,
Und der Vogt kann nur Vernünft'ge
Als die Schuldigen hier schelten.

Ja ich will des Herzens Kräfte
Nun auf neue Liebe wenden;
Anfang ist mir leicht erschienen
Möge nur auch gut es enden!

Liebe warf mich in das Feuer,
Um mit Gram mich zu durchglühen;
Von des Herzens Flammenhitze
Rings umher die Funken sprühen.

Schon am ersten Schöpfungstage
Trafen mich der Liebe Schmerzen,
Nicht erst jetzt ward Gram und Kummer
Offenbaret meinem Herzen.

Als man sah mein närrisch Treiben,
Und mein sturmbewegtes Lieben,
Hat man mich als Einfaltspinsel
In der ganzen Stadt beschrieben.

Das Geheimniß deiner Liebe
Habe ich nicht ausgelernet,
Habe mich von dieser Schule
Als Unwissender entfernet.
(S. 121-122)
_____


8.
Martyrthum der Liebe

Jeder hat sich in der Welt
Zum Gewinn Geschäft gewählet;
Mein Geschäft ist nur die Liebe,
Die mich ohne Nutzen quälet.

Wie der Sperling täuscht die Knaben
Wenn er aufsitzt, weg dann flieget;
So verlocket sie den Jäger,
Den sie um die Jagd betrieget.

Auf die Freundinn stehen alle
Meines Herzverkehrs Gedanken;
Deßhalb bin ich im Verkehre
Mit der Welt stets in Gedanken.

Ists zu wundern, wenn ich hege
Nimmer andere Gedanken,
Wenn mich reißt die Kraft der Liebe
Aus der Welt- und Sinnenschranken?

Auf den Gipfeln der Cypressen
Sprechen girrend jeden Morgen
Turteltauben von der Liebe,
Ihrem Schmerz und ihren Sorgen.

An dem Vorbestimmungstage
Fiel mir deine Lieb' zum Loose,
Deßhalb sitzen mir der Kummer
Und das Leiden auf dem Schooße.

Nimm mich auf in deine Hulden,
Andere lass' sorglos rennen;
Denn den Werth von deiner Liebe
Können Blöde nicht erkennen.

Als ein Märtyrer der Liebe
Wird sich einz'gen Ruhm erwerben,
Wer da liebet und entbehret,
Und aus Sehnsucht weiß zu sterben.

Meines Herzens hat die Liebe
Sich mit solcher Gluth bemeistert,
Daß sie Liebchen und Geliebten
Zu dem Flammentod begeistert.
(S. 122-124)
_____


9.
Das Brandmaal der Brust

Die Geduld raubt mir das Mädchen1
In der Jugend erstem Schein,
Weiß nicht einmal liebzukosen,
Ist dazu noch viel zu klein.

Für die Ernte ihrer Liebe
Sind des Busens reiche Au'n,
Schon von ewig her als Saatfeld
Ausgejätet und behau'n.

Liebesflammen brennen Maale
In den Busen schwarz und dicht,
Als Laterne schirmt der Körper
Vor dem Wind2 das Lebenslicht.

Von dem Feuer meines Schmerzens
Decken Maale meinen Leib,
So viel Augen sind es, welche
Schau'n der Liebe Ruhvertreib.

Zwar empfängt an deiner Seite
Derbe Streiche nur der Gast;
Doch er liebt das Maal, das du ihm
In das Herz gebrennet hast.

Meines Busens Maale stehen
Aneinander schwarz und dicht,
Als die Binde die das Kindlein
Meines Herzensgrams umflicht.

Mit dem Maal der Brust wetteifert
Der Rubin von Seilan,3
Im Vergleich mit meinen Thränen
Gibt es keinen Ocean.
(S. 125-126)

1 Im Originale ein Knäbchen
2 Das Hemd schirmt als Laterne vor dem Winde der Seufzer
3 Der Rubin in dem Schacht (von Ceylon)
_____


10.
Die Thürschwelle

Närrisch möcht' ich wirklich werden,
Wenn ich denke an mein Loos,
Denn der Adler wird zur Eule
Wenn er sitzt mir in dem Schoos.1

Allzu schnell nur bist mit Allen
Auf das erste Mahl vertraut,
Mich behandelst du als Fremden
Wenn dein Auge auf mich schaut.

Staub ward ich auf deinem Pfade,
O der Allerschönsten Schah!
Daß ich als Verliebter stehen
Möge den Narcissen nah.

Nach der Schönheit des Gesichtes
Sehnet sich der heil'ge Geist,
Und der Staub von deiner Thüre
Wird von Liebenden umkreis't.

Selbst der Schah der Welten wünschet
An der Schwelle deiner Thür,
Unter der Verliebten Schaaren,
Wach' zu stehen als Portier.

Für den Staub des Weges opfern
Liebende das Lebenslicht,
Und ein einz'ger Blick wälzt selbe
Fort bis an das Weltgericht.

Als ein Fremdling, und gekränket,
Zog die Welten durch, das Herz,
Aber nur an deiner Thüre
Fand es Ruhort für den Schmerz.

