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Antara ben Scheddad von Abs
(Antarah ibn Shaddad)
(6. Jh.)
Die Liebeslieder seiner Moallaka
Besuch der verlassenen
Wohnung
Wo gibt es Trümmer, welche nicht umschweben Dichterlieder?
Du standest lang und zweifeltest, kennst du die Wohnung wieder?
O Wohnung Abla's in Dschiwa, sag mir ein Wort verborgen!
O Wohnung Abla's, friedlich sei dein Abend und dein Morgen!
Ich hielt daselbst und weilte lang auf türmendem Kamele,
mit Muße zu befriedigen die Wünsche meiner Seele.
Hier in Dschiwa war Abla sonst gelagert, und die Meinen
dort auf Elhasn und Elsamman und Mutethallem's Steinen.
Verlaßne Spuren, seid gegrüßt, vom Fußtritt lang vermieden! -
Sie schweigen und verstummen mir, denn Abla ist geschieden.
Übersetzt von
Friedrich Rückert (1788-1866)
Aus: Hamasa oder die ältesten arabischen Volkslieder
gesammelt von Abu Temmam
übersetzt und erläutert von Friedrich Rückert
Stuttgart 1846 Zweiter Teil (S. 145)
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Die Geliebte unter dem
feindlichen Stamme
Sie wohnet in der Löwen, der brüllenden, Revier;
der Weg, o Tochter Machsem's, ist mir verlegt zu dir.
Ich ward ihr gut aus Zufall, als ich die Ihren schlug.
Beim Leben deines Vaters, der Wahn ist wahnhaft gnug.
Doch glaube du nicht anders: in meinem Herzen hast
den Platz du eingenommen als einzig werter Gast.
Übersetzt von
Friedrich Rückert (1788-1866)
Aus: Hamasa oder die ältesten arabischen Volkslieder
gesammelt von Abu Temmam
übersetzt und erläutert von Friedrich Rückert
Stuttgart 1846 Zweiter Teil (S. 145)
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Der Aufbruch vom Weideort
So ist es dein Entschluß und soll die Stätte sein geräumt!
Ja, euere Kamele sind in finstrer Nacht gezäumt.
Besorgnis machte dieß mir schon, daß ihre Stuten hier
nicht Chimchim-Beeren finden mehr zu nagen im Revier.
Darunter sind nicht weniger Milchgebende als zwei
und vierzig, schwarz, alsob ein Rabenfittig jede sei.
Chimchim, ein stachlichtes
Gewächs, das die Kamele
beweiden. Die Weide hier ist erschöpft, darum
muß nach anderm Ort aufgebrochen werden.
Zwei und vierzig lauter Milchgebende bezeichnet einen
großen Herdereichtum. Schwarze Kamele
sind die seltensten und kostbarsten,
oft als ausschließlicher
Königsbesitz geschildert.
Übersetzt von
Friedrich Rückert (1788-1866)
Aus: Hamasa oder die ältesten arabischen Volkslieder
gesammelt von Abu Temmam
übersetzt und erläutert von Friedrich Rückert
Stuttgart 1846 Zweiter Teil (S. 146)
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Der geküßte Mund
Wie sie dich nahm gefangen mit einem Zahne blank,
der lieblich ist im Kusse, und spendet süßen Trank;
Alsob ein Würzeladen sei in der Schönen Mund,
den fernher tut der Odem vor der Berührung kund;
Oder ein Frühlingsgarten von frisch bethauter Flur,
ein unberührter, ohne der Herde Tritt und Spur,
Getränkt von jeder milden Wolk' ohne Frost und Wind,
daß alle Wasserpfützchen wie Silbertaler sind;
Begossen und beträufelt, und jeden Abend fließt
die Flut darüber, die sich unausgesetzt ergießt.
In abendlicher Feier die Mücke schwärmt, es klingt
ihr Lied ununterbrochen, wie ein Berauschter singt;
Die, wo sie eine Schulter reibt an die andre, schwirrt,
wie wer mit stumpfen Fingern am Feuerzeuge klirrt.
Übersetzt von
Friedrich Rückert (1788-1866)
Aus: Hamasa oder die ältesten arabischen Volkslieder
gesammelt von Abu Temmam
übersetzt und erläutert von Friedrich Rückert
Stuttgart 1846 Zweiter Teil (S. 146)
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Die Abends sich und Morgens auf weiche Polster legt,
indess mich eines braunen gezäumter Nacken trägt.
Mein Polster ist ein Sattel auf einem derb von Gang,
der stattlich ist von Wampen und um den Gurt gedrang.
Übersetzt von
Friedrich Rückert (1788-1866)
Aus: Hamasa oder die ältesten arabischen Volkslieder
gesammelt von Abu Temmam
übersetzt und erläutert von Friedrich Rückert
Stuttgart 1846 Zweiter Teil (S. 147)
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Wenn du dich mir
verschleierst, so bin ich doch der Mann,
der fangen einen Ritter in seinen Waffen kann.
Du solltest Lob mir spenden um das was kund dir ward:
denn wo man mich nicht reizet, da bin ich sanft von Art;
Doch wo man mich erzürnet, da zürn ich ungelind,
und mein Geschmack ist bitter als wie die Koloquinth.
Übersetzt von
Friedrich Rückert (1788-1866)
Aus: Hamasa oder die ältesten arabischen Volkslieder
gesammelt von Abu Temmam
übersetzt und erläutert von Friedrich Rückert
Stuttgart 1846 Zweiter Teil (S. 147)
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Wein trank ich manchmal auch fürs glänzende geprägte,
wann sich die schwüle Luft am Mittag nicht bewegte,
Aus einem gelben Glas, das zierlich ist gerieft,
zur Linken eine Kann', an der die Schnipfe triefst.
Dann, wann ich trunken bin, vertu ich wohlgemut
mein Gut, doch völlig bleibt die Ehr' in sichrer Hut.
Und nüchtern fahr ich fort in meiner Großmut Gleise,
und so wie du mich kennst, bleib ich an Art und Preise.
Übersetzt von
Friedrich Rückert (1788-1866)
Aus: Hamasa oder die ältesten arabischen Volkslieder
gesammelt von Abu Temmam
übersetzt und erläutert von Friedrich Rückert
Stuttgart 1846 Zweiter Teil (S. 147)
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O Schäfchen, das mag jagen mit Lust, wem's ist erlaubt;
doch mir ist es geraubet, o wär es nicht geraubt!
Da sandt ich meine Sklavin und sprach zu ihr: Geh hin,
und späh' und bringe Kundschaft von ihr mir zum Gewinn.
Sie kam und sprach: Die Feinde sah ich, sie lagen still;
das Schäfchen ist zu treffen dem der es treffen will.
Sie zeigt, wo sie sich wendet, den Hals von einem Hinde,
dem Jungen eines Rehs, an der Stirn mit weißer Binde.
Übersetzt von
Friedrich Rückert (1788-1866)
Aus: Hamasa oder die ältesten arabischen Volkslieder
gesammelt von Abu Temmam
übersetzt und erläutert von Friedrich Rückert
Stuttgart 1846 Zweiter Teil (S. 149)
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Biographisches:
siehe:
http://en.wikipedia.org/wiki/Antara_Ibn_Shaddad
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