Fusuli, d.i. der Uebermüthige
gest. i. J. 970 (1562)
Brauen, die der Anstrich schminkt,
Säbel, der geglättet blinkt!
Welchem Rosenbeet gehöret
Deine schwanke Ceder an?
Welchem Rosenstrauche schließt sich
Deine Rosenknospe an?
Welches Gartens Früchte machen
Wässern so wie du den Mund?
Welche Palme traget Früchte
Wie des Kinnes Apfelrund?
Welches Fest erleuchten Lampen,
Welche deinen Wangen gleich?
Welcher Kerze Licht ist jemahls
Deiner Wangen Sonne gleich?
Kann mit deinem Schönheitsschatze
Sich vergleichen wohl ein Hort?
Welchen Schatz bewahr't ein Drache
Wie dein Haar in einem fort?
Welches Gartens Nachtigallen
Singen wie Fusuli du?
Welcher Nachtigallen Klage
Nimmt, wie deine, alle Ruh'?
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In deiner off'nen Stirne ist der Tag,
In deiner Wangen Rosenstrauch verliebt,
Es fehlt an Liebenden nicht beym Gelag,
Da sie der Himmel und die Erde gibt,
Es gibt der Schmetterling die Seele dir,
Du brauchst den Flammendolch zu ziehen nicht.
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Es fühlet maches harte Herz
Dein Liebesfeuer in sich rieseln,
Sieh, deine Liebe ist ein Feuer,
Das eingeschlossen ist in Kieseln.
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Halte für Vogelnest nicht auf dem Kopf Medschnun's das Geflechte,
Wirbel der Liebe hat Reisig zusammengeknäult.
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Wo ist ein Rosenbeet,
In dem ein Rosenstrauch,
Wie deine Ceder blüht?
Wo ist ein Rosenstrauch,
Auf welchem ein Rubin
Gleich deinem Munde glüht?
Wo ist ein Rosenhain,
Worinnen Rose blüht,
Die deiner Schönheit gleich?
Wo ist ein Rosenblatt,
Das den Spinell verstreut,
Der deinem Lächeln gleich?
Wo ist der Palmenhain,
In welchem, wie dein Wuchs,
Die Palme fruchtbar steht?
Wo ist der Palme Frucht,
Die mit des Kinnes Rund
Den Wettstreit je eingeht?
Wo ist ein Henker, der
Jemahls so vieles Blut
Vergoß auf dem Schaffot?
Wo ist ein Henkerschwert,
Das deinen Wimpern gleich
Vom Herzensblute roth?
Wo ist der Freunde Kreis,
In welchem, wie dein Wuchs,
Die Kerze stolz sich hebt?
Wo ist der Kerze Glanz,
Der, wie dein Augenschein,
Den Freundekreis belebt?
An welchem Orte nicht
Ein Schönheitsschatz versteckt
Von deiner selt'nen Art?
Und welcher Schatz wird denn
Von Schlangen wie dein Haar
Vor bösem Aug' bewahrt?
Wer hat im Rosenhain
Gehöret Nachtigall
Wie dich, Fusuli, je?
Vergleicht was Nachtigall
Geklagt, geweinet je,
Sich deinem Ach und Weh
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Die Zauberceder schwankend zu dem Bade kam,
Mit Wangenkerzenglanz erhellt sie das Hamam,
Aus dem zerrissenen Besetz der Neumond schien,
Und als sie ganz entkleidet, sie als Vollmond schien.
Als um die Lenden sie die blaue Schürze wand,
Schien's, daß ein Veilchenbeet in Mandelblüth' verschwand.
Der Rand des Beckens harrt, daß ihn Pantoffel weihen,
Von ihrem Angesicht nimmt Glanz das Glas zu leihen,
Im Wahne, daß hier Edens Perlen wären feil,
Ergriff der Badewärter Reibetuch in Eil',
Es öffnete der Kamm das Haar, das Moschus hauchte,
Wie es sich kräuselte, die Erde Ambra rauchte,
Die Tasse küßt die Hand, es neidet sie die Fluth,
Aus Unruh' zittert sie, indeß ihr Körper ruht.
Als sie dem Bad entstieg, deckt sie mein Augenschleyer,
In meinem Auge machet sie nun Abendfeyer.
Der Mann des Auges gießt die Thränen ihr zu Füßen,
Denn an der Cedern Fuß stets reine Wasser fließen.
Dem Wärter wird von mir der Seele Gold gezollt,
Damit dein Silberleib ausgebe nicht das Gold.
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Aus Bagdad, das berühmte
Gedicht seines Fünfers ist Leila und Medschnun, dann sein Gedicht
Beng und Bade, d.i. Opium und Wein, welches den Genuß desselben
besingt. In schöner Prose übersetzte er Husein Kaschisi's Garten der
Märtyrer, unter dem Titel Ziergarten der Glückseligkeit, d.i. die
Geschichte des Märtyriums Ali's und seiner beyden Söhne Hasan und Husein.
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