Laß die gelbe Stirn mich wetzen
An dem Steine deiner Thür,
Daß das reine Gold der Liebe
Sich erprobe für und für.
(S. 127-128)

1 Wörtlich: wenn er sich auf das Dach
meines Hauses setzet.
_____


11.
Die Thränen

Durch die ganze Nacht wühlt' ich im Schatz des Erstaunens,
Als die Kunde kam, Seelen begehre der Freund.

Eine Thräne tropfte herab auf die Wange, die gelbe,
Gleichsam als Bothe gesandt, um zu verkünden den Gram.

Thränendes Auge gleicht fürwahr geläutertem Silber,
Wie das Silbererz läutern die Thränen den Gram.

Von des Herzens Quell entspringen die Fluthen des Auges,
Brausen mit Getös' frühe und spät wie der Strom.

Meines Auges Strom hat in Klüfte zerrissen den Busen,
Und ich weiß nicht ob Reisig das Herz ist, ob Stein.

Meiner Augen Fluth ist angeschwollen als Gießbach,
Wenn es lang so bleibt, gehet zu Grunde die Welt.

Meiner Thränen Strom riß weg ein Stück von dem Herzen;
So schwimmt hie und da Röhricht und Schwamm am Gestad.

Herz und Seele sind verzehrt durch brennende Sehnsucht,
Und der Thränen Fluth schwellet heran wie der Sa'b.

Meine Thränen sind ein Strom wie der Oxus und Tigris,
Und sie haben die Welt längst schon bedecket als Meer.

Wie in Taberistan die Quelle bald fließet, bald stocket,
Fließt und stockt das Aug je nach Belieben des Freund's.

In dem Thränenmeere ging unter der Nachen des Herzens,
Bey des Sturmes Graus drohet dem Schiffer Verlust.

Hell im Licht erscheint der Hafen des Augs des Schiffers,
Wer die Schifffahrt kennt wundert darüber sich nicht.

Meiner Thränen Strom umfluthet die Erde als Weltmeer,
Und als Eiland nur lieget sie mitten darin.

Meines Auges Gestad hält nicht zurücke die Thränen,
Ihre Sündfluth hat längstens ergriffen die Welt.

Also strömt mit Geräusch der Thränen erbrausende Sündfluth,
Daß das Getöse davon füllet die Ohren der Welt.

Meines Auges Fluth schwoll durch die Seufzer zur Sündfluth,
Und mein Herz ist gleich einer verwüsteten Stadt.

Meiner Tage Korn ward längst zermalmet zu Staube,
Meiner Thränen Fluth treibet als Mühle den Leib.

Immer regnet das Aug, und von dem Winde der Seufzer
Werden auf dem Berg Wolken getrieben zusamm.

Meines Herzens Wunsch steht nur nach den Fluthen der Thränen;
Denn es versteht sich der Schmerz nimmer auf andres Geschäft.

Süß ist's, wenn dem Herzen die blutigen Thränen entströmen,
Süßer ist das Mus roth von der Rübe gefärbt.

Blutig strömet das Aug wie rothe Tünche der Rone,1
Und es färben sich d'ran Felsen, Wüsten und Staub.

Von dem Blute des Stiers, der stöhnt zerrissenen Herzens
Ist der Thränen Strom roth wie die Rone gefärbt.

Über den Strom des Aug's gibts weder Brücke noch Fähre,
Und der Nachen des Leib's kann nicht bestehen im Blut.

So viel hat mein Aug der blutigen Thränen vergossen,
Daß es die ganze Welt mir in den Hafen geführt.

Klaren Aug's sah ich, dir sey getrübet das Auge,
Da ward trübe das Aug', füllte sogleich sich mit Blut.

Aus dem Auge fließt mit Blut gemischet die Thräne,
Und es zeigt ihr Herz nimmer Erbarmniß mit mir.

Was ich blutig wein' sind nicht die Thränen des Auges,
Vom zerstückten Herz ist es nur Eitergetropf.

Thränen fielen ins Herz und färbten dorten sich blutig,
Und der Thränen Fluth brach sich am Herzen als Damm.

Von des Schmerzens Gewalt entrieselt den Gliedern der Angstschweiß,
Heißes Bad ist das Aug' und in der Brust der Kamin.

Mich umflammet der Schmerz, und mich umfluthen die Thränen,
Wie Salamander die Gluth, und wie die Fische die Fluth.

Meines Schmerzens Gluth entflammt das Herz so gewaltig,
Daß als Naphthaöl Thräne den Augen entquillt.
(S. 129-133)

1 Rone, das landschaftliche Wort für rothe Rübe,
ist rein Persisch, nämlich Runas oder Ronas.
_____
 


Rauchtopase

Schmerz und Wahnsinn der Liebe


1.
Der Gram der Liebe

Es schlug der Himmel mich so sehr mit Gram,
Daß ich zerbrochen bin aus Lieb zu Mädeln.
Es ist mein Leib ganz ausgezehrt von Gram,
Du kannst mich in ein Nadelöhr einfädeln.

Es däucht mir lang die finstre Nacht voll Gram,
Weil Hoffnung des Genusses noch geblieben.
Ich wachte Nächte durch voll Sehnsuchtsgram,
Noch keine Feder hat den Schmerz beschrieben.

Es hat so sehr durchdrungen mich der Gram,
Daß Süßes, Bittres, ich nicht kann erkennen.
Was ich gewesen gab ich hin aus Gram,
Und keinen Helfer weiß ich mehr zu nennen.

Mit bloßem Kopf und Fuß ergriff mich Gram,
Dem Fuß ist Schuh, dem Kopf ist Turban fremde.
Wie lang noch stürmet ein auf mich der Gram,
Daß ich zerreiß' aus Ungeduld das Hemde!

O Herz! es nahm dich ein mit Sturm der Gram,
Und aller Rath und Rettung ist verloren.
Unmöglich kann ich trennen mich vom Gram,
Wir sind als Zwillinge mitsam geboren.

Mich hat vom Kopf zum Fuß das Maal des Grams,
Wie einen Strauch mit Rosen, ganz bedecket.
Sie zürnet mir, weil ich ihr sprach vom Gram,
Was seyn soll muß auch seyn, Nichts bleibt verstecket.

Im Herzen hat sich offenbart der Gram,
Doch Hoffnung des Genusses ist verschwunden.
Es kennt nur Gott allein den Sehnsuchtsgram,
Der brennt in Morgen und in Abendstunden.
(S. 134-135)
_____


2.
Grausamkeit der Geliebten

In dem Dienste des Grams steh' ich beym Schahe der Liebe,
Und vom Schönheitsschatz zahlet die Löhnung er mir.

Ohne Weiser des Wegs, und ohne Zeiger der Meilen,
Geht in dem Thale des Grams zu dem Verderben das Herz.

Viel erfuhr ich der Härten, und nie genoß ich der Güte,
Nie ward mir das Glück sie zu umarmen nach Lust.

Mein Gebein hat sie wie Mehl zermalmet durch Härte,
Ihre Hand hat sich meiner als Mühle bedient.

Voll ist mein Inneres ganz von mannigfaltigen Schmerzen,
Wie vieltheiliger Sack, theilt sich das Herz in den Schmerz.

Ohne Fittige zappelt mein Herz, ein geschlagener Vogel,
Und es stürzt der Schmerz sich auf denselben als Falk.

Meine Gedärme sind aus Schmerz zu Saiten geworden,
Wenn das Plektron sie schlägt, höret man Nagelgetön.

Durch der Liebe Gram durchirr' ich die Wüsten im Wahnsinn,
Gott zu Liebe blick', Heiland der Seelen! auf mich.

Als ein Vogel verfolgt mich stäte Beschwerde der Liebe,
Und zerschmelzt mich so, daß ich als Vogel mich heb'!

Aber es blieb zurück die Spur vom Schmerze des Herzens
In der Nachtigall, weinend auf Fluren bey Nacht.
(S. 136-137)
_____


3.
Der Schmerz der Liebe

Deiner Liebe Schmerz und Plage
Hab' ich lang genug ertragen,
Hin sind meines Lebens Tage,
Immer dauern fort die Plagen.

Deiner Liebe Gram und Leiden
Hat sich festgesetzt im Herzen,
Eh' soll mich das Leben meiden,
Als ich meide deine Schmerzen.

Mich verläßt der Schmerz der Liebe
Nimmermehr mein ganzes Leben;
Denn ihn hat die ew'ge Liebe
Als Milchbruder mir gegeben.

Sieh! ich gab das Herz, das fromme,
In die Gluthen hin des Schmerzens,
Daß der Duft der Liebe komme
Aus dem Rauchgefäß des Herzens.

Brot und Wasser steckt im Schlunde,
Kann es nicht hinab mehr bringen,
Zucker, Honig - bleibt im Munde,
Kann aus Schmerz nicht weiter dringen.

Sieh! es hat des Grames Ringer
Zwar mein Herz ganz schwach gerungen;
Doch es hat kein Kampfbezwinger
Jemahls meinen Leib bezwungen.

Jeden Morgen in den Landen
Von Cypressen und Platanen,
Girren schmerzlich Turteltauben,
Die an Schmerz der Liebe mahnen.
(S. 137-139)
_____


4.
Vorwurf an die Geliebte

Wenn du behandelst deine Freunde
Auf diese Art,
Möcht' ich wohl wissen was für Feinde
Du aufgespart.

Es ist zwar die Geduld des Herzens
Ein fester Hort,
An dem jedoch der Dieb des Schmerzens
Tagtäglich bohrt.

Mit mir, den Liebe hat geschlagen,
Geht's anders her,
Doch wenn du mich darnach willst fragen,
So ist es schwer.

Die Liebe hat mit ihrem Zolle
Mein Herz gerupft,
Sie hat es, wie des Baumes Wolle,
Haarklein gezupft.

Zwar willst du seyn von mir entschuldigt
Zu jeder Zeit,
Dem, der nicht lahm dem Muthe huldigt,
Ist nichts zu weit.

Da in mein Herz der Gram der Liebe
Sich eingepicht,
So kümmert mich der Welt Getriebe
Nun weiter nicht.

Es löset sich das Herz vom Harze
Des Grams nicht frey,
Mit Ketten steht das Haar, das schwarze,
Als Wach' dabey.
(S. 139-140)
_____


5.
Schmerz und Gram

Ich bin im Haus gebor'n von deinem Schmerz und Gram,
Weßhalb derselbe nie aus meiner Brust entfliehet.
Es hat den Leib zerhackt wie Stroh dein Schmerz und Gram,
Doch deine Schönheit mich wie Bernstein an sich ziehet.

Im Kreise fängt die Wehklag' an mein Schmerz und Gram,
Mit Pfeifen, Trommeln, Flöten, Pauken und Tschinellen.
Das Herz versenkt sich traurig in das Meer von Gram,
Vielleicht wird Gott vor mir das Ufer noch erhellen.

Zerrüttet hat mein Hirn der Liebe schwarzer Gram,
Vielleicht kann mich der Wimpern Aderlaß erhalten.
Zerstöret hat des Herzens Haus der Liebe Gram,
Es kommt des Herzens Duft aus meines Busens Spalten.

Mein Inn'res ist so voll von Schmerzen und von Gram,
So sehr es meinem Hirn an Witz und Wissen fehlet.
Als Edelstein erscheint aus meinem Schatz der Gram,
So oft die Brust zum Ziel' der Wimpern Pfeil erwählet.

Mit jedem Tage kommt zum Herzen neuer Gram,
Der Liebe Schmerz und Gram ist täglich mir bescheret.
Was meinem Herzen widerfuhr an Schmerz und Gram,
Wird durch Auslegungen niemals genug erkläret.

Es ward zur Feuerlilie mein Gesicht durch Gram,
Was ist's wenn mich der Liebe Huld verkehrt in Rosen.
Weih' dich der Liebe und dem Wein, und nicht dem Gram,
Jetzt wo die Schönheit gab der Welt die Zeit der Rosen.
(S. 141-142)
_____


6.
Weheklage

In der finsteren Nacht ging ich zum Gaue der Freundinn,
Als sie das Weinen vernahm, weigerte sie mir die Huld.

Dann ging ich aus Gram den Gau des Feind's zu beschauen,
Wo des Volkes Mund lästernd zerschnitten mich hat.

Meine Glieder sind zerbrochen vom Schmerzen der Sehnsucht,
Dieser Seelenarzt bindet vielleicht mir den Bruch.

Wie von Ewigkeit her das Loos mir Kummer bestimmt hat,
Hat es deiner Gestalt ewige Schönheit bestimmt.

Durch der Liebe Gram leid ich an doppelter Krankheit,
An dem Brand bey Tag, und an der Fistel bey Nacht.

Mit mir ward der Gram von der Mutter als Zwilling geboren,
Mit dem irren Herzen wuchs er in eines zusamm.

Sieh! aus Ohnmacht ist mein Körper zum Faden geworden,
Und als Nadel sticht tief in das Herz mich der Gram.

In die Spreu der Geduld hat Feuer geworfen der Kummer,
Hat der Hoffnung Ertrag niedergebrennet zum Grund.

Wenn so grausam zu seyn du gegen Liebende fortfährst,
Ist zum Untergang schon das Vergangne genug.

Weil die Saat des Leib's ist an ihr Ende gekommen,
Leuchtet meinem Seyn nicht mehr die Hoffnung der Frucht.

Gott behüte dich! daß nie dir nahe der Kummer!
Denn die Freude verbannt immer des Kummers Natur.

Ausgeweidet hat mein Inneres Kummer der Sehnsucht,
Ausgehöhltem Ast kann ich's vergleichen mit Recht.

Jede Nacht klag' ich die Schmerzen, den Kummer der Liebe,
Um das kranke Herz hat sie noch niemals gefragt.

Weil in die Länge sich zieht der Schmerz und Kummer der Liebe,
Ziehet sich von selbst Klage des Grams in die Läng'.
(S. 143-145)
_____


7.
Liebe und Wahnsinn

Der Wahnsinn und die Liebe stehen
Nah' bey einander an,
Und recht das Ding beym Licht besehen,
Ist Galle Schuld daran.

Wenn sich der Wahnsinn dein bemeistert,
So ist es Raserey;
Wenn aber Liebe dich begeistert,
So heißt's Melancholey.

Das Herz verzehrt, sich viel bekümmert,
Der Leib verzehrt im Wahn,
Sobald das Steuer ist zertrümmert,
Treibt irr' umher der Kahn.

Wer in der Hoffnung hoher Ehren
Sein Herz gibt hin zum Raub,
Muß an der Thüre sich verkehren
Zuerst in schlechten Staub.

So viel gibt mir mein Schah des Schmerzens,
So hart ist mein Geschick,
Daß nur das reine Blut des Herzens,
Mir dient zum Frühestück.

Um ihn nach Würden zu ersehen
Mit Willkomm an dem Thor,
Vereitelt ihm mein Herz die Thränen
Als Werfgeschenke vor.

Du schmiedest Waffen alldieweile
Zum Angriff auf das Herz,
Des Blickes Schwert, der Wimpern Pfeile
Durchdringen es mit Schmerz.

Wer sich begibt auf weite Strecke,
Hat zu besorgen viel,
Die Reisekosten, das Gepäcke,
Die Post, des Weges Ziel.

Viel härter bist du als das Eisen,
Weil dich nichts rühren kann,
Die Feile (wie die Schmiede weisen)
Greift doch das Eisen an.

Den Freunden, die das Herz verloren,
Erzeig' nicht Tyranney,
Denn nach der Schönheit wird geboren
Zuletzt der Tag der Reu'.

Der Kummer ist mein Seyn, mein stetes,
Und Schmerz, der niemahls ruht.
Ich sprach zum Herzen: sag', wie geht es?
Es sprach: ich danke, gut.
(S. 145-147)
_____


8.
Liebeswahnsinn

Ich bin krank und schwach geworden
Bloß aus Sehnsucht und Verlangen,
Lieg im Fieberfrost der Wimpern
Und in Fiebergluth der Wangen.

Aus ist es mit dem Verstande,
Kraft zu reden ging von hinnen,
Grausamkeiten ohne Ende
Brachten mich zuletzt von Sinnen.

Dieses Rennen, dieses Treiben
Ohne Kopf und ohne Sachen,
Dieses mein verstörtes Wesen
Wird mich noch zum Narren machen.

Sag', was nützt es wenn hinführo
Sie sich gnädig mir erzeiget,
Da sie mich durch Grausamkeiten
Zum Verderben hat geneiget.

Wenn das stärkste der Kamehle
Meiner Schmerzen Lasten trüge,
Hielt' es nimmer aus die Lasten,
Schwänd' aus Schwäche hin zur Fliege.

Um den Gram der Liebe ist es
Doch zuletzt ein lustig Leben,
Und das Herz hat seine Freude,
Schmerzensfeste sich zu geben.
(S. 148-149)
_____


9.
Neuer Liebeskummer

In der Wüste freyer Liebe
War ich wilde Turteltaube,
Doch es schloß mich deine Liebe
Als Gefangnen in die Laube.

Nie hat mir des Herzens Huldinn
Eine Freude eingeräumet,
Und mein ganzes Leben hab' ich
Von der Freude nur geträumet.

Wie soll Ruhe, wie soll Rast
Aufenthalt im Herzen finden?
Vor dem blut'gen Auge müssen
Alle Ruheplane schwinden.

Ach! der zarte Stamm des Lebens,
Wehe! weh' des armen Herzens!
Wurde längstens umgehauen
Von dem Beil des Grams, des Schmerzens.

Gestern Abends bey dem Feste
Wälzte zwar der schöne Schenke
Einige Liebkosungen
Mir herüber zum Geschenke.

Als er aber das Gesicht
Abgewendet von dem Bogen,
Kam von neuem Pfeil des Kummers
Zu demselben hergeflogen.
(S. 149-150)
_____



Achate

Liebespflichten


1.
Treue

Eine Treue von ihr verwundet wohl hundert der Augen,
Wen sie fliehet, den trifft auch nicht ein einziger Blick.

Fleht man die Schönen an, um treue beständige Liebe,
Eilen sie herbey schnell zu der Liebenden Mord.

Herr! o sage, warum ist die Freundinn so steinernen Herzens,
Daß sie mir sogar Treu' der Verwandten versagt.

Hat dich die Liebe gekocht, so nimmt dich gerne der Freund an,
Bist du aber roh, wirft er dich weg als Melon.

Deine Liebe belebt die längst erstorbenen Herzen,
Durch dieselbe wird Stammler und Stummer beredt.

Nimmer wend' ich mich ab von deiner Liebe, Geliebte!
Selbst wenn tyrannisch du legst mir die Säg' an den Kopf.

Willst du dich befrey'n von aller Schuld und Empörung,
Lache Morgens nicht, weine die Thräne der Reu'.

Schah der Schönheit! flieh nicht diese Nacht vor dem Sclaven,
Trink den Abendtrunk, trink ihn aus Hulden mit mir.

Niemahls hast du noch Jemanden Treue bewiesen;
Arme Verliebte! was setzt ihr euch von Treu' in den Kopf.

Wirf nur Einen Blick auf was du trittst mit den Füßen,
Fürstengeschwader zertritt sonsten verheerend die Welt.

Ach, ich klage mit Recht! vermehret hab' ich die Sünden,
Während des Lebens Zeit immer vermindert erscheint.

Nimmer heben den Kopf die Liebenden, die du gemordet,
Bis zum jüngsten Tag nimmer denselben empor.

Aus der Asche der Liebenden, welche getödtet die Sehnsucht,
Blüh'n nach ihrem Tod brennende Tulpen hervor.

Bin ich einstens todt, so hebt sich jegliches Stäubchen,
Als getrübtes Aug', liebend zu deinem Gesicht.
(S. 151-153)
_____


2.
Untreue

Binde das Herz ja nicht an die Wahrheit der Liebe der Schönen,
Nicht bey jedem Tropf suche beharrliche Treu'.

Nimmer ist zu trau'n den Versprechen und Schwüren der Schönen;
Wer sich ihnen ergibt, findet nur Meister des Trug's.

Du betreibest den regen Verkehr von List und Empörung,
Bist Großhändler fürwahr in dem Gewölbe der List.

Siehe, die Schönen der Welt, weichleibicht und steinernen Sinnes,
Quälen sie Liebende todt, machen sie Nichts sich daraus.

Nimmer nehmen von mir die Schönen die Waare der Klage,
Wäre gäb' dein Geld, würdest du kommen zum Zweck.

Nimmer lohnt's der Müh', das Herz dem Knaben zu schenken
Wenn die Mädchen blüh'n, Mädchen tatarischen Bluts.

Laß dir diesen Rath eintropfen ins Ohr des Verstandes,
Liebe mit Seel' und Herz Mädchen, die reif zum Genuß.

Weiber schauen bey Tag auf das Dach, und Nachts auf die Sterne,
Sternenbetrachtend liegt immer am liebsten das Weib.
(S. 153-154)
_____


3.
Gewährung

Glaubet nicht, es sey mein Bart geschwärzet mit Schminke,
Seine Schwärze ist Wirkung des schwarzen Gesichts.

Gelb ist mein Gesicht aus Schmerz unendlicher Sehnsucht,
Wie die Saat verdorrt, welcher das Wasser gefehlt.

Niemahls hat mein Fleh'n bey ihr Gewährung gefunden,
Während sie das Fleh'n Übelgesinnter gewährt.

Zwar erhob ich das Haupt, stolz auf den Adel der Liebe,
Aber dem Flaum, dem Maal, hab ich als Sclav' mich geweiht.

Als dies Mondgesicht des Nachts erhellte die Kammer,
Stand mein Glücksgestirn heller als je im Zenith.

Wie den Mond in die Arme schließt der kreisende Mondhof,
Schloß ich diesen Mond bis an den Morgen im Arm.
(S. 155)
_____


4.
Störriger Sinn

Zuvor, als ich dich kannte, hatte
Mein Haus an jedem Orte Bleiben;
Seit dem ich bin in dich verliebet
Ist ohne Haus unstät mein Treiben.

Die Schöne, die nunmehr so störrig,
War Anfangs fromm gleich einem Schafe;
Nun hat sie Hörner wie ein Widder,
Den treuen Liebenden zur Strafe.

Ich spielte langen Puff der Liebe,
Da sagte die Geliebte mir:
Wer mit mir spielet, wiss' es gebet
Kein andres Geld, als Seele hier.

Ich bin des Herrn der Welten Diener,
Von ganzem Herzen ganzer Seele,
Ich nähre Hoffnung deiner Gnaden,
Erlaub' nicht daß die Bitte fehle.

Du hast durch Pein und Qual erprobet
Wie ich ausharr' in deinem Lieben,
Ich bin in deiner Liebe Küche
Nicht roh' und ungekocht geblieben.

Vielleicht wird aus besondrer Gnade
Der Vogel dieser Glückesmatten,
Wenn ich zu Staub geworden bin,
Denn Aschenhügel einst beschatten.
(S. 156-157)
_____


5.
Läuterung

Es ward im Tiegel deiner Liebe
Ich so geschmelzt mit Pein,
Daß nun mein ganzer Körper blinket
Wie Gold geläutert rein.

Der Trennung Leiden zu ertragen
Fällt treuen Herzen schwer;
Dem Herz Erfüllung des Versprechens
Aufbringen, fallet schwer.

Es rief der Freund in meinem Leben
Einmahl ein Wort mir zu,
Es wird der Schall bis daß ich sterbe
Dem Ohr nicht geben Ruh.

Ich flehte warm und flehte innig
Zum Aug' der Herzensfrau,
Ich konnte nimmer sie erweichen,
Sie gab mir Worte, rauh.

Wenn ich den Nebenbuhler sehe
Wie an den Freund er streift,
Mich alsogleich am ganzen Leibe
Des Fiebers Frost ergreift.
(S. 157-158)
_____


6.
Liebesbrauch

Das Meer der Liebe ist unendlich,
Und nirgend ist das Land zu schauen,
Unzählig ist die Zahl der Taucher,
Und grundlos ist der Tiefe Grauen.

Im Rosenhaine deiner Liebe
Bewahre treu das Herz, das kranke,
Versag ihm nicht den Stab der Huld,
Daß es an ihm empor sich ranke.

Am Pfad der Freundinn gab ich aus
Als baares Geld der Seele Leben,
Auf solchem Markte habe ich
Ein solches Aufgeld d'ran gegeben.

Die Liebenden auch liebzukosen
Ist zwar zum alten Brauch geworden;
Bey dir ist's aber längst schon Sitte,
Grausam die Liebenden zu morden.

Durch deine Liebe habe ich
Gegeben mich in das Gerede,
Es hat das Volk der ganzen Welt
Erkläret wider mich die Fehde.

Schlecht einet sich Begier der Sinnen
Mit wahrer Liebe reiner Weihe;
Es fliegt der Falke in die Höhe,
Und in der Tiefe bleibt der Weihe.

Wo Liebe nicht im Herzen wohnt,
Ist auch die Wärme nicht gelitten;
Es tragen Stecken keine Frucht,
Und dürrer Zweig wird ausgeschnitten.
(S. 158-160)
_____


7.
Handel der Liebe

Wer in der Welt mit Recht sich rühmet
Der guten und der feinen Sitte,
Sitzt, über Liebesschmerzen klagend,
Voll Sehnsucht in des Winkels Mitte.

Ich bin als Handelsherr des Grames
Ins Land der Liebe eingefallen,
Von dorten bracht' ich Kummer mit,
Unendlichen, in ganzen Ballen.

Ich habe Nichts dabey gewonnen,
Und kann aufhören nicht zu lieben;
In diesem Thale des Erstaunens
Bin eitel ich zurück geblieben.

Es ist ein Löwe der Liebe,
Der mich als Schmetterling gefangen;
Wie sollen Söhne der Begierde
Zu Kraft und Stärke je gelangen?

Der Liebe Schenke gab den Becher
Des Grams mir in die Hand und sagte:
Gib Acht! Weh dem, der Blut des Herzens
Aus selbem zu vergießen wagte.

O Schelm der Welt, in deinen Händen
Wird die Liebkosung mir zum Wehe!
Die Schönheit, welche Seelen schmelzet,
Verderbt mich ohne Rettung, wehe!

Nicht einen Augenblick, nicht einen,
Ich Ruhe und Bestand je sehe!
O wehe dieser Schmeicheleien!
Der Zwisterweckenden, o wehe!
(S. 160-161)
_____


8.
Thun des Liebenden

Mein ganzes Thun ist Weheklagen
Die ganze liebe Zeit!
Es wird, indem ich wein' und heule,
Die Leidenschaft erneu't.

Es haben meine tausend Klagen
Zur Liebe Lust gegeben;
Es gibt die Ros', im Hain entblühet,
Dem Frühling neues Leben.

O leerer Schwätzer! sagt' ich gestern
Im Hain' zur Nachtigall,
Du hast nun lang genug geruhet,
Nun singe neuen Schall.

Der Schall von meinem Schrey'n und Klagen
So schrecklich niederfällt,
Daß Lebende und Todte glauben
Es sey das End' der Welt.

Wenn Nebenbuhler mit dem Freunde
Allein im Haine gehen,
Erhalt ich leere Complimente
Wenn sie mich kommen sehen.

Kein Wunder ist's, wenn ich verlasse
Mit Schmerz den Rosenhain,
Ich seh des Brandmaals Nebenbuhler
In weißer Rosen Schein.
(S. 162-163)
_____


9.
Liebesangedenken

Für die Saaten meiner Liebe,
Die in voller Reife steh'n,
Hab' ich in des Festes Neumond
Auch die Sichel schon gesehn.

Schätze von Geduld und Ruhe
Ich auf ihren Pfad hingab,
Denn das Paar der Schelmenaugen
Nahm dem Zoll des Weges ab.

In der Trunkenheit erlangt' ich
Einen einz'gen Kuß von ihr;
Dieses nahm sie mir sehr übel
Und entfernte sich von mir.

Fortgegangen ist die Freundinn,
Und es folget ihr der Blick,
Gleich als wenn die Seel entfliehet,
Und der Leib nur bleibt zurück.

Jedes meiner Haare triefet,
Feucht von Thränen und von Schweiß;
Denn ich muß statt ihr mich schämen,
Wenn ich, daß sie nahet, weiß.

Meiner Seele Faden riß ich
Wie am Sterbetag entzwey,
Band ihn dann an ihren Finger,
Daß gedenk sie meiner sey.
(S. 163-164)
_____


10.
Pflicht der Liebenden

Hast du vernommen die Lehre, o Herz! daß den Liebenden
Ziemt Geduld, wo nicht die Flucht vom Land.

Immer die Seele zu opfern ist Sache der Liebenden;
Thun sie es nicht immer, ist's nicht gut.

Machen sich Knaben ein Spiel mit der Seele der Liebenden,
Setze dieser seinen Kopf aufs Spiel.

Eh' ich mich einigte unter die Reihen der Liebenden,
Kannt' ich nicht den tiefen Liebesgram.

In dem Gebiethe der Schmerzen vereinet die Liebenden
Jeden Tag der Schönheit Allgewalt.

Also verfügt es der Schönheit Gesetz mit den Liebenden,
Daß man dich um ihren Tod nicht fragt.
(S. 165)
_____


11.
Begeisterung der Liebenden

Siehe, der Himmel gehöret selbst unter die Liebenden,
Deßhalb sinnt er immer neue List.

Siehe, der Freund, er verhüllt das Gesicht vor den Liebenden,
Solches ward bisher noch nicht geseh'n.

Einige schauen mit Huld auf die klagenden Liebenden,
Andre bohren Pfeile in die Brust.

Winzig nur scheint mir das Glück, wie es dunkelt den Liebenden,
Liebe ist der Fürst, das Glück Wesir.

Wer sich erkühnet zu schmähen Begeist'rung der Liebenden,
Hat die eignen Fehler nie geseh'n.

Bis an Tag des Gerichtes ersinnen die Liebenden
Andres Nichts, als Wunsch nach dem Genuß.

Über den Sinn des Genusses erklären sich blühend die Liebenden,
Von Begeist'rung wissen Kalte Nichts.
(S. 166)
_____


12.
Was sich Verliebten ziemt

Grausamkeit ziemt Schönen ge'n Verliebte,
Die zu morden mit dem Dolch des Auges ziemt;

Nicht ein jeder, der wie du gewachsen,
Weiß zu gehen wie es dir nur ziemt.

Nur den Freund zu denken ziemt Verliebten:
Innerstes Gemach nicht Fremden ziemt.

Was sich zieme, fragt' ich die Verliebten,
"Die Geduld, wo nicht die Flucht sich ziemt."
(S. 167)
_____


13.
Zustand der Verliebten

Dem Freunde klagt' ich, daß die Leiden mich betrübten;
Er sprach: was ist zu wundern, so geht es Verliebten.

Es sind von ewig her bestimmt die schwarzen Loose,
Nie hat das Schicksal Ruh' gegönnt den Verliebten.

Roth wie Jubeben sind die Spitzen dieser Finger,
Das ist das Herzensblut erschlagener Verliebten.

Durch Schönheit, die dir einzig ward von Gott geliehen,
Durch deines Ganges Reiz, gibst du den Tod Verliebten.

Wie Negerhaar wird, durch die Härte der Geliebten,
Verwirrt und schwarz der Zustand der Verliebten.
(S. 167-168)
_____


14.
Huld gegen Verliebte

Ich sah das sich die Kleider wie die Adler hoben,
Weil Schöne sich gezeigt mit Hulden den Verliebten.

O harter Schah! erzeig' dich huldvoll den Verliebten.
Des Grames Geyer frißt die Herzen der Verliebten.

Huldvollen Blick wollst du auf deinem Pfad nicht weigern,
Wo Seelen hinzustreu'n bereit sind die Verliebten.

Es leiten meine Seufzer hin zu der Geliebten,
Und Bothenlohn dafür wird ihnen von Verliebten.

So früh als spät ist groß Gedräng in ihrem Hause
Von Nebenbuhlern und geschlagenen Verliebten.
(S. 168)
_____


15.
Liebestrost

Wie die Flöte geheim, hab' ich ein Liebchen gefunden,
Und die Nachtigall nahm zur Vertrauten ich mir.

Junger Vogel bin ich, dem noch nicht die Flügel gewachsen;
Freundinn! noch ist's nicht Zeit, daß ich verlasse das Nest.

Nur von deiner Lieb' ertönen die Flöten im Munde,
Und aus Begier nach dir tanzt in den Händen das Glas.

Wenn ich schwöre, so schwör' ich nur bey der Schönheit der Freundinn,
Ihr geopfert, bezeugt Wahrheit des Schwures das Herz.

Gutes und Böses vermischt, erlernet sie von Gespielen,
Mit unreifer Traub' ist die gereifte vermischt.

Also schäm' ich mich der unvollkommenen Liebe,
Als entschuldigte ich nie zu verzeihende Schuld.

Während du mich grausam verfolgst mit unendlicher Härte,
Kam in Lieb' und Treu' nie mir ein Fehler zu Schuld.

Weit ist des Weges Ziel, mit Dornen besäet die Pfade,
Und an Kraft fehlt's mir, Hände und Füß' sind gelähmt.

Zürne mir nicht, wenn ich vortrage bescheidene Bitte,
Du erfüllst sie doch nicht, grolle nicht weiter, o Seel'!

Durch Liebkosungen ward ich wirklich zum Diener des Abgotts,
O erbarme dich mein! denke, o denke an Gott!

Du versprachest mir mit eigener Hand mich zu tödten,
Diese Hoffnung allein tröstet das traurige Herz.
(S. 169-170)


Übersetzt von Joseph von Hammer-Purgstall (1774-1856)
 

Biographisches:

(Angaben nach Hammer-Purgstall)

(...) Abul Maani [war] ein persischer Derwisch, welcher zu Sultan Murad's III. Zeit größten Theils zu Constantinopel gelebt, früher aber den ganzen Orient als Reisender durchzogen habe. Mehr zu erfahren hat bisher, trotz aller fortgesetzten Forschungen und Nachfragen, nicht gelungen. Habe er aber gelebt wo und wann immer, sey er seines Stammes und Standes gewesen wer er wolle, er war Dichter in dem vollsten Sinne des Wortes, wie dieß fast jedes der aus seinen Werken abgerissenen Distichen bezeuget.
Er hat Gaselen und Kaßide, d.i. einfach gereimte erotische und elegische, und Mesnewi, d.i. doppelt gereimte didactische, romantische oder satyrische Gedichte geschrieben. (...)

Gedichte und biographische Notiz aus:
Juwelenschnüre Abul Maani's
(des Vaters der Bedeutungen)
das ist Bruchstücke eines unbekannten persischen Dichters
Gesammelt und übersetzt durch Joseph von Hammer
Wien 1822



 

 


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